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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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Tasse an. Dann ging er noch einmal ins Schlafzimmer, wo sich Erika gerade über seinen Wien-Koffer gebeugt hatte und eine Zeitschrift herausfischte. Blass hielt sie den Playboy in der Hand und hielt ihn fragend hoch. Ihre Lippen bebten, ihre Augen wurden feucht. »Also doch«, flüsterte sie kaum hörbar. »Erst das Parfüm und jetzt … wenn dir das«, sie machte eine unbestimmte Handbewegung zum Bett, »nicht mehr reicht, dann hättest du halt mal was sagen müssen.«
    »Ich … also«, stammelte Kluftinger. Seine Wangen leuchteten, die Situation war ihm mehr als unangenehm. »Herrgott, Erika«, fuhr er bestimmt fort, »meinst du vielleicht, ich geh in den Puff, oder was? Weil’s grad so bequem ist, wo der doch jetzt direkt gegenüber vom Büro liegt?«
    Für einen Moment war er nicht sicher, ob sie tatsächlich über die Möglichkeit nachdachte, dann winkte sie ab.
    »Nein, aber ich mein …«
    Er unterbrach sie sofort: »Das ist alles ganz harmlos, ich erklär’s dir später!« Als er merkte, dass sie damit noch nicht zufrieden war, ging er auf sie zu, nahm sie in den Arm und gab ihr einen ungewöhnlich langen und intensiven Kuss.
    Zwanzig Minuten später verließen alle vier das Haus – Markus hatte sich zu einer Jeansjacke und seinen ledernen Motorradstiefeln überreden lassen, und Yumiko trug sogar einen Rock unter ihrem engen Sommermantel. Mit einem Siegerlächeln im Gesicht schloss Erika die Tür.
    »Auf geht’s, fahr’ mer!«, drängte Kluftinger, als er das Garagentor aufschwang.
    Auf einmal entfuhr Markus ein schallendes Lachen. Auch Yumiko schmunzelte, und Erika schlug sich mit der Hand an die Stirn.
    »Gib’s zu, Vatter, daran hast du jetzt auch nicht mehr gedacht! Sollen wir einen Shuttleservice einrichten? Mit vier Fahrten wären wir ja alle drüben!«
    »Drei, wenn schon, du Schlaumeier!«, blaffte der Kommissar.
    »Falsch, Vatter: vier! Die Mutter hat doch ihre Handtasche dabei – ich glaub nicht, dass die in das Babykofferräumchen passt!«
    »Ich kenn einen, der sich das Auto noch gern mal ausleihen wird!«, maulte Kluftinger.
    Erika, bemüht, die Situation nicht eskalieren zu lassen, fasste Yumiko am Arm und sagte: »Komm, Miki, wir gehen zu Annegret und Martin runter, die wollen auch zur Eröffnung. Und wir sind eh noch viel zu früh dran.«
    Kluftinger verstand das als Angriff und konterte: »Ich hab gleich gesagt, dass ich vor der Eröffnung da sein muss. Aber ihr wolltet euch ja alles anschauen, bevor die ganzen Leut da sind. Also bitte jetzt nicht auf mich schimpfen.«
    »Nein, nein, Butzele, schon gut. Fahrt ihr Männer mal vor, wir fahren beim Martin mit, der hat ja ein richtiges Auto! Also, bis später!«
    Nachdem sie den Smart auf dem frisch gekiesten Parkplatz abgestellt hatten, gingen der Kommissar und sein Sohn den schmalen Weg zum Museum in Kalden einträchtig nebeneinander. Markus hatte gemerkt, wie nervös sein Vater war, und ließ ihn in Ruhe. Kluftingers Blick glitt über die Wiesen, über denen der morgendliche Dunst schwebte. In wenigen Stunden würde er wissen, wie schließlich alles ausgegangen war.
    Markus klopfte ihm im Gehen auf die Schulter. »Du packst das, Vatter! Kopf hoch, das wird schon alles. Du bist doch ein wilder Hund!«
    Kluftinger nickte dankbar.
    Als sie am Museum ankamen, hatte der Kommissar trotz der frühen Stunde das Gefühl, zu spät dran zu sein, so geschäftig ging es dort bereits zu: Der Metzger hatte seinen Imbisswagen nebst Stehtischen und Bierzeltgarnituren aufgebaut und war gerade dabei, Sonnenschirme aufzustellen, daneben hatten die Damen vom Frauenbund einen Tisch mit einer riesigen Schupfnudelpfanne in Position gebracht. Auch der Pilswagen des Getränkemarkts war schon vor Ort. In dem Durcheinander von Menschen machte der Kommissar immer wieder Kollegen in Zivil, die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma in ihren schwarzen Anzügen und seine Kollegen von der Blaskapelle aus, die mit ihren Instrumentenkoffern gerade die Szenerie betraten.
    »So, bist heute wieder was Besseres?«, rief ihm der Dirigent zu, der wie immer vor ihren Einsätzen vor Aufregung einen hochroten Kopf hatte.
    Kluftinger winkte ihm fröhlich zu. Wenigstens der Auftritt mit der Kapelle blieb ihm heute erspart.
    Ein wenig abseits standen einige Autos: Neben den Lieferwagen der Gastronomiebetriebe waren bereits ein paar Fernseh- und Radioteams vor Ort, die Feuerwehr hatte einen Einsatzwagen auf der Wiese abgestellt, und ein Krankenwagen stand für den Notfall bereit.

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