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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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ist eine Sache, hinter der die Wirtschaft steht.
Das Kapital, verstehst du?«
    »Und wieso erzählst du das gerade mir?«
    Eva lächelte ihn charmant an. »Erstens bist
du der sportpolitische Sprecher deiner Fraktion und zweitens kennen wir uns schon
lange. Okay, ich bin sozusagen bei der Regierungskoalition angestellt, noch – aber
deshalb darf man doch privat mit einem so netten Menschen wie dir von der Opposition
über alles plaudern. Zumal du doch ohnehin davon überzeugt bist, bald der Regierung
anzugehören. Findest du nicht?«
    Er tat so, als fühle er sich geschmeichelt.
»Wenn ich dich so reden höre«, entgegnete er, »dann könnte ich fast meinen, du wüsstest
ziemlich viel.« Der Politiker spielte mit dem Löffel, den er vorhin in den leeren
Eisbecher gesteckt hatte. »Du sagst, es empfehle sich, diese … diese Kräfte zu unterstützen. Wie … wie darf ich das verstehen?« Als gelernter
Kriminalist hatte er ein Gespür für die Bedeutung beiläufiger Bemerkungen. Er war
ein guter Zuhörer – und das unterschied ihn von den meisten seiner Kollegen im Bundestag,
die oftmals nur sich selbst gerne reden hörten.
    Eva dachte einen Moment nach, um jetzt nichts
Falsches zu sagen. »Ich mein nur, dass die Kräfte vermutlich sehr mächtig sind,
Klaus. Und dass sie …« Noch zögerte
sie, es auszusprechen, doch dann entschied sie sich, es zu tun: »… dass sie im Ernstfall,
wenn’s drauf ankommt, vor nichts zurückschrecken.« Sie machte eine Pause. »Vor nichts,
verstehst du?«
    Unweigerlich musste Riegert an den bedauernswerten,
ehemaligen Ministerpräsident Barschel von Schleswig-Holstein denken, den man im
Oktober 1987 in einer Badewanne eines Züricher Hotels tot aufgefunden hatte. Bis
heute rankten sich allerlei mysteriöse Gerüchte um diesen Fall.

8
     
    Liebenstein war mit dem Gespräch zufrieden und ließ sich von einem
Taxi in den Stuttgarter Talkessel hinabbringen, der seine Schönheit und den Glanz
sonniger Tage verloren zu haben schien. Der Fahrer quälte sich mit dem cremefarbenen
Mercedes durch den mittäglichen Verkehr, kam am Landtag und an der Abzweigung zum
Hauptbahnhof vorbei und fuhr ein Stück weit die Neckarstraße abwärts, um dann die
B 14 anzusteuern, die ins Nebel verhangene Remstal hinausführte.
    Liebenstein hatte sich in den Fond gesetzt,
um während der Fahrt einige Aufzeichnungen machen zu können. Dazu legte er den Aktenkoffer
auf die Knie, ließ den Deckel hochschnappen und griff nach einem Notizblock. Der
Fahrer blickte seinen Gast kurz durch den Rückspiegel an. Liebenstein hatte sich
zur Gewohnheit gemacht, sofort die wichtigsten Eindrücke und Ergebnisse eines Gesprächs
schriftlich festzuhalten. Damit konnte er seinem Chef in Berlin später detailliert
Bericht erstatten.
    Er musste während seiner Dienstreise nach Süddeutschland
so viel wie möglich klären. Gangolf verlangte jetzt eine deutlich umrissene Vorgehensweise.
    Die vorausfahrenden Autos wirbelten den Straßenschmutz
auf. Liebenstein fühlte sich matt. Eigentlich hatte er Hunger, doch sein eng bemessener
Zeitplan ließ keine Mittagspause zu.
    Der Taxifahrer fand die angegebene Adresse
in Grunbach sofort. Das villenähnliche Haus von Pfisterer stand hoch überm Ort in
herrlichster Südhanglage, direkt neben den Reben eines Weinbergs. Liebenstein wurde
gleich eingelassen, erreichte über einen Gartenweg die schwere eichene Eingangstür
und begrüßte den Mann, der ihn bereits erwartete, mit einem kräftigen Händedruck.
Der Hausbesitzer, dessen dünn gewordenes Haar ziemlich ungekämmt in eine faltenreiche
Stirn hing, führte seinen Besucher in ein Wohnzimmer mit schweren Holzmöbeln. Aus
einem der wuchtigen Sessel erhob sich eine Frau, die ihre Fettpölsterchen gut in
einem hellen, weit geschnittenen Kleid zu verbergen verstand. Sie schüttelte Liebenstein
die Hand und lächelte. Er setzte sich an dem dunklen Holztisch ihr gegenüber und
stellte seinen Aktenkoffer neben den Sessel.
    »Die Sache kommt ins Rollen«, begann Edgar
Pfisterer, nachdem er seinem Gast einen Orangensaft eingeschenkt hatte.
    »Ich hoffe es«, entgegnete Liebenstein und
nahm einen Schluck. »Herr Gangolf ist um einen zügigen Ablauf bemüht.«
    Pfisterer sah seine Frau an, die sich in ein
Buch vertiefte und an dem Gespräch der Männer nicht allzu interessiert zu sein schien.
Liebenstein genoss für einen kurzen Moment die Aussicht durch eine große Glasscheibe
über Grunbach hinweg – hinüber zu den Höhen des Schurwaldes. »Ich

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