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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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aufzurichten.
    Schutzengel Sulo Auvinen flog ängstlich seine Runden über all diesem Elend. Wieder hatte es ein Missgeschick gegeben. Wie hatte er sich nur derart zum Spiel mit dem Schiff hinreißen lassen können, sodass dieses Unglück geschehen konnte? Es war, als würden ihn sämtliche Geister des Bösen verfolgen, wobei das Engeln eigentlich nicht passieren dürfte. War es vielleicht einfach so, dass er unter einem unglücklichen Stern geboren war? Alles, was er aus gutem Herzen in Angriff nahm, schien in einer Katastrophe zu enden. Wo war überhaupt der griechische Seemann geblieben?
    Für den nächsten Abend wurden zwei Schwimmkräne erwartet, einer aus Kiel in Deutschland und der andere aus Gdynia in Polen, mit denen die Fähre wieder aufs Meer hinausgezogen werden sollte. Der Rumpf war heil, die Gesamtschäden allerdings enorm.
    Das Küchenpersonal von Superfast eröffnete am Strand zunächst eine Bar und dann ein provisorisches Feldrestaurant, Geschirr und Gerätschaften wurden mit einem Kran vom Sonnendeck abgeladen. Da die Schiffsküche zu schräg lag, konnten dort keine Speisen mehr zubereitet werden, also entzündete man am Waldrand mehrere Lagerfeuer und kochte dort das Essen. Der Dorfschmied von Mölky schweißte mehrere lange Eisengitter, auf denen die Köche delikate Steaks grillten. Aufschnitt, Salate und diverse Getränke wurden auf langen Tischen serviert, die die Dorfbewohner zusammengezimmert hatten.
    In der Nacht schien der Vollmond. Die Stimmung war eigenartig: Aus den Tiefen des havarierten Schiffes ertönte Gepolter, denn dort bauten Männer aus dem Dorf im Scheinwerferlicht eine Bretterbrücke. Die russischen und finnischen Brummifahrer benutzten auf dem Autodeck Kräne, um ihre kreuz und quer durcheinandergerutschten Laster wenigstens halbwegs zu ordnen. Aber das war schwierig, denn das Autodeck war schief wie das Dach auf dem Haus eines Neusiedlers.
    Die ganze Nacht lang hallten Arbeitsgeräusche über den Strand. Es herrschte reger Hubschrauberverkehr, Werkzeug sowie weitere Decken und Zelte wurden abgeladen.
    Gegen Morgen wurde der tote griechische Seemann angetrieben. Die Leiche schwamm mit dem Gesicht nach unten im flachen Wasser und wurde erst entdeckt, als die Leute aus ihren Decken und Zelten krochen und zur Morgentoilette an den Strand gingen. Es tat Schutzengel Sulo Auvinen weh, mit anzusehen, wie der ertrunkene Seemann an den Waldrand getragen und mit einer Plane zugedeckt wurde, bis ihn ein Hubschrauber abholen würde.
    Sulo Auvinen bekam bald anderes zu bedenken. Der Teufel hatte sich schwimmend zum Unglücksort aufgemacht. Er wollte Schutzengel Sulo Auvinen treffen, denn er hatte ihm ein Angebot zu machen, das dieser nur schwer würde ablehnen können.
     

26
DAS VERLOCKENDE
ANGEBOT DES SATANS
     
    Schutzengel Sulo Auvinen sah schon von Weitem, wie aus dem Wald ein zottiger Mann hervortrat, der mit einem nassen schwarzen Wollpullover und Stiefelhosen bekleidet war. Zunächst blickte er aufmerksam um sich und setzte sich schließlich auf den Zinksarg eines der deutschen Kriegsveteranen, um die Füße auszuruhen. Sein Gesicht war Sulo Auvinen irgendwie bekannt. An allem war zu erkennen, dass dort der Teufel persönlich saß.
    Sulo Auvinen flog zu ihm und ließ sich auf dem anderen Sargdeckel nieder. Er ahnte, dass der Teufel ein Anliegen gerade an ihn hatte. Sie saßen sich Auge in Auge auf den Sargdeckeln gegenüber. Sulo fragte:
    »Sie dürften der Teufel in eigener Person sein, nehme ich an?«
    »Und Sie sind Schutzengel Sulo Auvinen.«
    Engel und Teufel gaben sich nicht die Hand, sie pflegten keinerlei freundschaftlichen Kontakt, hatten nichts weiter gemeinsam, als dass sie beide tote Finnen waren.
    Rauno Launonen musterte beifällig den Unglücksstrand.
    »Sie sind ja wieder mal ordentlich zu Werke gegangen, man kann ihre neueste Leistung nur bewundern. Ein wirklich beachtlicher Schädling, das muss gesagt werden.«
    Er erklärte, dass er Sulo Auvinens Wirken den ganzen Frühling und Sommer hindurch verfolgt habe, von dem Moment an, da man Sulo zu Aaro Korhonens Schutzengel ernannt habe. Zuletzt sei er mit auf dem Schiff gewesen, habe von dort ins Meer abtauchen müssen und sich nur mit Mühe schwimmend an den Strand retten können. Die Teufel besaßen gute Geheimdienstinformationen sowohl über die irdischen als auch die himmlischen Angelegenheiten. Sonst könnte der Kampf zwischen Gut und Böse nicht funktionieren, das Gute würde den Sieg davontragen. Zum Glück gebe

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