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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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riss die Fahrertür auf. In Sekundenschnelle waren wir im Innern und verriegelten die Tür.
    Wir waren ins Sicherheit – und saßen gleichzeitig in der Falle.
    Sekunden darauf prallte die erste Kreatur mit Wucht seitlich gegen das Fahrzeug. Ein ärgerliches Kreischen explodierte wenige Meter entfernt.
    Die Fenster waren die Schwachstelle der Kabine. So schnell wir konnten, zerrten wir Ausrüstungskisten aus dem Heck des Fahrzeugs und stapelten sie vor Tür und Seitenfenstern auf.
    Ich hievte gerade einen Container mit Trockennahrung in die Höhe, als auf der anderen Seite der Scheibe plötzlich der sternförmige Kopf eines Monsters emporschoss und sich wie der Saugnapf eines Kraken von außen gegen das Glas presste. Schaudernd erkannte ich zwei winzige, zwischen tiefen Falten verborgene Augen in der weichen, muskulösen Masse. Die Art und Weise, wie sie zu mir hereinglotzten – starr und tierhaft, zugleich aber auf eine unbeschreibliche Weise wissend, beinahe intelligent –, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Etwas am Blick dieser Augen kam mir auf unheimliche Weise vertraut vor, doch ich konnte beim besten Willen nicht sagen, was.
    Hastig schob ich den Container vor das Fenster, sodass das scheußliche Gesicht meinem Blick entzogen wurde.
    Nachdem sich die Ungeheuer pfeifend und trillernd beraten hatten -zumindest nahmen wir an, dass sie das taten –, begannen sie, mit enormer Kraft an den Türgriffen des SnoCat zu rütteln. Damals fragte ich mich, woher sie um die Funktion des Öffnungsmechanismus wissen konnten. In meinen Augen waren sie ja nichts anderes als große, gewalttätige Tiere. Die schreckliche Wahrheit begriff ich erst viel später.
    Als den Bestien klar wurde, dass die Türen verriegelt waren und sie auf diese Weise nicht zu uns hereingelangen konnten, warfen sie sich wütend gegen die Seitenwände des Fahrzeugs. Der SnoCat schwankte, das Blech der Karosserie verformte sich bedenklich, aber das für extreme Belastungen ausgelegte Chassis gab nicht nach.
    Nach einer weiteren gurgelnden Unterredung flogen die ersten Steine. Die Kreaturen lasen Felstrümmer vom Rand des Platzes auf und schleuderten sie gegen das Fahrzeug, um die doppelverglasten Iso-Fenster zu zerstören.
    Während wir uns in der Mitte des Passagierraums zitternd aneinanderdrängten und verzweifelt überlegten, was wir unternehmen konnten, ging am Heck das erste Fenster zu Bruch. Zum Glück war das Gepäck dort bereits bis zur Decke aufgestapelt und bot uns Schutz.
    Es folgten weitere Steine, von denen allerdings ein Großteil gegen das Blech der Karosserie prallte. Offenbar konnten die Bestien mit ihren Schlangenarmen nur schlecht zielen.
    Und dann brach der Steinhagel plötzlich ab.
    Unser Gefährt schwankte, als eines der Geschöpfe auf die Laufketten kletterte. Dann ertönten draußen, dicht hinter der zerstörten Scheibe, feuchte schnüffelnde Geräusche. Die sonderbaren Laute dauerten etwa dreißig Sekunden an, doch es kam uns vor wie eine Ewigkeit. Wir hörten die Kreatur wieder zu Boden klettern und dann – nichts mehr.
    Quälend langsam verstrichen die Minuten. Schließlich drangen erneut Geräusche an unser Ohr, diesmal aus größerer Entfernung: ein wildes Scheppern, Klirren und Krachen, als lege ganz in der Nähe eine Gruppe Randalierer mit Baseballschlägern ein Einrichtungsgeschäft in Schutt und Asche.
    »Sie verwüsten das Lager«, flüsterte Dr. Eisley. »Wieso tun sie das?«
    »Tot. Sie sind alle tot«, stammelte der junge Goldstein immer wieder. Er stand unter Schock.
    Dr. Eisley durchwühlte ein paar Kisten, bis er auf einen Arzneimittelvorrat aus den Beständen des verschollenen Dr. Clegg stieß. Er verabreichte Goldstein ein Beruhigungsmittel, dann verarztete er sich selbst. Jetzt erst fiel mir auf, dass der Ärmel seiner Montur zerfetzt war. Die Haut darunter war von der Schulter bis zum Ellenbogen aufgerissen.
    »Das war das Ding aus Frans Zelt«, erklärte er, während er die Wunde desinfizierte. »Hat mich am Arm erwischt, mit zwei seiner Tentakel. Verdrehte die Haut gegeneinander, bis sie riss.«
    »Was ist mit Fran?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
    Eisley schüttelte nur den Kopf.
    »Warum haben sie den Angriff auf den SnoCat abgebrochen?«, wollte Brian Buk wissen. »Sie hatten doch schon eine Scheibe kaputt. Nur die paar Kisten noch, dann wären sie drin gewesen.«
    Wie aufs Stichwort ertönte in diesem Moment ein ohrenbetäubender Schlag aus dem vorderen Teil des Fahrzeugs.

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