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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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ruinierten Turnhallenboden erzählt hatte. »Ja; natürlich haben wir als erstes Eisengitter vor allen Fenstern im Erdgeschoß anbringen lassen und die Türen so gesichert, daß ein Eindringen eigentlich nur mit Hilfe einer größeren Explosion möglich wäre. Doch die Methoden der Einbrecher von heute sind vielfältig und oft sehr einfallsreich. Wir versuchen zwar, unsere Augen überall zu haben, aber aus verschiedenen Gründen können wir keinen Wachmann den ganzen Tag in der Eingangshalle postieren – jeder, der will, kann sich Zugang zum Gebäude verschaffen, sich verstecken und warten, bis alle nach Hause gegangen sind. Das erfordert zwar eine gewisse Geschicklichkeit, um dem Reinigungspersonal nicht über den Weg zu laufen, aber ich glaube, daß das sogar den Einfallsreichtum des primitivsten Räubers nicht überfordert. Außerdem wechselt unser Personal für Küche und Reinigung zum großen Teil häufig – auch wenn es sich heutzutage nicht gehört, das zuzugeben; natürlich haben wir auch unsere alten, zuverlässigen Angestellten, aber die Gründe der anderen, diesen Job anzunehmen, kennt man nicht. Heutzutage kann man froh sein, wenn man überhaupt jemanden findet, der den Besen schwingt, ohne sich zu Höherem berufen zu fühlen: kurz, man fragt nicht lange. Dann sind da noch Lieferanten, Installateure, Schreiner – nun, wir brauchen das nicht endlos fortzusetzen; wir haben verdammt viel Glück gehabt, daß bisher in der Schule nichts wirklich Ernstes passiert ist. Natürlich waren alle über den Turnhallenboden entsetzt, aber es hätte noch viel schlimmer kommen können.
    Dann«, fuhr Miss Tyringham fort, »stellten wir gesegnet sei der Tag – Mr. O’Hara ein, einen Veteranen der U.S. Army, der als Sergeant viele Jahre Erfahrung im Wachdienst mitbrachte. Die Penthouse-Wohnung, die wir ihm anbieten konnten, gefiel ihm, und das niedrige Gehalt war kein besonderes Problem, da er seine Pension hat und für niemand sorgen muß. Verzeihen Sie meine außerordentliche Weitschweifigkeit, aber solange Sie sich kein Bild über die Hintergründe machen können, werden Sie das Geschehene nicht verstehen.
    Mr. O’Hara zog ein und bekam die Dinge sehr gut in den Griff. Er schloß sämtliche Treppenhauszugänge ab, nahm beide Aufzüge nachts mit nach oben – er sagte, es mache ihm nichts aus, für den zweiten zu Fuß nach unten zu gehen; nur beim Hinaufgehen beginne er sein Alter zu spüren – und alles schien wunderbar, bis die Feuerpolizei die abgeschlossenen Treppenhäuser entdeckte und feststellte, daß Mr. O’Hara im Fall eines Feuers keinen schnellen Fluchtweg habe außer dem Sprung vom Dach – hoffentlich ins Sprungtuch der Feuerwehr. Natürlich konnten wir nicht zulassen, daß Mr. O’Hara von Dächern springen muß, wie zuversichtlich auch immer; da kam er mit einem Vorschlag zu mir, der zunächst verblüffend schien, sich dann jedoch als durchaus praktikable Lösung erwies. Er schlug Hunde vor.«
    »Hunde?« fragte Kate. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet.
    »Ja, meine Liebe, Hunde. Zwei höchst bösartig aussehende Dobermänner, die, wie mir Mr. O’Hara versichert, nie jemanden angreifen würden. Sie sorgen einzig und allein dafür, daß niemand mehr im Gebäude ist, wenn es abgeschlossen wird. Absolut niemand. Diese Aufgabe erfüllen sie – so ungewöhnlich das heutzutage klingen mag – ganz hervorragend, und wie Mr. O’Hara, der extrem konservativ zu sein scheint, betont, ohne Lohnforderungen, Demonstrationen oder Streiks. Natürlich reagierte ich auf den Vorschlag erst mal ablehnend und fand die Sache undurchführbar – man stelle sich vor: zwei bösartige Hunde, egal wie wenig bissig auch immer, in einer Schule mit fünfhundert Mädchen, von Lehrern, Eltern oder Putzkolonne ganz schweigen. Die Vorstellung war absurd. Doch Mr. O’Hara versicherte mir, daß Kaufhäuser im ganzen Land seit Jahren mit Hunden arbeiteten, und zwar ohne die geringste Gefahr für die Kunden oder sonst jemanden; die Hunde werden nur losgelassen, wenn niemand mehr im Haus ist, zumindest niemand, der ein Recht hat, dort zu sein, und darum geht es ja gerade.«
    »Wo sind sie tagsüber?«
    »Auf dem Dach, meine Liebe, neben Mr. O’Haras Penthouse. Sie haben einen äußerst eleganten Zwinger mit Freilauf und Hütte, und Mr. O’Hara geht täglich am frühen Morgen mit ihnen in den Park. Ich habe mir den Zwinger angesehen – als Schulleiterin muß man ja schließlich Bescheid wissen – da standen sie hinter

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