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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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könnte.«
    Die Pause in der Leitung dauerte länger, als
sie die mit Lichtgeschwindigkeit über Satelliten flitzenden Funkwellen verursachen
konnten. »Nee«, kam Klinsmanns Stimme endlich zurück, »ich hatte zu den dreien schon
lange keinen Kontakt mehr. Eher noch zu Lanski. Er war so was wie ein alter Kumpel
– aus meiner Geislinger Zeit«, er lachte, »aber das ist ewig her.«
    »Darf ich Sie fragen, ob Sie noch Kontakte
nach Geislingen oder Göppingen haben – über Ihre geschäftlichen Beziehungen hinaus,
mein ich.«
    »Nur wenige«, erwiderte der Nationaltrainer,
»meine Eltern wohnen in Botnang bei Stuttgart, das ist bekannt. Dort komm ich hin,
das ist klar. Sie wissen vielleicht, dass vor wenigen Wochen mein Vater gestorben
ist – da war ich natürlich auch dort. Aber Geislingen …« Er schien nachzudenken, »… das ist sicher
über ein Jahr her.«
    »Gibt es über Ihren Geschäftspartner hinaus
noch Kontakte?«
    »Darf ich jetzt mal fragen, was dies alles
mit Ihrem Fall zu tun hat?« Klinsmann wurde misstrauisch. »Entschuldigen Sie, aber
wer gibt mir die Gewähr, dass Sie tatsächlich von der Polizei sind?«
    Da hatte er Recht, dachte Häberle. Er schlug
ihm vor, ihn einfach über die Zentrale der Polizeidirektion Göppingen zurückzurufen,
was Klinsmann akzeptierte. Der Bundestrainer ließ sich die Nummer nicht geben, sondern
erklärte, er werde sie selbst aus dem Göppinger Telefonbuch heraussuchen, das er
vorliegen habe. Ganz schön vorsichtig, staunte der Kriminalist, während er auf den
Rückruf wartete und dabei zum trüben Himmel hinaufschaute.
    Knapp fünf Minuten später war Klinsmann wieder
in der Leitung. »Tut mir leid, aber ich muss vorsichtig sein«, erklärte er, »wissen
Sie, ich halt meine Freunde und meine Familie soweit wie möglich aus der Öffentlichkeit
raus.« Das war Häberle bereits geläufig gewesen. Niemals hatte man in irgendwelchen
Klatschblättern etwas über Klinsmanns Privatleben gelesen. Er war der absolute Saubermann.
    »Versteh ich«, sagte der Kriminalist, »trotzdem
nun also die Frage nach den Kontakten zu Göppingen und Geislingen.«
    »Natürlich hab ich ein paar alte Freunde –
aus den Fußballzeiten beim SC«, erzählte Klinsmann im Plauderton, »wenn ich sie
besuche, dann natürlich ganz inkognito. Keine Presse, nichts. Ich will keinen Wirbel
um meine Person. Ich versuch, mich immer im Hintergrund zu halten. Meist klappt
es. Vielleicht wird das jetzt anders …«
    »Jetzt anders …?«
    »Ich war nicht mehr da, seit ich diesen Job
hab.«
    »Nicht mehr da – in Ihren Stammlokalen?«, hakte
Häberle nach.
    Klinsmann lachte. »Auch die haben sich im Laufe
der Zeit verändert.«
    »Das ›Clochard‹?« Häberle hatte diesen Namen
in den Akten nachgeschlagen und ihn auf einem Stück Papier notiert. Das Lokal war
in der Vernehmung jenes Taxifahrers aufgetaucht, der Lanski ins Eybacher Tal gefahren
hatte.
    »Clochard …« kam es aus den USA zurück, »lang ist’s her, ja.«
    »Dort waren Sie auch mit Lanski?«
    »Ja, auch mit Lanski, klar.«
    »Dass er sich jetzt mit Wettbüros befasst hat,
war Ihnen das bekannt?«
    »Nee«, antwortete Klinsmann spontan, »wie gesagt,
die Kontakte sind spärlicher geworden. Wie das halt so ist, wenn man weg ist. Jeder
verfolgt seine eigenen Ziele und widmet sich neuen Herausforderungen. Es ist zwar
schade, wenn Freundschaften auf der Strecke bleiben – aber so ist das Leben. Ein
ständiger Wandel.«
    »Eine letzte Frage, dann lass ich Ihnen auch
schon wieder die wohlverdiente Wochenendruhe«, machte Häberle weiter, »hatten Sie
in letzter Zeit den Eindruck, dass es Kräfte oder Bestrebungen gibt, die Sie in
Ihrer Arbeit behindern … oder die darauf
Einfluss nehmen wollen?«
    »Ich verstehe Ihre Frage nicht ganz.«
    »Nun …« Häberle räusperte sich, »rein theoretisch nur. Gehen wir mal davon
aus, dass die drei Männer vielleicht etwas wussten, was in der Fußballszene läuft
– was weiß ich, vielleicht irgendwelche wirtschaftlichen Interessen und Verflechtungen,
dann könnte es doch sein, dass so etwas auch bis zu Ihnen dringt.«
    Die Pause dauerte länger als üblich. »Einflussnahmen … Was soll ich dazu sagen? Ich hab mir von
Anfang an so etwas ausgebeten. Sie kennen selbst die Herren beim Fußballbund und
wenn Sie’s jedem Recht machen wollen, sind Sie zum Scheitern verurteilt. Sie müssen
Ihre eigene Linie vertreten, sich durchsetzen. Ich kann Ihnen sagen, ich hätt dieses
Ding nie übernommen, wenn nicht von

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