Schutzlos: Thriller (German Edition)
sei.
»Ja. Haben Sie ein Problem damit?«
»Nein«, sagte ich. »Nicht im Geringsten.«
Es wäre mir lieber gewesen, er wäre nicht bewaffnet gewesen, aber als Polizist stand es ihm zu, und einen Cop zu bitten, seine Waffe abzugeben, war ein Kampf, den es sich selten zu führen lohnte.
Ich ließ ihm einige Zeit, um Freddy anzurufen, während ich mir das Haus ansah.
Einfamilienhäuser sind fast immer unmöglich zu verteidigen.
Sichtbarkeit, durchlässige Bauweise, empfänglich für Feuer. Sie sind nackt für Wärmesensoren und verfügen über begrenzte Fluchtwege. Taktischer Schutz ist ein Witz. Eine einzige Kugel kann die Stromversorgung lahmlegen. Die fünfminütige Reaktionszeit, mit der Sicherheitsunternehmen so stolz werben, bedeutet lediglich, dass der Lifter weiß, er hat ein garantiertes Zeitfenster für eine gemütliche Entführung. Ganz zu schweigen davon, dass die bürokratische Spur, die mit Hausbesitz, Autos und Finanzunterlagen einhergeht, den Täter im Handumdrehen an die Tür jedes noch so zurückgezogen lebenden Bürgers führt.
Natürlich wollen die Mandanten immer den Vollkaskoschutz für ihr Eigenheim, aber ich entferne sie jedes Mal so schnell wie möglich aus ihrer geliebten Immobilie.
Als ich Kesslers Haus sah, beschloss ich, ihn und seine Familie sofort aus dem windigen Kolonialstilbau zu locken.
Ich ging zur Eingangstür und überprüfte dabei die Fenster. Ryan öffnete die Tür. Ich wusste aus Personalakten und von meinen sonstigen Recherchen, wie er aussah. Ich blickte an ihm vorbei in das leere Erdgeschoss und nahm meine Hand aus dem Kreuz.
Er bewegte seine von dem Holster an seiner Hüfte fort.
Ich stellte mich vor, schüttelte ihm die Hand, zeigte ihm meinen Ausweis mit meinem Bild, meinem Namen und einem
Logo der Bundesregierung darin, einschließlich eines Adlers wie dem des Justizministeriums, aber unsere eigene Version des Vogels. Es gibt nichts Konkretes über unsere Organisation. Ich werde lediglich als »United States Officer« bezeichnet.
Er warf einen raschen Blick auf den Ausweis und stellte die Fragen nicht, die ich gestellt hätte.
»Haben Sie Agent Fredericks angerufen, um mich zu überprüfen?«
»Nein.« Vielleicht glaubte er, meine Glaubwürdigkeit mit seiner Intuition als Polizeibeamter verifizieren zu können.
Ryan Kessler war ein kräftiger Mann mit breiten Schultern und schwarzem Haar, der älter aussah, als er war. Als er seinen Kopf senkte, was er tun musste, weil ich kleiner war und eine Treppenstufe unter ihm stand, wurde ein Doppelkinn herausgedrückt. Ein Kugelbauch über sich nach unten verjüngenden Hüften und Oberschenkeln. Seine Augen waren tintenschwarz und konzentriert. Sich ein Lächeln auf seinem Gesicht vorzustellen fiel schwer. Zumindest dies hatte er mit mir gemeinsam.
»Nun, Agent Corte …«
»Corte allein genügt.«
»Nur ein Name? Wie ein Rockstar?«
In meinem Ausweis stehen zwei Initialen, aber ich benutze nie irgendetwas anderes als »Corte«. Wie andere Leute vor ihm schien Kessler das für hochgestochen zu halten. Ich erklärte ihm nicht, dass es einfach zu einer klugen Strategie gehörte. Wenn es um mein Geschäft ging, galt die Regel, dass ich so wenig Informationen wie möglich über mich herausrückte – egal an wen und auf welcher Seite er stand. Je mehr Leute über einen Bescheid wissen, desto gefährdeter ist man, und desto weniger wirkungsvoll kann man seine Mandanten beschützen.
»Agent Fredericks ist auf dem Weg hierher«, sagte ich.
Er seufzte. »Das ist alles eine große Verwechslung. Ich bin die
falsche Person. Niemand will mich bedrohen. Es ist nicht so, als wäre ich hinter den J-Eights her.«
Eine der gefährlichsten Latino-Gangs in Fairfax.
»Trotzdem würde ich gern hereinkommen, wenn ich darf.«
»Und was sind Sie? Ein Bewachungskommando?«
»Genau.«
Er musterte mich von Kopf bis Fuß. Ich bin knapp unter einem Meter achtzig und wiege rund fünfundachtzig Kilo, fünf Pfund hin oder her je nach Auftrag und aktueller Sandwichvorliebe. Ich war nie beim Militär, habe nie den FBI-Kurs in Quantico absolviert. Ich kenne ein paar grundlegende Selbstverteidigungstechniken, bin aber kein großartiger Kampfsportler. Ich habe keine Tätowierungen. Ich bin ziemlich viel an der frischen Luft, beim Joggen und Wandern, aber ich nehme nicht an Marathons oder Triathlons teil. Ich mache Liegestütze und Situps, angeregt von der wahrscheinlich irrigen Idee, dass Training die Blutzirkulation verbessert und ich
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