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Schulterwurf

Schulterwurf

Titel: Schulterwurf
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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Buch.«
    »Ein Roman?«, fragte Lennart.
    Die Bibliothekarin schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, aber ich weiß es nicht. Ich konnte es nicht lesen.«
    Das wurde ja immer seltsamer, fand Lennart. Jetzt konnten Bibliothekarinnen schon keine Bücher mehr lesen.
    »Es war kein gedrucktes Buch«, erklärte die Dame. »Sondern mit schwarzer Tinte in japanischer Handschrift geschrieben. Ein
     Original. Ein Unikat. Wunderschön. Aber leider kann ich kein Japanisch. Dem Papier und dem Umschlag nach zu urteilen, musste
     es sehr, sehr alt sein. Und deshalb wohl auch außerordentlich wertvoll. Ich hatte ihn noch gefragt, warum er ein so teures,
     schönes Buch nicht in einem Bankschließfach aufbewahrt, aber er fand, dort wäre es nicht mehr sicher genug. Ermeinte, in einer Bibliothek würde es niemand vermuten. Da musste ich ihm allerdings recht geben. Dass er nun tot ist . . .«
     Sie schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Aber vielleicht hatte er es sich jetzt doch anders überlegt und wollte das Buch in ein Schließfach legen«, überlegte Ilka
     laut.
    Die Bibliothekarin nickte. »Ja, das könnte sein.«
    Darum also hatte der Großmeister die Bank aufgesucht!, fiel Lennart ein. Aber da er auch kein Buch in der Hand getragen hatte,
     als er aus der Bank gekommen war, hatte er es wohl auch dort nicht gefunden.
    Ilka und Lennart bedankten sich und sausten zurück zur Schule, um den anderen von den Neuigkeiten zu berichten.
    Jetzt wussten sie wenigstens, wonach Yamada Yuuto suchte: nach einem alten Buch, geschrieben in japanischer Handschrift!
    Für Linh stand fest: »Wir müssen den Direktor einweihen. Höchste Zeit, alles in Bewegung zu setzen, um Yamada Yuuto zu finden.«
    Das Vorzimmer des Direktors stand leer. Linh klopfte an die Tür des Büros.
    Der Direktor schrie: »Jetzt nicht!«
    »Habt ihr was gehört?«, fragte Lennart die anderen scheinheilig.
    Alle schüttelten grinsend den Kopf. Außer Michael, der feixend mitteilte: »Der Direktor hat doch deutlich
herein
gesagt, oder

    Er öffnete die Tür und ließ Linh den Vortritt. Die anderen folgten.
    Der Direktor stand am Fenster und fragte erstaunt: »Ich habe doch gesagt . . . Was ist das denn für ein Auflauf?«
    Linh trat selbstbewusst einen Schritt vor.
    »Herr Professor Stölzer«, begann sie. Sie spürte, wie aufgeregt sie war. Ihre Stimme zitterte regelrecht. »Wir . . .«, sie
     warf einen kurzen Blick auf ihre Freunde, ». . . machen uns große Sorgen um Yamada Yuuto. Er ist unauffindbar. Was ist, wenn
     ihm was passiert ist?«
    Der Direktor atmete einmal tief durch. »Ich muss wirklich sagen, dieser Yuuto kostet mich meine letzten Nerven. Also, bitte.«
     Mit einer Handbewegung bot er den Kindern an, sich zu setzen. Da es aber nur zwei Besucherstühle gab, blieben alle stehen.
    Linh erzählte alles, was sie wussten, in der Hoffnung,der Direktor würde jetzt endlich etwas unternehmen.
    »Wir glauben, dass Yamada Yuuto Hilfe braucht«, beendete sie ihren Bericht.
    Der Direktor runzelte sorgenvoll die Stirn. »Wenn wir öffentlich bekannt geben, dass wir ihn vermissen, dann verlieren wir
     das Vertrauen verschiedener Geldgeber«, murmelte er vor sich hin. »Das hätte fatale Auswirkungen auf unsere wirtschaftliche
     Situation.«
    Die Kinder warteten gespannt auf eine Entscheidung des Direktors. Doch stattdessen klingelte das Telefon auf dem Schreibtisch.
    Der Direktor nahm das Telefonat entgegen. »Ein Interview? . . . Mit unserem Gast? . . . Nein, jetzt nicht! . . . Ja, bestimmt.«
     Er stellte den Hörer umständlich zurück auf die Basis, schüttelte den Kopf und sagte: »Jetzt meldet sich auch noch ständig
     die Presse.«
    Abwesend ordnete er die Papiere auf seinem Schreibtisch, rückte einen Briefbeschwerer zurecht, suchte scheinbar etwas und
     wischte dann ein paar Staubkörner von der glatten Tischplatte. Es schien, als hätte er die Kinder für einen Moment ganz vergessen.
    »Wir sollten nicht überstürzt handeln!«, schlug er dann vor. »Ich bin sicher, Herr Yuuto taucht in Kürze wieder von selbst
     auf.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«, setzte Linh nach.
    »Hört mal, Kinder.« Direktor Stölzer ruckelte wieder an dem Briefbeschwerer.
    Ilka wollte aber nicht mehr hören. Schon am Tonfall erkannte sie, dass der Direktor wieder nur beschwichtigen wollte.
    »Ist das die berühmte Gastfreundschaft unserer Schule?«, fiel sie ihm empört ins Wort.
    Der Direktor verschärfte ebenfalls seinen Ton: »Solange wir nichts Konkretes
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