Schutzengel mit ohne Flügel
es in der Hölle massenhaft fähiges Spionagepersonal und mehr bösen Willen, als manche glauben würden. Trotzdem sei man stets an weiteren kompetenten und fähigen Kräften dieser Art interessiert, und deshalb sei er, Launonen, nach Hiidenmaa gekommen. Sein angestammter Standort sei Feuerland an der äußersten Spitze von Südamerika.
»Wie Sie aus dem Namen dieser Insel, Hiidenmaa, Land der bösen Geister, schließen können, gibt es hier noch mehr von uns. Aber die Hölle befindet sich nicht nur auf Hiidenmaa, sondern es gibt Stützpunkte überall auf der Welt. Auch in Finnland haben wir Zweigstellen in Hiidenvesi, dem Gewässer der bösen Geister, und Helvetinkolu, dem Höllengeröll, zum Beispiel. Ich musste in den 1950er-Jahren nach Feuerland, weil in der dortigen Hölle ein Mangel an hartgesottenen Mördern herrschte. Ich habe den Militärputsch in Chile und Argentinien mit angeheizt. Ich will mich nicht selbst loben, aber wir haben dort wirklich Böses bewirkt.«
Sulo Auvinen musterte sein Gegenüber. Es lief ihm kalt den Rücken herunter, wenn er daran dachte, welche Verbrechen dieser Mann zu Lebzeiten begangen hatte. Aber noch härter traf es ihn, als der Teufel aufzählte, was er, Sulo, als Schutzengel alles bewirkt hatte.
»Man muss sich wundern, dass Aaro Korhonen überhaupt noch am Leben ist«, sagte Launonen lachend. Dann sagte er, dass er viele von Sulos Taten regelrecht genossen habe. Gleich der erste Fall in Ostbottnien habe seine Aufmerksamkeit erregt. Da lässt ein Engel am helllichten Tag einen Leichenwagen verunglücken, verstreut Literatur auf dem Acker und fährt ein teures Auto zu Klump!
»Und dann das Ding, wo ihr beinah ein unschuldiges junges Mädchen getötet hättet, das war wirklich eine fabelhafte Leistung. Schade nur, dass die Kleine ins Krankenhaus kam, trotzdem war das Endergebnis nicht zu verachten, man ist ja schon für Kleinigkeiten dankbar.«
Teufel Rauno Launonen bemühte sich um einen spöttischen Unterton, als er von Fräulein Nuutinens Einzug und von dem schrecklichen Brand in der Mechelininkatu sprach.
»Nicht mal mir wäre eingefallen, mich dieses Helfers zu bedienen, dieses … wie hieß der Schmierfink doch gleich …«
»Jani Vottonen.«
»Genau das war der Name, und bei der Missetat gab er den Geist auf. Macht jetzt als Teufel mit kleinen Jobs in der Hölle weiter.«
Launonen konnte nicht länger ernst bleiben, er brach in ein wieherndes Gelächter aus, als er auf eine der letzten Begebenheiten zu sprechen kam.
»Und dann das Zugunglück, das war eine wirklich professionelle Performance, entschuldigen Sie, aber wir Teufel fanden, dass Sie für jede x-beliebige Terrororganisation einen prima Kämpfer abgeben würden.«
»Es war ein pures Versehen und durchaus nicht beabsichtigt«, verteidigte sich Sulo Auvinen. Das Gelächter des Teufels stieß ihn ab. Er sah Rauno Launonen mit kaltem Blick in die Augen. Der mäßigte sich, konnte sich aber nicht verkneifen, noch das Mittsommerfest auf Rääveliholm mit Feuer und allem Drum und Dran lobend zu erwähnen.
»Und dieser letzte Vorfall sucht weltweit seinesgleichen. Sie haben es tatsächlich fertiggebracht, ein ganzes Schiff mit Passagieren und Mannschaft und allem Inventar zu kapern. Diese Begabung haben nicht mal viele Teufel, geschweige denn ihre gewöhnlichen Handlanger. Sie sind fantastisch!«
»Was wollen Sie von mir, dieses Gespräch gefällt mir nicht.«
Der Teufel wurde ernst. Er sah Sulo Auvinen vertrauensvoll in die Augen, senkte die Stimme und flüsterte:
»Ich habe die Aufgabe, Sie zu fragen, ob Sie die Seite wechseln möchten. Wir hätten viel Arbeit für Sie, und Ihre Begabung wird bei uns hoch geschätzt.«
Schutzengel Sulo Auvinen schnappte nach Luft. Wenn er richtig verstehe, habe man ihm soeben ein Arbeitsangebot gemacht, sagte er.
»Sie haben das sehr richtig verstanden. Wir sind in der Lage, Ihnen eine Position und Vorteile zu gewähren, wie sie nicht viele Finnen nach ihrem Tod geboten bekommen. Dies ist ein Angebot, das Sie nicht ablehnen sollten.«
Sulo Auvinen war verwirrt. War das jetzt ein Scherz, irgendeine schmutzige Posse, oder meinte dieser ehemalige Verbrecher und heutige Teufel tatsächlich, was er sagte? Das bedeutete ja, dass man dabei war, aus ihm, Sulo Auvinen, einen Vaterlandsverräter zu machen, oder eher einen Himmelsverräter, was noch widerwärtiger war. Aber andererseits … Die vielen Privilegien und die große Macht lockten, das musste er zugeben, und hatte er
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