Schutzlos: Thriller (German Edition)
mein Sandwich ohne schlechtes Gewissen mit Käse bestellen kann. Ich bin zufällig ein sehr guter Schütze, zurzeit mit einer Glock 23 – Kaliber 40 – bewaffnet, die ich in einem Holster innerhalb der Hose trage, und außerdem mit einem ausziehbaren Schlagstock. Das wusste er allerdings nicht, und für Ryan Kessler sah das Schutzangebot wohl ein bisschen mager aus.
»Und die auch noch.« Sein Blick ging zu dem FBI-Wagen auf der anderen Straßenseite. »Sie bewirken nichts weiter, als dass sie meine Frau und meine Tochter nervös machen. Die sind ein bisschen auffällig, finden Sie nicht?«
Es amüsierte mich, dass wir dieselbe Beobachtung gemacht hatten. »Das stimmt. Aber sie sind vor allem zur Abschreckung da.«
»Tja, also noch einmal, ich bedauere die Zeitverschwendung. Ich habe schon mit meinem Chef darüber gesprochen.«
»Chief of Detectives Lewis. Ich habe auf dem Weg hierher mit ihm telefoniert.«
Ronald Lewis vom District of Columbia’s Metropolitan Police Department. Untersetzt, mit breitem Gesicht und dunkelbrauner Haut. Offenherzig. Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, aber ich habe gehört, er habe gute Arbeit geleistet, als er einige der gefährlichsten Viertel der Stadt, die ihrerseits zu den gefährlichsten im Land gehört, von Kriminellen säuberte. Er hatte einen steilen Aufstieg vom Streifenbeamten in South East hinter sich und war selbst ein bisschen ein Held wie Ryan Kessler.
Ryan zögerte, da er registrierte, dass ich meine Hausaufgaben gemacht hatte. »Dann wird er Ihnen gesagt haben, dass er keinen Grund wüsste, warum ich zur Zielscheibe werden sollte. Ich fürchte, ich muss Sie jetzt wirklich bitten zu gehen. Tut mir leid, dass Sie Ihre Zeit verschwendet haben.«
»Mr. Kessler, tun Sie mir einen Gefallen?«, bat ich. »Bitte. Lassen Sie mich hereinkommen und ein paar Dinge erklären. Zehn Minuten.« Ich war freundlich, zeigte keine Spur von Verärgerung. Ich sagte nichts weiter, nannte keine Gründe – in Haustüren geführte Auseinandersetzungen sind schwer zu gewinnen, da dein Gegenüber einfach einen Schritt zurücktreten und die Tür zumachen kann. Ich sah ihn jetzt nur erwartungsvoll an, die Augen unverwandt auf ihn gerichtet.
Er seufzte wieder, laut. »Also gut, kommen Sie rein. Fünf Minuten.« Er machte kehrt und führte mich hinkend durch das ordentliche Vorstadthaus, das nach Möbelpolitur mit Zitronenduft und nach Kaffee roch. Ich konnte aus meinen Beobachtungen nicht viele Schlüsse über ihn oder seine Familie ziehen, aber eine Sache, die herausragte, war die gerahmte, vergilbte Titelseite der Washington Post , die im Wohnzimmer hing:
Heldenhafter Polizist rettet zwei Menschen bei Raubüberfall
Ein Bild eines jüngeren Ryan Kessler begleitete die Geschichte.
Während der Fahrt hierher hatte mir Claire DuBois, punktgenau wie eine gute Uhr, Hintergrundinformationen zu Ryan
Kessler geliefert. Dazu gehörten Einzelheiten zu seiner Rettungstat. Irgendein kleiner Ganove hatte einen Delikatessenladen im Zentrum von Washington überfallen, war in Panik geraten und hatte angefangen, um sich zu schießen. Ryan war auf dem Weg gewesen, einen Informanten zu treffen, und ging zufällig gerade durch die Gasse hinter dem Laden. Er hatte die Schüsse gehört, seine Waffe gezogen und war durch den Hintereingang in den Laden gestürmt – zu spät zwar, um den Inhaber und seine Frau zu retten, aber er hatte die Kunden, einen Mann und eine Frau, vor Schlimmerem bewahrt und selbst eine Kugel ins Bein bekommen, ehe der Räuber geflüchtet war.
Die Geschichte hatte mit einer kuriosen Pointe geendet: Die Kundin war in Kontakt mit ihm geblieben. Sie hatten angefangen, miteinander auszugehen. Jetzt war sie seine Frau, Joanne. Ryan hatte eine Tochter von seiner ersten Frau, die an Eierstockkrebs gestorben war, als das Mädchen sechs gewesen war.
Nach dem Bericht hatte DuBois im Wagen zu mir gesagt: »Ziemlich romantisch, dass er ihr das Leben gerettet hat. Ein Ritter in schimmernder Wehr.«
Ich lese nicht viele Romane, aber ich interessiere mich für Geschichte, das Mittelalter eingeschlossen. Ich hätte ihr sagen können, dass die Ritterrüstung das schlechteste Verteidigungssystem war, das je kreiert wurde; sie sah zwar toll aus, machte den Kämpfer aber weitaus verwundbarer, als er es mit einem schlichten Schild, einem Helm und Kettenhemd oder auch einfach gar nichts gewesen wäre.
Ich fand auch, dass ein Schuss ins Bein eine ziemlich unromantische Art ist, eine Frau zu
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