Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
einen oder anderen Signalpistole – alles, was wir zu unserer Verteidigung hatten. Dann verließen wir das Lager und drangen in die Stadt ein.
    Rasch wurde uns klar, dass die meisten Gebäude zu stark beschädigt waren, um Schutz vor der Kälte und eventuellen weiteren Angriffen zu bieten. Von unseren Erkundungsgängen in das tiefer gelegene Tunnelsystem wussten wir, dass dort erträgliche Temperaturen herrschten. Wir folgten der Straße zu jenem Platz, wo wir kurz nach unserer Ankunft einen Zugang ins Eis gegraben hatten.
    In den Tagen davor waren wir bereits zweimal in das Labyrinth hinabgestiegen. Beim ersten Mal hatten wir eine gigantische runde Kuppelhalle mit einer Unzahl steinerner Reliefs entdeckt, beim zweiten Mal einen sonderbaren, sternförmigen Raum, in den erstaunlich viele Gänge zu münden schienen. Er beherbergte eine steinerne Wanne, in der sich eine grünliche, phosphoreszierenden Flüssigkeit befand. Natürlich hatten wir Proben genommen, aber wir waren nicht mehr dazu gekommen, sie genauer zu untersuchen.
    Nun kletterten wir zum dritten Mal in die Tiefe. Da die Teile des Tunnelsystems, die wir bisher erforscht hatten, zu wenig Schutz versprachen, drangen wir in einen Bereich vor, den wir bisher noch nie betreten hatten. Aus Sicherheitsgründen verzichteten wir auf das Anbringen von Markierungen, entfernten uns aber auch nicht allzu weit vom Ausgang. Wir wollten in der Lage sein, unser Versteck rasch zu verlassen, falls Hilfe eintraf.
    Schließlich stießen wir auf einen Korridor mit geometrischen Friesen, wo wir die Steinkammer am Ende des hoch gelegenen Durchgangs entdeckten. Dort schlugen wir unser Lager auf.
    Die erste Nacht war fürchterlich. Immer wieder hörten wir aus der Ferne das grässliche Heulen und Winseln der grauen Wesen. Doch zum Glück näherten sie sich nie unserem Versteck. Wir schienen einen Bereich gewählt zu haben, den sie nur selten betraten.
    Am folgenden Tag zeigte sich, dass Goldsteins Schweigsamkeit nicht allein auf den Schock zurückzufuhren war, den er beim Angriff auf das Lager erlitten hatte. Mittlerweile wirkte er erschreckend blass, seine Haut hatte eine ungesunde Grautönung angenommen, zumindest soweit wir dies im Licht unserer sparsam verwendeten Taschenlampen feststellen konnten. Eisley stellte eine erhöhte Temperatur sowie stark verkleinerte Pupillen fest und verabreichte dem Jungen ein Antibiotikum aus dem kleinen Arsenal an Medikamenten, das wir mitgenommen hatten. Was wir jetzt am wenigsten gebrauchen konnten, war ein Ausfall durch Grippe.
    Auch die zweite Nacht verlief ohne Zwischenfalle. Zwar hallte erneut hin und wieder das hohe Trillern der Kreaturen durch die Gänge, doch es blieb stets weit entfernt. Zum ersten Mal seit achtundvierzig Stunden bekamen wir alle eine Mütze Schlaf ab.
    Am Morgen war Goldstein verschwunden.
    Eisley, Bilk und ich waren gleichermaßen entsetzt und verwirrt. Was war geschehen? Hatten die Kreaturen ihn geholt, während wir geschlafen hatten? Wir vermochten es nicht zu sagen.
    In dumpfem Brüten verbrachten wir den Tag. Wir saßen im Dunkeln, knabberten an hartem Zwieback und beteten zu Gott, er möge uns Hilfe schicken.
    Doch nichts geschah – natürlich. Eine Suchexpedition von McMurdo würde für den Weg hierher mindestens ebenso lange brauchen wie wir. Falls es zu Winterstürmen kam, womit jetzt immer häufiger zu rechnen war, sogar bedeutend länger. Wir mussten abwarten, mehr konnten wir für den Augenblick nicht tun.
    Abwarten und hoffen. Und überleben.
    Im Lauf der folgenden beiden Tage wurde Dr. Eisley immer wortkarger. Er wirkte abwesend, reagierte oft erst nach mehrmaliger Ansprache, und auch dann nur mit unverständlichem Grunzen.
    Auch körperlich ging es ihm zunehmend schlechter. Da wir unsere Lampen aus Spargründen nur alle paar Stunden kurz aktivierten, nahm ich seinen Verfall wie im Zeitraffer wahr. Wie bei Goldstein begann es mit einer Blässe der Haut, die rasch zu einer grauen Färbung überwechselte. Am Abend des dritten Tages wirkte sein Gesicht regelrechtaufgequollen. Unter dem Kinn baumelte ein wabbeliger Kehlsack wie bei einem Greis, auch seine Wangen schienen der Schwerkraft auffällig nachzugeben. Ich sprach Bilk auf die Veränderungen an, doch der fühlte sich selbst nicht wohl und schlug vor, wir sollten alle ein paar Vitaminpräparate aus dem mitgebrachten Vorrat zu uns nehmen.
    In dieser Nacht schwiegen die fremdartigen Kreaturen zum ersten Mal. Ich lag verkrampft in der grabesähnlichen

Weitere Kostenlose Bücher