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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Gesichtsfarbe war erschreckend rot,
beinahe schon ins Violette reichend.
    »Wir wollen reinen Tisch machen«, begann er
und spielte nervös mit den Fingern, »wir haben bisher nicht ganz die Wahrheit gesagt
– aber nicht, weil wir Sie bewusst anlügen wollten, sondern weil wir bedroht worden
sind.« Er schilderte den abendlichen Vorfall in Košice mit den beiden Slowaken.
»Mit denen ist nicht zu spaßen«, ergänzte Kromer, »deshalb haben wir aus Sorge um
unsere Familien, aber auch aus persönlicher Angst bisher nicht alles gesagt.«
    Häberle nickte verständnisvoll. »Sie brauchen
sich nicht zu entschuldigen«, beruhigte er die beiden Männer, »Sie helfen uns auch
jetzt noch weiter.«
    Striebel holte tief Luft. Die Adern an seiner
Stirn blähten sich immer weiter. »Dass wir in Košice waren, um nach unserem Geld
zu schaun, das stimmt schon. Nur, dass alles in Ordnung ist, das war gelogen.« Kromer
nickte.
    Häberle holte sich einen Notizblock und einen
Kugelschreiber, während Striebel zur Sache kam: »Unsere Partner in Košice haben
Geld unterschlagen. Einige hunderttausend Euro. Alles weg. Das war der Grund unserer
Reise. Dass wir jetzt zu Ihnen gekommen sind, hat mit diesem Nullenbruch zu tun.
Wir haben Angst, dass sie ihn umgebracht haben.«
    Häberle versuchte, den Gedankengängen zu folgen.
Es fiel ihm schwer. Kromer bemerkte dies und schaltete sich ein: »Man muss wissen,
dass Nullenbruch in der Slowakei jede Menge Leute kennt. Nicht erst, seit er seinen
Betrieb dorthin verlagern will. Gleich nach der politischen Wende gab es Kontakte
– zu einem gewissen Jano, der dank seiner Hilfe eine Baustoffhandlung aufgebaut
hat und jetzt den großen Zampano spielt. Nullenbruch hat viel Geld reingesteckt
und satte Dividenden ausgeschüttet bekommen.«
    Häberle nickte und sah nacheinander in die
Gesichter der beiden Männer. Kromer schien froh zu sein, dass Striebel die Gesprächsführung
übernommen hatte. »Nullenbruch hat über Jano weitere Kontakte geknüpft und Kreditgeschäfte
vermittelt. Die Wirtschaft in der Slowakei hat Geld gebraucht, doch das war bei
den Banken teuer. Zwanzig Prozent und mehr. Also hat man Anlegern aus Deutschland
zehn Prozent bezahlt. Aber ich glaub, das hab ich Ihnen schon mal erklärt.«
    Häberle nickte wieder. »Wir haben jahrelang
davon profitiert. Rainer und ich und viele andere. Auch Lanski, müssen Sie wissen.
Hunderttausende sind geflossen – unterm Strich wahrscheinlich Millionen, verstehn’s?«
    Kromer stützte sich mit beiden Unterarmen auf
dem Schreibtisch ab. »Es war so eine Art Geheimtipp. Jeder hat weitere geworben.
Und jeder konnte nicht schnell genug dem Jano Geld bringen.«
    »Cash natürlich«, stellte Häberle fest und
erntete keinen Widerspruch. Ihm war klar, dass diese Art von Geldanlage möglichst
keine Spuren hinterlassen durfte.
    »Und jetzt …« Striebels Blutdruck schoss noch ein paar Einheiten nach oben,
seine Stimme wurde lauter, »… jetzt sind die Zinszahlungen ausgeblieben. Schlagartig.
Hat man angerufen, war Jano nicht zu sprechen. Alle sind nervös geworden. Und wir
war’n die Deppen, weil wir dafür geworben haben.«
    »Und Nullenbruch?«, wollte Häberle wissen.
    »Der schien fein heraus zu sein«, dröhnte Striebels
Stimme, »der ist Mitgesellschafter an Janos Firma. Für ihn ist die Situation eine
andere. Aber jetzt hat er wohl auch kalte Füße gekriegt. Anders können’s doch net
erklär’n, warum der Hals über Kopf in den nächstbesten Flieger steigt und gleich
da runter fliegt, bloß weil wir ihn angruf’n hamm und gesagt hamm, mit Jano sei
was faul. Oberfaul, sag ich Ihnen.« Striebel verfiel regelmäßig ins Bayrische, wenn
ihm etwas gegen den Strich ging.
    »Nur eine Zwischenfrage«, unterbrach der Kommissar
den Redefluss, »Lanski ist also auch einer der … sagen wir mal Geschädigten. Wie ist er zu diesen Kreditgeschäften
gekommen?«
    »Über den Sport«, erklärte Kromer, »Fußball.
Nullenbruch hatte vor Jahren enge Beziehungen zum SC Geislingen, hat sehr viel gesponsert.
Ich geh einfach mal davon aus, dass er den Lanski auch auf diese phänomenale Anlageform
hingewiesen hat.«
    Häberle fiel etwas ein. »Halten Sie es denn
für denkbar, dass Nullenbruch noch weitere Personen aus der Sportszene dafür angeworben
hat?«
    Die beiden zuckten mit den Schultern. »Denkbar
ist alles«, meinte Striebel. »Inzwischen halt ich nichts mehr für unmöglich.«
    »Es könnte also theoretisch sein, dass auch
gut verdienende Kicker ihr

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