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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Restaurants, von wo er einen guten Blick ins Foyer und auf die Treppen zu beiden Seiten hatte. Im Vergleich zu einer Kabine war es ein unbequemer Ort, aber für einen Mörder, der im Zuchthaus gesessen hatte, waren die Bedingungen recht komfortabel. Außerdem hatte er jetzt eine wichtige Aufgabe, die seine ganze Aufmerksamkeit verlangte. Sulo Auvinen musste entweder völlig ausgeschaltet oder bekehrt und zum Diener des Satans gemacht werden. Ein anspruchsvolles Vorhaben, aber ganz nach dem Herzen Launonens. Er hatte sich schon zu Lebzeiten großen Herausforderungen gestellt. Drei selbst verübte Morde sprachen da ihre eigene blutige Sprache.
    Aaro und Oskari fuhren die Leichenwagen aufs Autodeck und bekamen Plätze am äußersten Rand unmittelbar hinter dem Fahrstuhlschacht. Sie überlegten eine Weile, ob sie die Fahrzeuge an Deck anschließen sollten. Ein finnischer Brummifahrer kam dazu und sagte, dass er seinen zehnräderigen Laster nie anschloss, denn dafür würde er eine ganze Stunde brauchen. Seiner Meinung nach war die Fähre so schnell, dass sich der Seegang kaum auswirkte, das Schiff schoss fast im Gleitflug durch die Wellenkämme, da war es überflüssig, die Autos anzuschließen. Oskari und Aaro entschieden sich jedoch, für Sicherheit zu sorgen. Sie sagten, dass sich ein Fernlaster wahrscheinlich auch bei schwerer See auf den Rädern hielt, aber in ihren Autos befand sich eine teure Last, Tote nämlich, sodass sie lieber kein Risiko eingehen wollten.
    Der Brummifahrer wollte wissen, wer in den Särgen lag, und als er erfuhr, dass da zwei deutsche Feldwebel, die einst in Kiestinki und im Lapplandkrieg gekämpft hatten, ihre letzte Reise machten, wunderte er sich:
    »Sind von denen immer noch welche am Leben? Der Krieg ist doch schon sechzig Jahre her.«
    Oskari antwortete, dass diese zwei nicht mehr lebten, aber es gebe durchaus noch Veteranen der deutschen Armee.
    Aaro und Oskari bezogen eine gemeinsame Kabine, aber Viivi Ruokonen und Ritva Nuutinen waren nicht gewillt, sich eine Kabine zu teilen, sodass jede ihre eigene bekam. Das Abendessen nahmen sie dennoch zu viert ein.
    Als die Damen schlafen gegangen waren, spazierten Aaro und Oskari über das Deck und blickten aufs dunkel werdende Meer. Sie unterhielten sich über ihr Reiseprogramm und über den Brand zu Mittsommer. Die Versicherung hatte hinsichtlich einer Zahlung noch keinen Entscheid gefällt, und der könnte durchaus auch negativ ausfallen, da die Feiernden bei Ausbruch des Feuers Alkohol getrunken hatten. Auch das Boot war nicht gefunden worden.
    Schutzengel Sulo Auvinen stand mit seinen langen Flügeln an der Reling und lauschte dem Gespräch der Männer. Zweifellos war der Brand auf der Insel sehr bedauerlich gewesen, aber begriff Aaro denn nicht, dass der Schutzengel nur hatte helfen wollen?
    Oskar Mättö lobte Fräulein Nuutinen und nannte sie einen netten Menschen. Er wunderte sich, warum Aaro nicht mit ihr auskam. Eine Persönlichkeit mit Stil, und auch das Parfüm von bester Qualität.
    Aaro ließ all die Missgeschicke vom Frühling und Frühsommer Revue passieren. Es war eine ganz schön lange Liste, angefangen beim Unfall mit dem Leichenwagen in Ostbottnien. Brände, Gehirnerschütterungen, Polizeiverhöre und widerspenstige Frauen. Du lieber Gott!
    »Es ist, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her«, meinte Aaro Korhonen und seufzte schwer.
    Das war zu viel für Sulo Auvinen. Der Schutzengel wurde böse. Mit welchem Recht nannte sein Schützling ihn einen Teufel? Nun ja, zweifellos hatte er einige Schäden verursacht, das musste er zugeben, aber auf dieser Welt passierten nun mal Unfälle. In guter Absicht hatte er gehandelt, und das schon mehrere Monate lang. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Für einen Moment erwog Sulo, den Schutz der Autofähre aufzugeben, nach Kerimäki zum Engel Gabriel zu fliegen und zu verlangen, dass ihm ein anderer, dankbarerer Schützling zugeteilt würde. Aber dann siegte sein gutes Herz, und er beschloss, Aaro Korhonen zu verzeihen. Aaro war immerhin nur ein gewöhnlicher Lebender, unvollkommen mit all seinen Fehlern und ohne Ahnung von den höheren himmlischen Mächten. Man musste ihn verstehen.
     

25
MANCHMAL KIPPEN SOGAR SCHIFFE UM
     
    Als die Männer zum Schlafen in ihre Kabine gegangen waren, beschloss Sulo Auvinen, sich auf die Kommandobrücke zu begeben und seines Amtes als Schutzengel zu walten. Auf dem dunklen Meer lauerten unter Umständen mancherlei Gefahren auf die mit fast

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