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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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scheint.«
    »Hundt auch?«, bohrte Meckenbach weiter. Dieter
Hundt, der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes, hatte seinen Betrieb im nahen Uhingen,
ein paar Kilometer talabwärts, sozusagen vor den Toren Stuttgarts. Auch ein großer
Zulieferer für die Automobilindustrie.
    »Ich kann dir keine Namen nennen, ich weiß
es nicht«, erwiderte die Frau. Doch Meckenbach spürte plötzlich Zweifel, ob er ihr
glauben konnte.
    »Weißt du«, fuhr sie unerwarteterweise fort,
»das Ganze macht auf mich einen ziemlich geheimnisvollen Eindruck.« Sie machte eine
Pause. »Ich glaub, es ist besser, man redet nicht drüber.«
    Er schaute von seiner Pizza auf. »Wie soll
ich das verstehen?«
    »Je weniger man darüber weiß, desto weniger
gerät man in etwas hinein«, antwortete sie emotionslos. »Man weiß nie, welche Folgen
so was hat.« Sie schaute ihn eindringlich an. »Auch du solltest dich lieber um deinen
Job kümmern.«

10
     
    Damit hatten Martin Striebel und Rainer Kromer nicht gerechnet. Vor
ihnen stand ein froh gelaunter Jano. Seine Glatze glänzte wie poliert. »Hi«, wiederholte
er und setzte sich unaufgefordert zu den beiden Deutschen an das Bistrotischchen.
»Nice to see you«, lächelte er und verbreitete einen Optimismus, der keinerlei Zweifel
an seiner Seriosität aufkommen ließ. Martin Striebel wurde knallrot. Sein Blutdruck
schoss deutlich erkennbar in die Höhe. Rainer Kromer verzog sein Gesicht zu einem
gekünstelten Lächeln.
    »Wie kommst jetzt du daher?«, entfuhr es Striebel.
Seine sonore Stimme und sein Dialekt waren noch drei Tische weiter zu hören.
    Jano ging auf diese unfreundliche Begrüßung
nicht ein. »No problem«, versicherte er und legte einen Arm auf Kromers Schulter.
Dieser zuckte zusammen, ließ ihn aber gewähren.
    »Es ist alles in bester Ordnung«, sprach Jano
jetzt Deutsch, wenngleich mit dem harten Akzent, der seine slowakische Herkunft
verriet.
    »Soll ich dir was sagen«, brauste Striebel
auf, »dir glaub ich kein Wort mehr. Nicht eines. Und was ich von deinem schönen
Schwager zu halten hab, weiß ich noch nicht.«
    Janos mondförmiges Gesicht strahlte weiter.
»Alle werden ihr Geld bekommen«, versicherte er, »alle. Es ist nur eine little correction
– eine Änderung eingetreten. Aber no problem, wirklich – no problem.«
    Er nahm den Arm wieder von Kromers Schulter,
winkte der Bedienung und bestellte ebenfalls ein Pils.
    »Ganz so ist’s ja wohl nicht«, wandte Kromer
ein und wischte sich sein schweißnasses Haar aus der Stirn, »die Geschichte mit
der Mafia hat gestern ein bisschen anders geklungen.«
    Nur für einen kurzen Augenblick verfinsterte
sich Janos Gesicht, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. »Pit hat doch erklärt«,
versuchte er zu beschwichtigen, »es ist alles unter Kontrolle.«
    »Gerade das glaub ich dir nicht, Jano«, entgegnete
Striebel zornig. »Soll ich dir sagen, was ich für einen Eindruck hab’? Soll ich?«
Er zögerte, doch Janos positiver Gesichtsausdruck ermunterte ihn dazu. »Dass du
ein ziemlich gerissener Hund bist, um nicht zu sagen ein Schwindler.«
    Jano schluckte. Offenbar wusste er nicht so
recht, wie er reagieren sollte. Doch er blieb der weltgewandte Geschäftsmann, für
den er sich stets ausgab. »Martin«, sagte er deshalb langsam und lächelnd, »sorry,
Martin, es tut mir leid, wenn du so denkst, aber es ist anders, als es scheint.«
    Kromer winkte ab. »Das habt ihr uns doch gestern
Abend bereits weismachen wollen. Allein – uns fehlt der Glaube, verstehst du?« Er
wurde energisch. »Wenn nicht bald das Geld cash auf den Tisch kommt, glauben wir
dir und deinem Schwager kein Wort – und dann …« Kromer kniff die Augen gefährlich zusammen, »… dann werden
wir dich fertig machen – mit allen juristischen
Mitteln. Seit ihr in der EU seid, sind die Spielregeln einfacher geworden. Und es
wird ziemliches Aufsehen geben, wenn der mächtige Jano, der hier in Košice den großen
Maxe spielt, plötzlich wegen Betrugs oder Unterschlagung, womöglich auch wegen Steuerdelikten
vor dem Bezirksgericht steht, oder wie das bei euch hier heißt.«
    Jano blieb unbeeindruckt. Etwas anderes hatten
die beiden Deutschen auch nicht erwartet. Er bekam sein Pils serviert und besaß
die Frechheit, seinen Gesprächspartnern zuzuprosten. Sie stießen widerwillig mit
ihm an.
    »Unser Business läuft sehr gut«, erklärte er
dann und wischte sich mit einem Papiertaschentuch den Schweiß von der ovalen Stirn.
»But you know … « Er rang

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