Schusslinie
Hintermänner
schließen.«
»Bett aufgeschlitzt und gehaust wie die Vandalen«,
entgegnete der Kommissar, »nur will sie uns partout nicht sagen, was die Unbekannten
gesucht haben könnten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie uns etwas verschweigt.«
Linkohr äußerte seine Vermutung: »Notizbücher,
Adressen von Kunden – Material genug für Erpressungen jeder Art. Gefunden haben
wir ja in diese Richtung überhaupt nichts. Es ist doch ziemlich unwahrscheinlich,
dass eine professionelle Nutte keine Kundenkartei führt – mit all den Sonderwünschen.
Sie hat ja nicht mal einen Computer. Kaum anzunehmen, dass sie ihre Buchführung
im Geschäft erledigt.«
»Dass sie ziemlich durchtrieben und nicht gerade
die Unschuld vom Lande ist, beweist ja allein schon ihr Vorleben. Ein halbes Jahr
im slowakischen Knast wird auch nicht gerade ein Mädchenpensionat gewesen sein.«
»Und denken Sie an dieses Buch über Jagdwaffen«,
erinnerte Linkohr, »Lanski wurde mit etwas Ähnlichem umgebracht.«
»Okay, ja, aber sie sagt, es stamme von Nullenbruch,
der begeisterter Jäger sei, und er habe ihr das Buch ausgeliehen, weil sie sich
mal über die Jägerei unterhalten hätten. Kann wahr sein, kann auch gelogen sein.«
Linkohr fiel etwas ein: »Mir hat das zu denken
gegeben. Deshalb hab ich heut früh Frau Nullenbruch angerufen und gefragt, ob die
Jagdwaffen ihres Mannes alle vollständig da seien. Sie meint ja.«
»Aber er selbst hat sich noch immer nicht gemeldet?«
»Nein – aber das scheint ihr weiterhin egal
zu sein.«
Häberle erhob sich und vergrub die Hände in
den Hosentaschen. »Was mich ein bisschen stutzig macht, ist die Erklärung des Kontaktes
zu diesem Gangolf. Anna hat doch gesagt, es sei ein Bekannter von Nullenbruch und
sie habe nur deswegen immer in Berlin angerufen, um zu fragen, ob es eine Nachricht
von ihrem Chef gebe. Ist das nicht ein bisschen seltsam, dass so eine kleine slowakische
Sekretärin Kontakte bis in die höchsten Ebenen der deutschen Politik pflegt?« Linkohr
nickte. Auch dies war ihm heute Nacht durch den Kopf gegangen. »Wir haben eines
übersehen«, stellte er nun fest, »wir haben vergessen sie zu fragen, wie Gangolfs
Kontakte zu Nullenbruch entstanden sind. Erinnern Sie sich? Riegert hat von einer
Bemerkung gesprochen, die dieser Pfisterer gemacht haben soll. Es ging um Ute Siller.«
»Richtig«, bestätigte Häberle, »das ist uns
entgangen. Wissen Sie was? Ganz einfach. Sie rufen diesen Ministerialmenschen mal
an und fragen ihn.«
»Ich hatte mit Ihrem Chef bereits gesprochen«, bemerkte Gangolf trocken
am Telefon, »ich dachte, die Angelegenheit hätte sich für mich erledigt.« Linkohr
verstand, was gemeint war: Leute vom Kaliber eines Ministerialdirektors geben sich
normalerweise nicht mit unteren Diensträngen ab.
»Tut mir leid«, gab sich der junge Kriminalist
selbstbewusst, »aber es haben sich einige Fragen ergeben, die wir routinemäßig klären
müssen.«
»Und?«
»Es gibt bei der Firma Nullenbruch eine Sekretärin,
sie wird Anna genannt, und sie hat Kontakte zu Ihnen …«
»Kontakte«, wiederholte Gangolf vorwurfsvoll,
»ich muss doch sehr bitten, Herr Linkohr. Ja, dieses Mädchen ruft hier an und will
wissen, was mit ihrem Chef sei. Woher soll ich das denn wissen?« Seine Stimme klang
verärgert.
»Das wundert mich auch«, räumte Linkohr ein,
»wieso tut sie das?«
»Keine Ahnung. Das junge Ding mischt sich in
viel zu viele Dinge ein. Sie sollten Ihre wertvolle Zeit nicht damit vergeuden –
und vor allem nicht mich damit belästigen.« Pause. »Hat Ihnen das Ihr Chef nicht
gesagt?«
Linkohr ging nicht darauf ein, sondern wechselte
das Thema: »Noch eine ganz andere Frage, wenn Sie gestatten – was uns nicht ganz
klar ist, sind die Beziehungen zwischen der Firma Nullenbruch und Ihnen. Wie sind
sie denn zustande gekommen?«
»Ich wüsste nicht, was dies in Ihrer Angelegenheit
für eine Rolle spielt.«
»Vielleicht doch – reine Routine«, erwiderte
Linkohr und begann, Kringel auf ein Schmierpapier zu malen.
»Und ich sage Ihnen: Reine Privatsache.« Er
überlegte. »Privatsphäre, sagt man dazu. Und diese sollte bei unbescholtenen Bürgern
auch von der Polizei respektiert werden.«
Linkohr zögerte. »Sie wollen mir also nicht
sagen, wie …«
»Nein«, unterbrach ihn Gangolf, »weil das nichts
mit Ihrer Sache zu tun hat. Darf ich damit das Gespräch für beendet betrachten?
Und sagen Sie dem Herrn Bruhn einen schönen Gruß von mir. Ich bin
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