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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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sollen
detailliert darstellen, worum es uns geht.«
    »Oh, heiliger Sankt Bürokratius«, stöhnte der
Chef. »Eines Tages sitzen wir nur noch dusselig hier rum und verfassen Schriftsätze.«
    Ein Murmeln der Kollegen gab ihm Recht.
    Dann fasste Häberle einen Entschluss: »Wir
durchsuchen die Wohnung dieser Anna. Ich will jetzt wissen, was Sache ist.«
    »Sie glauben, wir kriegen das genehmigt?«,
zweifelte Linkohr.
    »Rufen Sie den Ziegler an«, bat Häberle und
meinte damit den Leitenden Oberstaatsanwalt in Ulm. »Wir müssen den Schwenger überzeugen.«
Insgeheim war er sich sicher, dass der Amtsrichter die Notwendigkeit erkennen würde.
Schließlich war auch Schwenger ein altgedienter Jurist, der die Ermittlungsarbeit
kannte und fundiertes Vorgehen schätzte.
    Häberles morgendlicher Elan beflügelte die
Kollegen. Und er selbst war jetzt entschlossen, Bruhn von der Dienstreise nach Košice
zu überzeugen. Notfalls, das hatte er sich vorgenommen, würde er die nächsthöhere
Ebene bemühen. Denn jetzt ging’s um alles oder nichts. Da war kein Platz mehr für
cholerische Anfälle, die den Betrieb nur lähmten, anstatt die Kollegen zu engagiertem
Handeln anzuspornen.

45
     
    Amtsrichter Schwenger war tatsächlich von Häberles Anliegen überzeugt
gewesen und hatte den Durchsuchungsbefehl ausgestellt.
    Während sich ein Dutzend Kriminalisten auf
die Aktion in der kleinen Wohnung vorbereiteten, war Linkohr die undankbare Aufgabe
zugefallen, Anna an ihrem Arbeitsplatz davon zu unterrichten und abzuholen. Dass
er sich damit den geballten Zorn ihrer Chefin zuziehen würde, war ihm klar gewesen.
Doch dass Ute Siller derart ausfällig werden konnte, empfand er mehr als peinlich.
»Ersparen Sie sich Ihre Erklärungen«, fauchte die Frau, die unter ihrer Bürotür
stand, »hab’s doch immer gewusst, dass sie eine Kriminelle ist.«
    Anna blieb eingeschüchtert hinter ihrem Schreibtisch
stehen, während Linkohr zu erklären versuchte, dass die junge Dame für zwei Stunden
zu einer Vernehmung mitkommen müsse. Er verschwieg den wahren Grund.
    »Sie wird das nacharbeiten«, zeterte Ute Siller.
Ihre Stimme überschlug sich und hallte bis in den Flur hinaus. »Und zwar in einer
Nachtschicht.« Das klang wie eine Drohung – und sollte es auch sein. Denn wenn sie
darauf bestand, dann konnte Anna ihre Kundschaft abbestellen, dachte Linkohr und
bedeutete dem Mädchen mit einer Kopfbewegung an, mitzukommen.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Anna im Auto.
    »Wir möchten uns ein Bild von Ihren Lebensumständen
machen«, erklärte Linkohr.
    »Was heißt das?«, fragte das Mädchen kühl.
Die Schüchternheit war wie weggeblasen.
    »Wir durchsuchen Ihre Wohnung«, erklärte Linkohr
direkt.
    »Sie wollen …?« Offenbar hatte sie mit allem gerechnet, nur nicht damit.
    »Reine Routine. Sie sind nicht die Einzige.
Wir machen uns Sorgen um Ihren Chef.«
    »Sie glauben, ich hätte etwas mit seinem Verschwinden
zu tun, nur weil ich für ihn auf den Strich gehe?« Als sie nach wenigen Kilometern
vor dem Wohnblock in Ursenwang ankamen, waren bereits mehrere weiße zivile Kombis
vorgefahren. »Wenn Sie uns helfen, ist alles schnell vorbei«, erklärte der Jungkriminalist.
»Wir möchten Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten.« Er parkte neben den Kombis.
Aus der Gruppe wartender Männer löste sich Häberle und öffnete dem Mädchen galant
die Beifahrertür.
    »Danke, dass Sie bereit sind, uns zu helfen.«
Sie erwiderte nichts, sondern stöckelte die Treppe hinauf.
    Droben angekommen, schloss sie die Wohnungstür
auf, knipste das Rotlicht an und wollte voraus in den Flur gehen. Linkohr hielt
sie am linken Oberarm zurück. »Bitte nicht«, sagte er. »Sie müssen bei mir bleiben.«
Sie drehte sich ärgerlich um, während die anderen Kriminalisten an ihr vorbeidrängten.
Sie hatten mit derlei Durchsuchungen Routine. »Darf ich fragen, wonach ihr sucht?«,
wollte Anna wissen. »Irgendetwas, was auf Nullenbruchs Aufenthalt hindeuten könnte«,
erklärte Linkohr.
    »Da werden Sie aber enttäuscht sein. Glauben
Sie mir, ich wüsste genau so gerne wie Sie, wo er geblieben ist. Er ist mein Chef,
wissen Sie!«
    »Er ist angenehmer als Frau Siller?«, wollte
Linkohr wissen.
    »Frau Siller ist eine Sau«, erwiderte das Mädchen,
»aber sie hat gute Kontakte zu Frau Nullenbruch – und jetzt ist sie die Chefin.
Ich hoffe, nur vorübergehend.«
    Die Durchsuchung lief nahezu lautlos ab. Dann
aber tauchte Häberle aus einem der Räume auf. Sein Gesicht

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