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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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waren es. Rückblickend hätte sich mir der schreckliche Zusammenhang bereits damals erschließen müssen. Aber in jener Nacht hatte ich andere Dinge im Kopf. Unter anderem musste ich am Leben bleiben! Ich mache mir daher keine Vorwürfe, dass mir die schicksalhafte Übereinstimmung nicht gleich auffiel …
    Ich erwachte von den panischen Schreien Hank Brannigans, Dr. Eisleys Assistenten. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass es das Letzte sein würde, was ich je von ihm hören würde.
    Gleichzeitig setzte ein anderes Geräusch ein – eines, das ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde: Zwischen den Zelten begann etwas zu kreischen, ein winselndes Heulen in einer unangenehm hohen Tonlage.
    Innerhalb von Sekunden hatte ich meinen Parka übergeworfen, mir eine Taschenlampe geschnappt und war nach draußen geeilt.
    Ein rascher Rundblick zeigte mir, dass die Planen von mehr als der Hälfte der Zelte aufgeschlitzt oder zerrissen waren. Es waren die von Brannigan sowie meiner Assistentin Tran Meddowes. Beim dritten handelte es sich um unser Hauptzelt, in dem neben unserem Führer Dr. Aksel noch drei weitere Mitglieder des Teams schliefen.
    Auch aus Frans Zelt drangen jetzt spitze Schreie. Ich sah, wie sich die Zeltplane auf der intakten Seite nach außen wölbte, als trommele von innen jemand verzweifelt dagegen. Vom Hauptzelt vernahm ich die raue Stimme Dr. Aksels, der etwas Unverständliches brüllte, gefolgt von einem wimmernden, rasch verebbenden Schrei, der, wie ich später feststellen sollte, von Li stammte.
    All das wurde beinahe übertönt von dem unmenschlichen Winseln, das aus allen drei Zelten zugleich zu dringen schien.
    Während ich noch unschlüssig dastand, kamen mehrere Personen aus den anderen Zelten gestürzt. Ich erkannte Brian Bilk, Lis Assistent. Er hatte sich mit einem Brecheisen bewaffnet und sah sich mit wildem Blick um. Hinter ihm tauchten Dr. Eisley und Craig Harris auf, einer unserer Techniker. Beide hielten Taschenlampen in Händen, mit denen sie verwirrt in die Runde leuchteten.
    Im Hauptzelt war ein panischer Tumult losgebrochen. Hastig setzten wir uns in Bewegung, Bilk, Harris und ich in Richtung des großen Zelts, Dr. Eisley hielt auf Frans Zelt zu.
    Bereits im Näherkommen sah ich die Lichtkegel mehrerer Taschenlampen hinter der Kunststoffplane blitzen. Schatten huschten im Innern hin und her. Ich erreichte die zerstörte Seite des Zelts als Erster und streckte den Arm aus, um die zerfetzten Bahnen beiseitezuschlagen. Da schoss eine riesenhafte Gestalt durch die Öffnung ins Freie.
    Sie war groß, größer als ich, und grau von Kopf bis Fuß. Für einen Sekundenbruchteil erkannte ich einen sternförmigen Kopf, kaum eine Handbreit von mir entfernt, hörte ein schrilles Kreischen. Dann prallte das Ding frontal gegen mich.
    Die Wucht des Zusammenstoßes schleuderte mich mehrere Schritte rückwärts. Alles ging so schnell, dass mir erst am Boden richtig klar wurde, was eigentlich geschehen war.
    Als ich mich aufzurichten versuchte, stellte ich fest, dass ich keine Luft bekam. Ich betastete meinen Brustkorb, um festzustellen, ob ich mir beim Aufprall etwas gebrochen hatte. Als Folge meines Gendefekts hätte ich es vielleicht nicht einmal gespürt, wenn mir eine gebrochene Rippe einen Lungenflügel durchbohrt hätte.
    Erleichtert stellte ich fest, dass ich offenbar keine größeren Schäden davongetragen hatte, und nach ein paar Sekunden ließ die Verkrampfung meiner Muskeln nach. Ich bekam wieder Luft. Hastig richtete ich mich auf.
    Das Wesen aus dem Zelt war an mir vorbei- und auf Bilk und Harris losgestürmt, die wenige Schritte hinter mir waren. Als es realisierte, dass es drei Gegner vor sich hatte, hielt es inne.
    Der Anblick der Kreatur ließ mich an meinem Verstand zweifeln. Was da aus dem Zelt gekommen war, glich jenem Wesen, das wir knapp zwei Wochen zuvor aus dem Eis ausgegraben hatten – mit dem Unterschied, dass dieses Exemplar hier quicklebendig war. Seine Bewegungen waren völlig anders als die sämtlicher Tiere, die ich je gesehen hatte: Es watschelte auf zwei flossenartigen Auswüchsen am unteren Ende seines Körpers, ähnlich wie ein Pinguin. Rings um die massige Körpermitte hatte es vier fledermausartige Schwingen ausgebreitet, mit denen es offenbar das Gleichgewicht hielt. Die Spannweite war beachtlich, mindestens drei Meter, wenngleich sie wahrscheinlich nicht zum Fliegen taugten. Zwischen den Schwingen peitschten fünf Tentakel in alle Richtungen, ringelten

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