Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
sind so viele wichtige Leut da. Und wenn du mal kurz stehen bleibst, dann hab ich den Knoten auch gleich.«
Trotz ihrer Ermahnung zappelte der Kommissar unruhig hin und her. »Ich weiß auch nicht. Ich glaub, wir hätten das doch alles absagen sollen. Und ich find’s nicht gut, dass ihr alle mitgeht. Da kann so viel passieren heut.«
»Also, wenn wir irgendwo sicher sind, dann heute da draußen, so viel Polizei, wie da rumlaufen wird. Da mach ich mir wirklich keine Sorgen. Fertig!«
»Was?«
»Die Krawatte.« Sie trat einen Schritt zurück. »Stattlich siehst du aus.«
»Nicht ganz so eng den Knoten, bitte!«
Markus steckte den Kopf zur Tür herein: »Mama, ich brauch jetzt dringend noch ein frisches Unterhemd. Du wolltest die doch noch bügeln.«
»Hab ich ja. Liegen bei uns im Schlafzimmer auf dem Sessel. Dass das bei uns immer so hektisch sein muss, wenn wir zusammen was unternehmen«, schimpfte Erika.
»Sag das mal deinem Sohn!«, polterte Kluftinger. »Immerhin muss man dem Herrn ja noch seine Unterhemden bügeln.«
Erika überhörte die Nörgelei ihres Mannes und sagte stattdessen: »Willst du dir nicht noch andere Socken anziehen?«
Kluftinger sah auf die von seiner Mutter gestrickten grünen Wollstrümpfe, die im Laufe der Jahre an mehreren Stellen recht dünn geworden waren. »Nix, das sind meine Glückssocken. Und in den Haferlschuhen sieht sie eh niemand.«
»Na ja, das musst du selber wissen. Sind denn jetzt die Kinder auch fertig? Ich hab extra Frühstück gemacht.«
»Ja, die Kinder sind bereits auf dem Weg in die Küche und im Gegensatz zu euch auch schon fertig angezogen«, tönte es von draußen.
Erika spitzte durch die Badtür. »Morgen, Yumiko! Du, Markus, komm doch mal kurz zu mir rein!«
»Was ist denn?«, seufzte der. »Willst du mich noch kämmen, oder wie?«
Kluftinger blickte in den Spiegel und nestelte an seinem Krawattenknoten, als Markus das Badezimmer betrat. Er trug eine graue Kapuzenjacke, unter der ein gelbes T -Shirt herausschaute, dazu Jeans und Turnschuhe. Seine Mutter musterte ihn missbilligend.
»Also, Markus«, sagte sie leise und zog die Badtür zu, »ich find, so kannst du nicht gehen. Der Vatter muss schließlich offiziell da hin. Und das ist ja ein richtiger Festakt mit Gottesdienst und allem. Zieh dir halt bitte ein Hemd und eine nette Jacke an. Ich hab dir alles schon gewaschen und hingelegt.«
Markus verdrehte die Augen. »Eine nette Jacke? Sag mal, Mutter, ich kann auch dableiben, wenn du dich für mich genierst!«
»Ach Schmarrn. Aber wenigstens einen Pulli. Und, bitte, Markus, vernünftige Schuhe!«
»Ich bin übrigens schon groß, Mama, gell? Und such mir meine Klamotten selber raus.«
»Aber waschen darf sie dir deine Sachen schon noch, oder?«, brummte Kluftinger, ohne seinen Blick von seinem Spiegelbild abzuwenden.
»Du musst grad reden!«, gab Markus zurück.
»Das ist was völlig anderes.«
»Herrschaft, müsst ihr immer streiten?«, mischte sich Erika ein. »Können wir nicht einmal ganz friedlich zusammen irgendwohin gehen?«
»Mir brauchst du das nicht zu sagen«, erklärte der Kommissar.
»Also, was ist jetzt mit deinen Schuhen?«, drängte Erika.
»Aber der Vatter kann schon mit seinen Ökosocken und seinen Trachtentretern gehen, oder?«
»Du, gell, das kannst du grad noch mir überlassen! Außerdem hab ich meinen Trachtenanzug an, da gehören Haferlschuhe dazu!«
»Und zu meinem Style gehören Sneakers!«
Kluftinger wandte sich um. »Herrgott, Markus, wie du redest, das versteht ja kein normaler Mensch mehr!«
Die Tür öffnete sich, und Yumiko kam herein. »Hallo zusammen. Schaffen wir noch ein Frühstück, oder reicht die Zeit nicht mehr aus?«
Markus ergriff die Gelegenheit und sagte: »Bei der Yumiko sagt ihr ja auch nix! Die hat sogar Chucks an! Und ihre Hose hat Löcher.«
Erika schluckte. »Ach, das trägt man in Japan halt so, oder? Aber wenn du dir was Netteres anziehst, passt sich die Yumiko bestimmt an, gell?«
Markus schüttelte resigniert den Kopf.
»Jetzt lasst mich mal raus da, für das kleine Bad sind das ein bissle zu viel Leut hier«, grummelte der Kommissar und zwängte sich durch die Tür. Er lief in die Küche und schenkte sich im Stehen eine Tasse Kaffee ein.
»Ich glaub, die Mutter wird nie akzeptieren, dass ich erwachsen bin, oder?«, fragte Markus, der sich zu seinem Vater gesellt hatte.
»Ja, Markus, das mit den Frauen, das ist ein weites Feld!«, sagte der und bot seinem Sohn ebenfalls eine
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