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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Gittern und fletschten passend und furchteinflößend die Zähne. Niemand kann auf das Dach klettern, da die Tür von der Aula her abgeschlossen ist. Oben im Treppenhaus ist der Zugang durch eine Falltür verschlossen. Wahrscheinlich habe ich mich schließlich mit der Idee angefreundet, weil sie so absolut unheimlich ist – es ist kaum zu glauben, daß Hunde zu komplizierten Operationen in der Lage sind, ich werde Ihnen gleich erzählen, welche – obwohl wir natürlich all die Geschichten von Hardys aufmerksamen Schäferhunden und Lassie kennen.
    Wir haben an beiden Enden eines jeden Flurs elektrische Kontakte angebracht, und wenn die Hunde alle Räume einer Etage abgesucht haben und nirgends jemand ist, drücken sie mit der Pfote den Kontakt, und in Mr. O’Haras Wohnung ertönt ein Klingelzeichen. Die ganze Nacht über machen sie ihre Runden durch das Haus, und wenn sie einen Eindringling finden, halten sie ihn fest, bis Hilfe kommt. Sie greifen ihn aber nicht an, es sei denn, er versucht zu fliehen oder eine Waffe zu ziehen oder ähnliches. Dann würden sie ihn anspringen, soviel ich weiß – Mr. O’Hara bot mir an, das mit einem Mann in dick gepolsterter Schutzkleidung zu demonstrieren, aber ich habe mich auf sein Wort verlassen. Er mußte mir nur versichern, daß die Hunde unter gar keinen Umständen jemanden töten. Wie Ihnen sicher aufgegangen ist, können die Hunde den Kontaktschalter am Flurende nicht betätigen, wenn sie einen Eindringling gestellt haben, und wenn Mr. O’Hara das Klingelzeichen nicht hört, macht er sich auf, vermutlich bis an die Zähne bewaffnet, und schaut nach, was los ist. Auf meinen nachdrücklichen Wunsch benachrichtigt er noch die Polizei, bevor er losgeht. Das ist alles.«
    »Ein gut ausgeklügeltes System«, sagte Kate. »Sehr wirkungsvoll, nehme ich an.«
    »Absolut. Es hat keinen einzigen Diebstahl oder Einbruch mehr gegeben; Mr. O’Hara meint, daß Leute, die die Absicht hätten einzubrechen, von den Hunden wissen, obwohl wir es geheimgehalten haben. Als die Hunde noch nicht lange bei uns waren, hatten wir einmal einen unglücklichen Handwerker hier, der sich freundlicherweise bereit erklärt hatte, noch nach Feierabend eine undichte Stelle in einer der Toiletten zu reparieren, und niemand hatte daran gedacht, Mr. O’Hara Bescheid zu sagen. Die Hunde stellten den armen Mann, der zum Glück einfach stehenblieb und zitterte, bis Mr. O’Hara kam und die Hunde zurückrief.«
    »Ich habe natürlich eine Unmenge von Fragen zu diesem faszinierenden System«, sagte Kate, »aber ich sollte meine Neugier wohl zügeln, bis wir zum Problem von heute abend gekommen sind. Vermutlich haben die Hunde heute jemanden gestellt.«
    »In der Tag. Angelica Jablons Bruder, um genau zu sein. Der Junge war ohnehin schon in einem fürchterlichen Zustand, und als diese beiden zähnefletschenden Bestien ihn in die Enge trieben, ist er vollends in Panik geraten und schließlich gefallen; dabei ist er mit dem Kopf gegen irgendeine Kante geschlagen und hat sich eine Platzwunde geholt, die schrecklich geblutet hat, was ja bei Schädelwunden normal ist. Jetzt ist er im Krankenhaus und wird wegen Schock und Gehirnerschütterung behandelt. Er wird bald wieder in Ordnung sein, zumindest was die kleine Episode von heute abend betrifft. Angelica hat ihn wahrscheinlich buchstäblich in einer Blutlache liegen sehen, bevor er ins Krankenhaus gebracht wurde. Sie liegt im Krankenzimmer am Ende des Flurs, hat hysterische Anfälle und wird hoffentlich von Mrs. Banister beruhigt. Die Hunde sind wieder auf dem Dach, und das Theban hat eine neue Krise. In dieser Woche haben wir mehr als unser übliches Quantum an Katastrophen.«
    Kate mochte den lockeren Tonfall, in dem Miss Tyringham diese ungewöhnliche Geschichte berichtet hatte. Vom Standpunkt der Schulleiterin aus gesehen, war es lebensnotwendig, das Drama herunterzuspielen – ein ungezogener Junge hatte sich versteckt, war von ein paar Hunden erschreckt worden und hatte sich den Kopf angeschlagen. Ein unglücklicher Unfall; natürlich sollten die menschlichen Hintergründe des Ereignisses nicht heruntergespielt werden, aber Miss Tyringham wollte vermeiden, daß daraus, daß es sich im Theban ereignet hatte, irgendwelche Panikreaktionen entstanden. Das konnte Kate ihr gut nachfühlen.
    Dennoch wurde Kate bei Miss Tyringhams Bericht von demselben nackten Entsetzen gepackt, das der Junge empfunden haben mußte. Sich allein in einem unbeleuchteten Gebäude zu

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