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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Mitglieder des Viererteams gewesen, mit dem ich während unseres zweiten Abstechers ins Tunnelsystem den Raum mit der grünen Flüssigkeit entdeckt hatte. Zu viert hatten wir eine kleine Menge des mysteriösen Glibbers in luftdichte Probenbehälter abgefüllt …
    Ich schauderte.
    Aber ich musste mich täuschen! Es existierte keine Verbindung zwischen der Kreatur aus dem Eis und der grünen Brühe. Und selbst wenn – ich hatte sowohl mit dem einen als auch dem anderen Kontaktgehabt und war unbeeinflusst geblieben, seit Tagen und Wochen.
    Ich hielt inne, lauschte für endlose Sekunden in der finsteren Stille meinem eigenen Herzschlag, der mir in den Ohren dröhnte. Ein mulmiges Gefühl überkam mich. Ich griff zur Taschenlampe, schaltete sie ein und richtete den grellen Strahl auf meine linke Hand.
    Meine Haut war von einem farblosen Grau und runzlig wie die eines uralten Greises!

35
     
    IM TUNNELSYSTEM, 18. APRIL 2013
     
    In den folgenden Tagen schritt mein Verfall unaufhaltsam voran. Mein Körper verlor alle Kraft, als gäbe es irgendwo ein Leck, durch das sie davonfloss. Zunächst schrieb ich dies noch der mangelhaften Ernährung zu, mit der ich mich in meinem Versteck am Leben erhalten musste. Aber es dauerte nicht lange, bis mir klar war, dass ich unter denselben Symptomen litt wie zuvor Eisley, Bilk und Goldstein – und vor ihnen Wylde, Klein, Ringsberg und Dr. Clegg. Nur der Himmel wusste, wieso die rätselhafte Krankheit bei mir so viel später ausgebrochen war als bei den anderen.
    Ich kann nicht sagen, wie viele Tage ich untätig in der Dunkelheit herumlag. Ich hatte jedes Interesse verloren, sie zu zählen. Die kleinste Bewegung wurde mir zur Qual, selbst einfachste Handgriffe wie das Öffnen einer Wasserflasche waren nur noch in Zeitlupe möglich. Hin und wieder hörte ich in der Ferne die Bewohner der Stollen heulen und winseln. Aber sogar die Furcht vor einer Entdeckung durch die Monster war zu einer Anstrengung geworden, zu der ich irgendwann nicht mehr in der Lage war. Ich verfiel in einen Zustand völliger Gleichgültigkeit.
    Dann kam das Fieber. Zumindest nahm ich an, dass ich Fieber hatte. Mir fehlte die Möglichkeit, meine Temperatur verlässlich zu messen.
    Und mit dem Fieber kamen die Halluzinationen. Zunächst waren es nur Geräusche – Stimmen, die draußen in den Stollen zu wispern schienen, ein leises Lachen, das die toten Flure entlangwehte. Ab und an die Ahnung verstohlener, schlurfender Schritte, doch nie so deutlich, dass sie mich aus meinem lethargischen Zustand hätte reißen können. Tief in meinem Innern wusste ich, dass ich mich täuschte. Da draußen war nichts.
    Doch bald wurden die eingebildeten Szenen realistischer, plastischer. Einmal hatte ich tief in der Nacht die unbestimmte Ahnung von Bewegung irgendwo in der Nähe des Durchgangs, der hinaus zum Korridor führte. Stunden früher hatte ich von fern das Winseln der grauen Kreaturen vernommen. Nun schien sich etwas verstohlen dem Zugang meines Verstecks zu nähern.
    Es war stockfinster in der Kammer. Längst war ich zu schwach, die Taschenlampe anzuknipsen und in die entsprechende Richtung zu leuchten. Ich fühlte daher mehr, als dass ich es sah – anders kann ich es nicht beschreiben –, wie sich ein fremdartig geformter Kopf durch die Öffnung im Gestein schob und für einige Augenblicke prüfend zu mir hereinstarrte. Ich bildete mir ein, von Neuem das eigenartige Schnüffeln zu vernehmen, das vor hunderttausend Jahren durch das zerstörte Fenster des SnoCat hereingedrungen war. Mein Herzschlag beschleunigte sich minimal – die einzige körperliche Reaktion, zu der ich noch fähig war. Dumpf vermutete ich, die Kreaturen könnten mich endlich entdeckt haben, und ich machte mich bereit, mit dem Leben abzuschließen.
    Dann, wenige Augenblicke später, war der Eindruck vorüber. Der Besucher -falls er je da gewesen war – zog sich zurück. Ich war wieder allein in der Schwärze. Verwirrt dämmerte ich erneut in Regionen fiebrigen Schlafe hinüber.
     
    So viel ich schlief so viel träumte ich auch. Zu Anfang waren es Träume von durchaus vorhersehbarem Inhalt: Szenen aus meinem Leben – von Ausflügen mit Amber und Henry, von Expeditionen, an denen ich teilgenommen oder die ich geleitet hatte, von vergangenen Orten, Personen und sofort.
    Nach und nach, je weiter mein Zustand sich verschlechterte, kamen allerdings andere Träume hinzu, verstörende Träume, deren Ursprünge ich mir beim besten Willen nicht erklären

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