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Schulterwurf

Schulterwurf

Titel: Schulterwurf
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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fehlen oder zumindest teilweise nicht anwesend zu sein. Auch heute war so ein Tag, denn die Vorführung
     des Großmeisters war etwas sehr Besonderes.
    In der Schule hatte sich die Halle bereits gut gefüllt. Alle wollten die Vorführung von Yamada Yuuto mitbekommen. Auch die
     chronischen Zuspätkommer waren durch die Verschiebung schon fast vollzählig. Nur der Großmeister fehlte.
    Der Schuldirektor wandte sich an Linh und fragte, wo der Meister denn bliebe. Die Schüler würden schon unruhig. Er wolle die
     Begrüßung machen, müsste aber bald wieder weg, weil er noch so viele Dinge zu erledigen habe.
    »Es tut mir sehr leid«, entschuldigte sich Linh. »Aber Herr Yuuto ist mal wieder verschwunden. Wir suchen ihn gerade.«
    Direktor Stölzer verzog sein Gesicht zu einer säuerlichen Miene. »Also allmählich fällt uns unser Gast doch sehr zur Last«,
     beschwerte er sich. »Einbisschen mehr Verlässlichkeit hätte ich doch von einem Judomeister erwartet! Ich werde die Vorführung absagen und alle Schüler
     in den Unterricht schicken!«
    »Alle?«, fragte Linh entsetzt nach. Sie berichtete dem Direktor, dass sich Ilka, Michael, Jabali und Lennart gerade auf die
     Suche machen wollten.
    Direktor Stölzer nickte und erteilte den Fünf Assen die Erlaubnis, vom Unterricht fernzubleiben, um den »anstrengenden Großmeister«
     zu suchen.
    Linh atmete durch. Dass Yuuto sie so hinters Licht geführt hatte, enttäuschte sie sehr. Aber dass der Direktor auch noch so
     tat, als sei
sie
, die elfjährige Linh, für sein Verschwinden verantwortlich, ärgerte sie. Und nicht nur das! Scheinbar hielt er es nicht für
     nötig, selbst etwas zu unternehmen, um ihn wiederzufinden.
    »Wir müssen uns aufteilen«, schlug Lennart vor, als die fünf wieder zusammenstanden. »Michael schaut sich noch mal in dem
     alten Haus um.«
    Michael zeigte auf seinen Verband und schüttelte den Kopf. »Ich klettere da nicht noch mal hinein!«
    »Es genügt, anzuklopfen oder zu horchen, ob Yuuto sich im Haus aufhält.«
    »Wie soll man sich dort aufhalten bei dem Gestank?«, fragte Michael, aber er erklärte sich bereit nachzuschauen.
    Jabali sollte zur Bank laufen. Lennart selbst wollte gemeinsam mit Ilka in der Bibliothek nachfragen.
    »Und ich bleibe erst mal hier«, bot Linh sich an. »Für den Fall, dass Yuuto plötzlich doch noch hier auftaucht.«
    Jabalis Fährte erwies sich schnell als Sackgasse. Er hatte eines der Plakate, auf denen Yamada Yuuto abgebildet war, mitgenommen,
     zeigte es den Bankangestellten und fragte, ob er heute schon hier in der Bank gewesen sei. Die Bankangestellten verneinten
     und Jabali setzte sich vor dem Gebäude auf eine Bank.
    Lange hielt er es dort aber nicht aus. Jabali war nicht der Typ für Observationen. Er musste sich bewegen. Nach zehn Minuten
     stand er auf und hüpfte ein wenig auf der Stelle, nach fünfzehn Minuten begann er, im Trippelschritt auf der Stelle zu laufen,
     und nach einer halben Stunde rannte er durch den Park zurück zur Schule und meldete Linh, dass vom Großmeister nichts zu sehen
     war.
    Ähnlich erging es Michael. Die Tür des alten, stinkenden Hauses war nur angelehnt. Offenbar hatten die Kinder am Vortag vergessen,
     die Tür hinter sich zu schließen. So konnte Michael ins Haus hinein, rief nach dem Großmeister, hielt sich die Nase zu und
     durchsuchte im Eiltempo alle Zimmer. Von Yuuto keine Spur.
    Nur Lennart und Ilka stießen auf echte Neuigkeiten. Die Bibliothekarin konnte sich nämlich an Yamada Yuuto erinnern: »Er war
     gestern hier und hat das Buch gesucht.«
    »Das Buch?«, wunderte sich Ilka. »Was denn für ein Buch?«
    »Ein Buch von Günter Bruhn.«
    Ilka und Lennart schauten sich an – und verstanden überhaupt nichts mehr.
    »Ein Buch des toten Günter Bruhn?«
    »Er ist tot?«, fragte die Dame hinter dem Informationstresen erschüttert. Sie wollte Lennart und Ilka diese Neuigkeit kaum
     glauben. »Er war doch erst vor ein paar Wochen wieder aufgetaucht, nachdem ich ihn eine Ewigkeit nicht hier gesehen hatte.
     Ich habe ihn gefragt, wo er all die Jahre gesteckt hat, aber er hat nicht darauf geantwortet. Er sah sehr schlecht aus. Abgemagert
     und kaum mehr Haareauf dem Kopf. Aber er wirkte wie jedes Mal sehr aufgeregt und bat mich, ihm das Buch wieder auszuhändigen.«
    »Was denn für ein Buch?«, hakte Ilka noch mal nach.
    »Er hatte mich vor Jahren gebeten, es für ihn aufzubewahren. Ich tat ihm gern den Gefallen. Denn es war ein ganz besonderes
    
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