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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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vorwerfen,
dieses Geld lieber ins soziale Netz zu investieren – gerade jetzt, wo das Wehklagen
über die hohen Lohnnebenkosten zur Senkung der Arbeitgeberanteile führen soll. Aber
solche Kritik ist viel zu kurzfristig gedacht. Wir müssen investieren – in die Zukunft.
Und das tun wir, wenn wir den Fußball fördern, glauben Sie mir.«
    »Ähnliche Worte hab ich schon mal gehört«,
stellte Riegert fest, »von einem Herrn namens Liebenstein, der im Auftrag des Wirtschaftsministeriums
unterwegs ist. Ich sehe, Sie haben die Politik doch bereits hinzugezogen.« Es klang
wie ein Vorwurf.
    »Liebenstein ist halboffiziell unterwegs, um
die Stimmung im Lande zu prüfen, was Fußball anbelangt.«
    »Und dieser Ministerialdirektor Gangolf oder
so ähnlich, der hält in Berlin die Fäden zusammen«, konstatierte Riegert, »seh ich
das richtig?«
    Pfisterer nickte und sah zu seiner bedenklich
dreinblickenden Frau hinüber. »Ja, er ist im Prinzip der Koordinator, wenn man so
will.«
    »Und wie seid ihr hier im Süden an ihn geraten
– ich meine, wie haben sich die Strukturen gebildet?«
    »Es gibt unsere Gesellschaft nicht nur im Süden«,
erwiderte Pfisterer, »sondern bundesweit. Es hat sich nur eher so aus Zufall ergeben,
dass sich im Süden eine starke Gruppe befindet … naja, Sie wissen ja selbst, dass der Süden der wirtschaftliche
Motor ist.«
    »Und wie hat sich das ergeben?«, blieb Riegert
hartnäckig. Es machte ihm Spaß, seine Vernehmungstaktik mal wieder anwenden zu können.
    »Das wissen Sie nicht?«, staunte Pfisterer,
ȟber die Frau Siller ist das gelaufen, die Finanz-Chefin bei Nullenbruch. Reiner
Zufall.«
    Riegert gelang es, seine Verwunderung geschickt
zu verbergen. »Ich kenn keine Frau Siller, tut mir leid. Welche Funktion hat sie
übernommen?«
    »Alte Geschichte«, wiegelte Pfisterer ab, »private
Sache. Hat gar nichts damit zu tun. Nur so viel, dass halt auf diese Weise die Kontakte
zustande gekommen sind.«
    »Sie wollen nicht drüber sprechen?«
    »Wissen Sie, Herr Riegert, es gibt Dinge, die
sollte man ruhen lassen.«
    Da gab es also etwas, über das Pfisterer nicht
reden wollte, dachte Riegert. Überhaupt, so schien es ihm, machte diese ganze Fußball-Clique
den Eindruck, als wolle sie ihn zwar gerne als Verbündeten, ihm aber dennoch keinen
reinen Wein einschenken. Er hatte Edgar Pfisterer die volle Unterstützung zugesichert,
wie man dies in diplomatischen Kreisen so zu sagen pflegte, und war gegangen. Jetzt
musste er sich auf seinen Termin in Meersburg konzentrieren, wo ihn ein großer Sportverein
in seiner Eigenschaft als sportpolitischer Sprecher zur Frage der künftigen Bewertung
von Übungsleitern eingeladen hatte. Für einen kurzen Moment überlegte Riegert, ob
er noch zu Hause vorbeischauen sollte, doch dann entschied er sich, mit seiner Frau
über die Freisprechanlage zu telefonieren und ihr zu sagen, dass er vom Remstal
aus über die Querverbindung nach Stuttgart fahren und dann über Plochingen und Wendlingen
die A 8 Richtung Ulm ansteuern werde. Er sei ohnehin bereits viel zu spät dran.
Im Radio kamen die 18-Uhr-Nachrichten, als er hinter Ulm auf die Schnellstraße in
Richtung Friedrichshafen abbog. Den schwarzen BMW, der ihm seit geraumer Zeit folgte,
bemerkte er nicht. Die Sonne, die sich endlich mal wieder zwischen dicken Regenwolken
zeigte, blendete ihn.

40
     
    Häberle hatte an diesem späten Nachmittag tatsächlich noch einen Termin
mit Meckenbach erhalten. Dies war nicht einfach gewesen, denn der Produktionsmanager
von Nullenbruch hatte mehrfach darauf bestanden, doch schon alles zu Protokoll gegeben
zu haben. Häberle jedoch gelang es mit Engelszungen, ihn zu einem weiteren Gespräch
zu bewegen – mit sanftem Druck. Zusammen mit Linkohr war er kurz vor 17 Uhr ins
Gewerbegebiet ›Voralb‹ gefahren. Die beiden Kriminalisten wurden dort von der kreidebleichen
Anna an der Empfangstheke abgeholt und in die Chef-Etage gebeten. Das Mädchen, dessen
wadenlanger Rock alles andere als die Figur betonte, wie Linkohr insgeheim feststellte,
führte sie in einen großen Besprechungsraum am Ende des hellen Flurs. Die Wände
waren mit großformatigen gerahmten Farbfotografien geschmückt, die offenbar ein
Bauprojekt in verschiedenen Phasen zeigten. Anna bot den Männern Platz in gepolsterten
Chromstühlen an, die um einen ovalen weißen Tisch standen. Dann entfernte sie sich
schüchtern und erklärte, Herr Meckenbach wisse Bescheid und werde gleich kommen.
Im selben Moment bellte

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