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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Striebel, der sich mit einem
Handrücken den Schweiß von der Stirn streifte, »vielleicht schafft es Matthias,
mehr Druck zu machen.« Die sonore Stimme wurde wieder leiser, hatte aber nichts
von dem drohenden Unterton verloren.
    Janos Miene verfinsterte sich. »Mattääs?«,
wiederholte er mit seinem slowakischen Akzent. »Was ist mit Mattääs?«
    Striebel schaute demonstrativ auf die Armbanduhr.
»Er dürfte in diesen Minuten gelandet sein.«
    »Er kommt hierher?«, fragte Jano verständnislos
nach.
    Striebel und Kromer nickten wortlos.
    »Ja, meinst, du könnst uns übern Tisch ziehn?«,
verfiel der Ältere wieder in seinen bayrischen Dialekt.
    Der Slowake war kreidebleich geworden. »Ich
hab eine Bitte«, es klang kleinlaut, »ihr solltet euch nicht in Dinge mischen, die … dangerous … gefährlich werden können.«
    »Soll das eine Drohung sein?«, brauste Striebel
wieder auf.
    »Sorry, no, keine Drohung«, versicherte Jano
und schaute sich nach allen Seiten um, »nur eine Empfehlung.«
    »Weißt du, was ich langsam glaube?« Striebels
Geduld war am Ende. »Ich glaub, dass dieses ganze Freundschaftsgetue von dir und
deinesgleichen vorgetäuscht war – kaltblütig berechnet. Nie im Leben werde ich mehr
einem Slowaken trauen. Nie mehr.« In Striebels Stimme schwang Hass, Zorn und Enttäuschung
mit.
    Jano wollte nichts dazu sagen. Er hatte jetzt
andere Probleme. »Mattääs kommt?«, hakte er noch einmal nach.
    »Darauf kannst Gift nehmen«, entgegnete Striebel
triumphierend. »Und wenn du ihm keine glasklare Erklärung hast, schaust ganz dumm
aus der Wäsche, verstehst?«
    »Please«, begann Jano erneut und wandte sich
an Rainer, den er für den Gemäßigteren hielt, »give me time … lasst mir Zeit. Keinen Ärger. Nicht hier.«
Seine Miene verfinsterte sich, wie nie zuvor in der vergangenen halben Stunde. »Das
ist kein Spiel. Das ist Ernst.« Er rang nach den passenden Worten, gab der Bedienung
ein Zeichen zum Bezahlen und legte den Deutschen eindringlich nahe: »Todernst, sagt
man, glaub ich, bei euch. Vergesst das nicht. Todernst.«

11
     
    Das Medieninteresse war groß. Sogar die beiden Stuttgarter Blätter
waren vertreten, als der Leitende Oberstaatsanwalt aus Ulm, Dr. Wolfgang Ziegler,
im Lehrsaal der Geislinger Feuerwehr die Journalisten begrüßte. Links von ihm saß
August Häberle, rechts der uniformierte Leiter der Polizeidirektion Göppingen, der
herbeigeeilt war, um die Bedeutung dieser Pressekonferenz zu unterstreichen. Ihm
zur Seite hatte Pressesprecher Uli Stock Platz genommen, dem die undankbare Aufgabe
oblag, ein Statement vorzubereiten, in dem mit dürren Worten Angaben zu dem Toten
gemacht und mögliche Zeugen gesucht wurden.
    Neben einem Reporter von SWR 4, der sich zunächst
Notizen machte, waren auch mehrere sehr jugendliche Journalisten von privaten Radiostationen
gekommen, die ihre Mikrofone ziemlich unkontrolliert in die Luft hielten. Drei Fotografen
lichteten einige Male die ›Offiziellen‹ ab, denen an der Querseite des Raumes zwei
Tische aneinander geschoben worden waren.
    In der ersten Reihe hatte der örtliche Polizeireporter
Georg Sander Platz genommen. Ihm war natürlich bereits in den Vormittagsstunden
das Verbrechen zu Ohren gekommen, doch hatte er bisher keine einzige Quelle anzapfen
können, die ihm mehr hätte sagen können, als was in der ersten Sechszeilenmeldung
von Polizeidirektion und Staatsanwaltschaft gestanden war.
    »Sehen Sie uns bitte nach, dass wir Ihnen nur
wenig Habhaftes berichten können«, versuchte Staatsanwalt Ziegler gleich von vornherein
bohrende Fragen abzuwenden. »Wir wissen weder, wer der Tote ist, noch wo er war
– und schon gar nicht, was er gestern am späten Abend in diesem abgeschiedenen Winkel
am Bahndamm getan hat. Wir gehen derzeit davon aus, dass er jemand getroffen hat
– aber auch dafür gibt es leider keine Beweise.«
    Ziegler gab eine kurze Beschreibung des Toten,
sofern dies trotz der starken Verstümmelung des Kopfes noch möglich gewesen war.
Er erwähnte auch den Ring mit dem eingravierten Datum des 8. August 1988.
    Dann erteilte er Häberle das Wort, der zunächst
die Journalisten begrüßte und seine Notizzettel übersichtlich nebeneinander legte.
Er schilderte detailliert, wie wichtig jeder noch so kleine Hinweis aus der Bevölkerung
sein konnte. »Wir sollten wissen, ob jemand gestern Abend so ab 20 oder 21 Uhr in
Tatortnähe etwas Verdächtiges bemerkt hat – Fahrzeuge, Personen und so weiter.«
Der Kommissar schob

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