Schutzengel mit ohne Flügel
es denn im Himmel wirklich gut? Er, ein wohlmeinender alter Mann, war gleich zu Beginn vom Engel Gabriel in die Mangel genommen worden.
Der Teufel merkte, dass sein Angebot die Gedanken des Engels in Aufruhr versetzt hatte. Er sagte, dass er die Antwort nicht sofort verlange, Sulo solle sich Zeit lassen. Man werde ihn nicht unter Druck setzen und überreden, das gute Angebot anzunehmen. Wenn die Antwort negativ ausfalle, werde man das akzeptieren, aber wenn Auvinen einwillige, das höllische Amt zu übernehmen, dann habe man wirklich Grund für ein großartiges Fest.
»Ich sage offen, dass bei der jetzigen himmlischen Arbeit Ihre fantastische Begabung brachliegt, aber in der Hölle werden Sie gebraucht. Ein erstklassiger Schädling wie Sie wäre mit Arbeit ausgelastet bis zum Weltuntergang.«
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DER GROSSE KAMPF DES SCHUTZENGELS
Am dritten Tag nach der Havarie wurde die Balken- und Bretterbrücke fertig, die aus dem Inneren der Fähre aufs Festland führte. Aaro Korhonen und Oskari Mättö setzten sich in die Leichenwagen und fuhren langsam und mit angehaltenem Atem vom schiefen Autodeck hinunter. Die Zinksärge der deutschen Kriegsveteranen wurden wieder eingeladen. Teufel Rauno Launonen schlüpfte zu Aaro Korhonen in den Wagen und setzte sich rittlings auf den Sarg. Weil der Teufel keine Flügel hatte wie ein Engel, war er gezwungen, sich unterwegs zu dem toten deutschen Feldwebel zu gesellen. Er beabsichtigte nämlich, die Tour nach Berlin und wieder zurück nach Finnland mitzumachen. Nach Sulo Auvinens Meinung hätte der Teufel zur Hölle gehen können. Andererseits wäre es wohl gut, dessen Angebot näher zu prüfen. Dabei bot sich zugleich die großartige Gelegenheit, Informationen über die Welt der Teufel zu erhalten. Sulo glaubte die Mitnahme Launonens damit begründen zu können, dass er auf diese Weise willkommene Geheiminformationen über die Absichten der mittleren höllischen Führungsebene an den Himmel liefern konnte. Der Engel Gabriel würde sich bestimmt über diesen Kontakt und die daraus folgenden Verhandlungen und weiteren Informationen freuen, tröstete er sich. Er gestand sich nicht mal selbst ein, dass er sich auch für die teuflische Macht und all die Annehmlichkeiten interessierte, die ihm der Teufel versprochen hatte.
Die Fahrt begann. Schutzengel Sulo Auvinen erhob sich auf seine Schwingen. Zum Abschied warf er noch einen Blick auf den traurigen Strandabschnitt, auf dem die Rettungsarbeiten noch immer weitergingen. Der polnische Schwimmkran war bereits eingetroffen und ankerte auf einer provisorischen Reede, der deutsche wurde erwartet. Die vier Finnen fuhren zum Ostufer von Hiidenmaa und überquerten die Meerenge zwischen Insel und Festland mit einer Fähre. Estland hatten sie rasch durchquert, am Abend waren sie schon in Lettlands Hauptstadt Riga, wo sie an einer Neste-Tankstelle am Stadtrand tankten und zu Abend aßen. Der Teufel passte die Gelegenheit ab und schlüpfte mit Viivi zusammen aus dem Auto. Jetzt endlich hatte Sulo Auvinen die Idee, dass er Fräulein Nuutinen loswerden könnte, wenn sie und Oskari sich ineinander verliebten. Diesbezügliche Andeutungen hatte Oskari schon auf der Autofähre Aaro gegenüber gemacht, sodass die endgültige Regelung der Angelegenheit keine großen Schwierigkeiten bereiten dürfte.
Sulo erwähnte dem Teufel gegenüber nichts von seinen Absichten, sondern klinkte sich zunächst in Fräulein Nuutinens Gedanken ein und veranlasste sie, Oskari tief in die Augen zu sehen, und dann drang er rasch in dessen Schädel ein, damit Oskari den Blick wahrnahm. Es klappte auf Anhieb mit dem gegenseitigen Verlieben! Um Oskaris Auge begann der Muskel zu zucken. Auf der weiteren Fahrt umarmte sich das Paar immer wieder. An sich war das nicht weiter gefährlich, Oskari war ein erfahrener Leichenwagenchauffeur, aber es war dem Schutzengel ein wenig peinlich, wenn Fräulein Nuutinen dem Mann ihre gespitzten Lippen hinhielt in einem Fahrzeug, in dem ein deutscher Lapplandzerstörer-Feldwebel seine letzte Reise absolvierte. Nun, bald wäre man in Berlin, dann hätte der Tote vor den Verliebten Ruhe.
Von Lettland fuhren sie über Litauen nach Polen, und weiter ging die Fahrt auf den Straßen entlang der Südküste der Ostsee nach Rostock, wo die Reisenden übernachteten, am Morgen starteten sie in Richtung Berlin. Der Teufel fluchte über die Beschwernisse der Fahrt. Bei jedem Halt musste er aufpassen, dass er rechtzeitig vom Sarg herunterkam, damit er
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