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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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vornherein klare Verhältnisse geschaffen worden
wären.«
    Ehrliche Worte, konstatierte Häberle, hakte
aber trotzdem nach: »Also nichts, was Sie in jüngster Zeit verwundert hätte?«
    »Nee«, antwortete Klinsmann, »nichts. Sie haben
vielleicht die Freundschaftsspiele gesehen. Wir sind ein gutes Team.«
    »Da hab ich keinen Zweifel«, gab Häberle zurück
und atmete tief durch, »Männer wie Sie braucht dieses Land.«
    »Danke, ich werd tun, was ich kann«, versprach
Klinsmann. »Und was im Hintergrund läuft, wer welche Intrigen spinnt, das ist mir
egal. Ich tu meinen Job und meine Pflicht – und wenn man mich eines Tages nicht
mehr will, dann tret ich ab.«
    Häberle bedankte sich für das Gespräch und
wollte es beenden, da fiel ihm noch eine Frage ein: »Ganz zum Schluss – kommen Sie denn mal wieder nach Geislingen?«
    Klinsmann überlegte. »Vielleicht sollte ich
nach diesen schrecklichen Ereignissen meine alten Freunde demnächst mal besuchen.
Nach dem Confed-Cup – vielleicht.«
    »Es wär schön, wenn wir uns dann zu einem Schwätzle
treffen könnten«, sagte Häberle, »ich bin nämlich auch Trainer … nicht im Fußball, sondern im Judo.«
    »Dann sind wir ja sozusagen Kollegen«, witzelte
Klinsmann.

38
     
    Georg Sander hatte für die Montagausgabe eine Zusammenfassung der bisherigen
Ermittlungsarbeit der Polizei geschrieben – zumindest soweit sie ihm bekannt war.
Zwischen den Zeilen klang durch, dass es offenbar nach zwei Wochen noch keinerlei
konkrete Ansatzpunkte gab. Allerdings musste er einräumen, dass die Ermittler eine
ungewöhnliche Verschwiegenheit an den Tag legten und man wohl vermuten müsse, dass
die Verbrechen in einen größeren Hintergrund eingebunden sein könnten.
    Martin Striebel und Rainer Kromer hatten jeden
einzelnen Artikel der vergangenen Tage in sich aufgesogen. Verwundert waren sie,
dass bis heute vom Verschwinden Nullenbruchs kein Ton an die Öffentlichkeit gedrungen
war. Entweder maß die Kriminalpolizei diesem Umstand keine große Bedeutung bei,
oder er wurde bewusst verschwiegen.
    Die beiden Männer jedenfalls waren zunehmend
verunsichert. Seit ihrem abendlichen Erlebnis in Košice vermuteten sie hinter jedem
Südosteuropäer, der ihnen auf der Straße begegnete, einen potenziellen Erpresser
oder Entführer. Bisher hatten sie mit niemandem darüber geredet. Doch je mehr Zeit
verging, desto mehr reifte in ihnen der Entschluss, der Kripo die wahren Zusammenhänge
mitzuteilen. Nach allem, was da dieser Sander in der Zeitung geschrieben hatte,
traten die Ermittler auf der Stelle. Und dies wiederum konnte nicht im Interesse
des verschwundenen Nullenbruchs sein. Mehrfach hatten Striebel und Kromer in den
vergangenen Tagen miteinander telefoniert und sich Sorgen um den Unternehmer gemacht.
Wenn man bei ›Nubru‹ anrief, das hatten sie beide bereits festgestellt, dann wurde
man mit der lapidaren Bemerkung abgespeist, der Chef sei auf Geschäftsreise. Und
Jano in Košice behauptete, keine Ahnung zu haben, wo sich Nullenbruch aufhalte.
    Striebel und Kromer waren vor einigen Tagen
noch einmal von einigen Kriminalisten vernommen worden, doch hatten sie sich weiterhin
an ihre abgesprochene Version gehalten, ihre Reise in die Slowakei habe lediglich
dem Zwecke gedient, nach dem angelegten Geld zu sehen und um zufrieden festzustellen,
dass alles bestens laufe.
    Striebels Bluthochdruck nahm jedes Mal gefährliche
Formen an, wenn er auf Košice angesprochen wurde. »Weißt«, hatte er mit seinem unverkennbar
bayrischen Dialekt zu seinem Freund Kromer gesagt, »jetzt könnt’s mich dann alle
am Arsch lecken, wenn d’verstehst, was i mein. Mir gehn zur Polizei.« Er war nicht
mehr länger bereit, sich einschüchtern zu lassen, zumal es andererseits auch um
sehr viel Geld ging.
    Striebel hatte deshalb die Initiative ergriffen
und bei Häberle kurzfristig um einen Termin gebeten. Der Kriminalist war davon überrascht.
Wichtiger wäre ihm zwar ein Treffen mit dem Bundestagsabgeordneten gewesen, doch
war der, wie seine Frau erklärte, wieder unterwegs und würde am Mittwoch in Frankfurt
dem Eröffnungsspiel des Confed-Cups gegen Australien beiwohnen. Er werde deshalb
erst wieder zum nächsten Wochenende zurück sein.
    Häberle empfing Striebel und Kromer an diesem Dienstag-
    nachmittag, an dem sich zum ersten Mal nach langer Schafskälte wieder
die Sonne für mehrere Stunden zeigte.
    »Sie wollten mit mir sprechen«, begann Häberle
lächelnd und setzte sich zu ihnen. Striebels

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