Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
wirkte im roten Licht
der Flurlampe seltsam entstellt. Er schaute dem Mädchen in die Augen. »Eine Frage,
gnädige Frau, wir haben im Schlafzimmerschrank aufgeschlitzte Bettwäsche gefunden.
Was hat das zu bedeuten?«
    Anna erschrak. Sie wich den Blicken des Kommissars
aus.
    »Und im Badezimmer finden sich Reste von Scherben«,
fuhr er fort. »Ist hier in jüngster Zeit etwas geschehen, das wir wissen sollten?«
    Annas Gesicht wirkte trotz des roten Lichts
seltsam fahl. Ihr Blick ging ins Leere.
    »Was soll geschehen sein?«
    »Naja«, versuchte es Häberle auf die väterliche
Art, »es könnte doch sein, dass es jemand – sagen wir mal – nicht sonderlich gut
mit Ihnen meint.«
    »Wie kommen Sie denn da drauf?« Ihre Frage
klang merkwürdig abwesend.
    »Sie werden bedroht«, stellte Häberle ruhig
fest, »es war irgendjemand hier und hat Ihre Wohnung durchsucht. Hab ich Recht?«
    Die junge Frau kämpfte mit den Tränen, schloss
die Augen und nickte.
    »Chef«, meldete sich einer der Kriminalisten,
»schau’n Sie mal, was wir gefunden haben.« Er hielt ein Buch in die Höhe: »Über
Jagdwaffen. Eine Beschreibung von Jagdwaffen.«
     
    Drei Wochen vergangen – und nur Merkwürdigkeiten, dachte Häberle, als
er am Tag des Sommeranfangs wieder Richtung Geislingen fuhr, der Sonne entgegen.
Sie stand bereits hoch über den Bergen der Schwäbischen Alb. Zunehmend beschlich
den Kommissar das ungute Gefühl, zwar inzwischen viele Details zu kennen, aber nicht
das Bild, das sich daraus ergeben musste. Nur eines war klar: Sie hatten es mit
einer dubiosen Gruppierung zu tun, in die Nullenbruch verwickelt war. Denn inzwischen
hatten die Kollegen der Sonderkommission zusammen mit dem Abgeordneten Riegert ein
Phantombild jenes Südosteuropäers anfertigen lassen, der unweit von Ravensburg in
das Auto des Politikers gestiegen war. Dass Striebel und Kromer, denen das Bild
gezeigt wurde, darauf einen ihrer beiden Entführer von Košice erkannten, bestätigte
Häberles Verdacht in Richtung Slowakei.
    Er parkte beim Backstein-Gebäude der Geislinger
Kriminalpolizei. Im Lehrsaal des angrenzenden Reviergebäudes herrschte wegen Bruhn
wieder mal helle Aufregung. Linkohr kam noch im Flur auf den Kommissar zu: »Bruhn
will sofort einen schriftlichen Bericht über den Stand der Ermittlungen.«
    »Wieso das denn? Hat er wieder von irgendwo
her Druck gekriegt?«
    »Keine Ahnung«, zuckte Linkohr mit den Schultern,
»er war jedenfalls ziemlich aufgebracht. Sie sollen ihn sofort anrufen.«
    Häberle pustete die Backen auf und steuerte
sein Büro an. »Kommen Sie mit«, sagte er schließlich und bot dem jungen Kollegen
den üblichen Platz am Besprechungstisch an. »Die Kleine hat Schiss«, stellte er
fest, um noch einmal die Vernehmung Annas vom Vorabend Revue passieren zu lassen.
»Sie tut mir leid.«
    »Aber ganz so harmlos, wie sie tut, ist die
nicht«, konstatierte Linkohr. »Die ist eine brillante Schauspielerin.«
    »Muss sie auch sein – bei dieser Kundschaft.«
Er grinste. »Jeder will’s anders. Nicht umsonst kommen die Herrschaften zuhauf daher.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das
dumme Mädchen bei der Siller nur mimt«, meinte Linkohr. »Wer lässt sich schon diese
Schikane gefallen – heutzutage?«
    »Sie sagt, sie habe wirklich Angst vor ihr.
Weil sie von ihren Vorstrafen wisse und vom Techtelmechtel mit Nullenbruch.« Häberle
verschränkte die Arme. »Je länger aber Nullenbruch verschollen bleibt, desto mehr
verlagern sich die Gewichte. Die Kleine kann, das hat sie ja in der Vernehmung eingeräumt,
nicht mehr damit rechnen, dass ihre Dienste an Nullenbruchs Geschäftsfreunden aus
der Firmenkasse bezahlt werden. Die Loyalität zu ihm wird von Tag zu Tag geringer
– so jedenfalls hab ich das herausgehört.«
    Linkohr fühlte sich in seiner Einschätzung
bestätigt. »Sie wird ziemlich schnell den Laden verlassen und freiberuflich auf
den Strich gehen.«
    »Wenn’s denn so einfach wär«, gab Häberle zu
bedenken, »ich könnte mir denken, dass sie so frei nicht ist, wie sie uns vormacht.
Da gibt es mit Sicherheit ein paar Herrschaften, die ein gewichtiges Wort mitzureden
haben.«
    »Sie denken an unsere slowakischen Freunde?«
Linkohr hatte begriffen. »Zuhälter.«
    »Was glauben Sie, was seit der Wende in dieser
Beziehung abgeht! Kollege, da sind wir Waisenknaben dagegen«, grinste Häberle und
wurde gleich wieder ernst. »Das ist teilweise Sklavenhandel in Vollendung.«
    »Der Einbruch bei ihr lässt auf

Weitere Kostenlose Bücher