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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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    Auf dem Weg durch das überladene Wohnzimmer sagte Ryan: »Würden Sie an diesem schönen Samstag nicht lieber mit Frau und Kindern etwas unternehmen?«
    »Ich bin Single. Und ich habe keine Kinder.«
    Ryan schwieg kurz, eine vertraute Reaktion von Suburb-Bewohnern
eines bestimmten Alters, wenn sie erfahren, dass sie es mit einem unverheirateten Vierzigjährigen ohne Familie zu tun haben. »Gehen wir hier rein.« Wir betraten die Küche, und neue Gerüche vermischten sich mit den alten; es waren die eines großen Wochenendfrühstücks, eine Mahlzeit, aus der ich mir im Allgemeinen nichts mache. Die Küche war voller Zeug, in der Spüle stapelte sich ordentlich schmutziges Geschirr. Jacken und Sweatshirts hingen über den weißen Kolonialstil-Stühlen um einen hellen Esstisch. Die Zahl der leeren Papiertüten aus dem Supermarkt übertraf die der Tüten aus dem Bioladen um das Vierfache. Überall Schulbücher, Werbepost, Laufschuhe und CD- und DVD-Hüllen.
    »Kaffee?«, fragte Ryan, da er selbst welchen wollte und es vorzog, nicht unhöflich zu wirken, sondern nur entmutigend.
    »Nein, danke.«
    Er schenkte sich eine Tasse ein, während ich ans Fenster trat und auf einen Garten wie tausend andere Gärten in der Gegend hinausblickte. Ich beobachtete Fenster und Türen.
    Ryan, der mit Genuss von seinem Kaffee schlürfte, bemerkte meine Aufklärungstätigkeit. »Ehrlich, Agent Corte, ich brauche niemanden, der Wache steht.«
    »Eigentlich will ich Sie und Ihre Familie in ein sicheres Haus schaffen, bis wir die Leute gefunden haben, die hinter alldem stecken.«
    Er schaute finster. »Wir sollen ausziehen?«
    »Nur für ein paar Tage, höchstens.«
    Ich hörte Geräusche aus dem oberen Stockwerk, sah aber niemanden sonst im Erdgeschoss. Claire DuBois hatte mich auch über Ryans Familie ins Bild gesetzt. Joanne Kessler, neununddreißig, war etwa acht, neun Jahre lang als Statistikerin tätig gewesen, um dann, nachdem sie den Witwer Ryan kennengelernt und geheiratet hatte, aufzuhören und sich in Vollzeit ihrer Stieftochter Amanda zu widmen, die damals zehn gewesen war.
    Amanda ging auf die Junior Highschool. »Sie hat gute Noten und ist in drei Fächern in einem Fortgeschrittenenprogramm: Geschichte, Englisch und Französisch. Ihr Name steht auf der Titelseite des Jahrbuchs. Sie macht viel Freiwilligenarbeit.« Ich hatte mich, als ich das hörte, gefragt, ob es sich bei einigen der Organisationen, bei denen Amanda sich engagierte, um Krankenhäuser oder sonstige medizinische Einrichtungen handelte, wegen des Todes ihrer Mutter. »Und sie spielt Basketball«, war DuBois fortgefahren. »Das war auch mein Sport. Man würde es gar nicht glauben. Aber man muss gar nicht so groß sein. Wirklich. Worauf es ankommt, ist, dass man bereit ist zu rempeln. Und zwar heftig.«
    »Schauen Sie«, sagte Ryan jetzt, »ich bin nur ein Polizist, der Routinefälle bearbeitet, bei denen keine Gewalt im Spiel ist. Keine Terroristen, keine Mafia, keine Verschwörungen.« Er trank noch einen Schluck Kaffee, schielte zur Tür und gab zwei weitere Zuckerwürfel in die Tasse, die er schnell umrührte. »Agent Frederick sagte, dieser Typ braucht die Information, was immer es sein mag, bis Montagabend? Bei nichts, woran ich arbeite, existiert eine entsprechende Frist. Im Gegenteil – ich habe zurzeit eher eine ruhige Phase. Seit rund einer Woche bin ich hauptsächlich mit Verwaltungskram innerhalb der Polizei beschäftigt. Es geht um den Haushalt. Das ist alles. Wenn ich denken würde, an der ganzen Sache wäre etwas dran, dann würde ich es sagen. Aber da ist nichts. Ein Irrtum«, wiederholte er.
    »Ich habe letztes Jahr einen Mandanten beschützt …« Er hatte mich nicht aufgefordert, Platz zu nehmen, aber ich setzte mich trotzdem auf einen der Drehhocker. Er blieb stehen. »Ich habe fünf Tage lang Katz und Maus mit einem Profikiller gespielt, den man engagiert hatte, ihn umzulegen. Dann stellte sich heraus, es war ein kompletter Irrtum. Der Killer hatte den falschen Namen erhalten. Aber er hätte meinen Mandanten nichtsdestoweniger getötet. In diesem Fall ist kein Killer hinter
Ihnen her, sondern ein Lifter. Haben Sie den Ausdruck schon einmal gehört?«
    »Ich glaube schon. Eine Art Vernehmungsspezialist, oder? Ein Profi.«
    Nah dran. Ich nickte. »Ein Killer ist eine Sache. Irrtum oder nicht, Sie wären der einzige Mensch, der in Gefahr wäre. Aber ein Lifter … wird Ihre Familie ins Visier nehmen. Er wird alles tun, um sich einen

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