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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Wir fuhren herum, aber da wir auch die Windschutzscheibe mit Kisten verrammelt hatten, konnten wir nicht erkennen, was draußen vor sich ging.
    Weitere dumpfe Schläge folgten, bis schließlich von Neuem Stille eintrat. Anhaltende, endgültige Stille. Wir warteten.
    Zehn Minuten.
    Eine halbe Stunde.
    Eine Stunde.
    Schließlich sagte Dr. Eisley: »Sie sind fort.«
     
    In der Morgendämmerung wagten wir uns wieder nach draußen. Wir fanden das Lager völlig verwüstet. Computer, Messgeräte, Benzinkocher, Isolierkleidung, Heizgeräte, Vorräte – alles war zerstört, und zwar so nachhaltig und zielgerichtet, dass man schon von Vorsatz sprechen konnte. Rückblickend ist mir klar, dass dem auch so war: Die Kreaturen hatten mit voller Absicht dafür gesorgt, dass uns nur ein Ort blieb, an den wir gehen konnten, wenn wir nicht jämmerlich erfrieren wollten.
    Der Motor des SnoCat war ebenfalls unbrauchbar, einige gezielte Hiebe gegen Zylinderbock und Nebenaggregate hatten ausgereicht, ihn irreparabel zu beschädigen – die lauten Schläge, die wir gehört hatten. Selbst das hielten wir damals noch für einen schicksalhaften Zufall.
    Wie naiv wir waren!
    Der Anblick, der uns im Innern der zerstörten Zelte erwartete, wird mich vermutlich bis ans Ende meiner Tage verfolgen. Li, Dr. Aksel, Hank Brannigan und Fran Meddowes konnte niemand mehr helfen. Schweigend lösten wir ihre festgefrorenen Überreste vom Untergrund und verschafften ihnen sowie Craig Harris hinter dem Lager ein provisorisches Begräbnis. Anschießend versuchten wir, uns zu sammeln und unsere Lage so rational wie möglich zu durchdenken.
    Wir hatten die Zelte verloren, ebenso den SnoCat. Dr. Eisley klagte seit seinem Zusammenstoß mit einer der Kreaturen über Schmerzen im rechten Knöchel. Das Gelenk war dick geschwollen, möglicherweise war der Knochen angeknackst.
    Der Rest von uns war kaum in besserem Zustand. Ich litt seit dem Stoß gegen die Brust unter Kurzatmigkeit. Wie ich feststellte, hatte sich auf der rechten Seite meines Brustkorbs ein riesiger schwarzer Bluterguss gebildet. Da ich nun doch eine gebrochene Rippe befürchtete, bat ich Eisley, mich abzutasten. Er stellte keine Frakturen fest, vermutete allerdings, die Kurzatmigkeit könne die Folge innerer Schwellungen oder Verkrampfungen sein und noch einen oder zwei Tage anhalten.
    Der junge Goldstein stand noch immer unter Schock Seit den nächtlichen Ereignissen hatte er kein Wort mehr gesprochen. Er reagierte zwar, wenn man ihn ansprach, und kam den Tätigkeiten nach, die wir ihm zuwiesen, wirkte bei alldem jedoch abwesend. Sein Blick war leer, seine Bewegungen mechanisch wie die eines Roboters.
    Die Analyse unserer Situation war ernüchternd. Zwar besaßen wir noch Lebensmittel für mehrere Tage – Hartkekse, Zwieback und Wasser, die im Fahrzeug gelagert gewesen waren –, aber was half uns das? Unsere Chancen, den Aufstieg zum Pass und anschließend den erheblich steileren Abstieg auf der anderen Seite in unserem jetzigen Zustand zu bewältigen, standen denkbar schlecht. Und selbst wenn wir es schafften – angeschlagen, wie wir waren, würden wir den tagelangen Rückweg durchs Eis höchstwahrscheinlich nicht überleben.
    Blieben wir dagegen hier, an dem Ort, dessen Koordinaten ich Wayne Spyker gleich bei unserem Eintreffen durchgegeben hatte, bestand immerhin die vage Hoffnung, dass jemand nach uns suchen käme. Meinen Berechnungen zufolge musste Hilmar mit den Geräten, die ich bei ihm bestellt hatte, in der Zwischenzeit eingetroffen sein. Gewiss würde Spyker ihm unseren letzten Aufenthaltsort mitteilen, sodass er uns folgen konnte.
    Wir kamen überein, dass unsere Überlebenschancen am höchsten waren, wenn wir blieben.
    Die Zelte waren nicht mehr zu gebrauchen. Unglücklicherweise hatten wir die überzähligen nach dem Verschwinden von Clegg, Klein, Ringsberg und Wylde im anderen Fahrzeug jenseits des Passes zurückgelassen. Wir besaßen kein funktionstüchtiges Heizgerät mehr, und der SnoCat war zu stark beschädigt, um darin auch nur eine Nacht zu überstehen.
    Der einzige Ort, der Schutz vor dem antarktischen Klima versprach, war die Ruinenstadt.
    So aberwitzig der Gedanke uns zunächst schien, so aussichtsreich kam er uns nach eingehender Überlegung vor. Schließlich würden die Bestien kaum damit rechnen, dass wir uns in ihrem eigenen Bau versteckten.
    Wir rafften alles zusammen, was von unserer Ausrüstung noch brauchbar war, bewaffneten uns mit Stemmeisen, Messern und der

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