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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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das Grinsen zurück. »Du wirst dann allerdings deine Hosen noch mal ausziehen müssen.«
    »Damit werd ich schon fertig.«
    Sie schafften es an diesem Samstagabend nicht, vor acht Uhr fünfunddreißig in den Presseclub zu kommen, da Dill beschlossen hatte, noch vorher bei seinem Hotel vorbeizufahren, damit er sein Hemd wechseln und nachsehen konnte, ob eine Nachricht für ihn hinterlassen worden wäre. In seinem Fach fand er die Aufforderung, Senator Ramirez in Tucumcari anzurufen, doch als Dill die Nummer wählte, hörte er nur wieder die höflichen zweisprachigen Ausflüchte des Anrufbeantworters.
    Die Temperatur war auf 28 Grad gefallen, als sie den Presseclub betraten. Dill in einem frischen weißen Hemd und dem blauen Anzug, den er zur Beerdigung getragen hatte, und Anna Maude Singe in einem ärmellosen gelben Kleid. Echtes Leinen, dachte er, doch sie behauptete, es wäre nur eine Art knitterfeste Synthetik.
    Er drückte die Klingel zum Presseclub. Als sie drinnen waren, sah Levides, der Grieche, ihnen entgegen, als sie auf die L-förmige Bar zugingen. Am kürzeren Ende des L waren noch zwei Plätze frei, und Levides forderte sie mit einer Kopfbewegung auf, sich dort hinzusetzen. Als sie auf ihren Hockern Platz genommen hatten, sagte Levides zu Anna Maude Singe: »Sie sind doch früher auch manchmal hierhergekommen? Mit einem gewissen Geary von AP, falls das der Richtige ist.«
    »Wer könnte es denn sonst noch sein?«
    »Geary von UPI.«
    »Ich kenne keinen UPI-Geary.«
    »Übrigens ist er ein Schwätzer. Wie war der Name? Singe, nicht wahr?«
    »Anna Maude.«
    »Ah, richtig.« Levides nickte zu Dill hin, hielt jedoch seine Augen unverwandt auf Anna Maude gerichtet.
    »Wissen Sie, man kann nicht gerade sagen, daß Sie sich mit dem da verbessert haben.«
    »Er war halt der einzige, den ich mir noch schnappen konnte«, sagte sie.
    Levides wandte sich zu Dill. »Eine Riesenbeerdigung, wie ich gehört habe. Und jemand ist umgelegt worden.
    Tausend Cops stehen herum, und jemand erschießt irgendeinen armen Hund, und keiner hat auch nur das geringste gesehen. Eigentlich wollte ich kommen. Ich wünschte, ich hätte es getan.«
    »Scotch«, sagte Dill.
    »Was möchten Sie?« fragte Levides Anna Maude.
    »Weißwein.«
    Nachdem er Anna Maude ihren Wein und Dill seinen Scotch mit Wasser gebracht hatte, fragte Levides: »Schon die Zeitungen gelesen?«
    »Die Spätausgabe?« fragte Dill zurück.
    Levides nickte, langte unter den Bartresen und zog die Sonntagsausgabe der Tribune hervor, die auf Seite drei aufgeschlagen war. »Chukles behauptet, Ihre Schwester wäre schwer reich geworden.«
    Es war ein Zweispalter, der neben den drei Spalten umfassenden Artikel gesetzt war, in dem vom Mord auf dem Friedhof berichtet wurde. Die zweizeilige Titelüberschrift lautete:
    POLIZEI UNTERSUCHT VERMÖGENSVERHÄLTNISSE DER ERMORDETEN POLIZISTIN
    Die Story war in jenem Stil geschrieben, mit dem Dill bestens vertraut war: Es war die patentierte, staubtrockene Schreibe der Tribune, deren sie sich bediente, wann immer sie über Vergewaltigung, Mord, Unzucht mit Kindern, Verrat, demokratische Wahlerfolge sowie andere ausgesuchte Scheußlichkeiten berichtete, die am Frühstückstisch der Familie verlesen werden würden. Im letzten Absatz hatte Laffter ihn zitiert und hervorgehoben, daß er dazu keinen Kommentar abgeben wollte.
    Dill reichte die Zeitung an Anna Maude weiter und fragte Levides: »Ist Laffter schon hier?«
    »Er sitzt drüben in seiner Ecke, besoffen wie ein Stint und gerade dabei, sein Chili mit irgendwas in sich reinzuschaufeln.«
    »Fragen Sie bitte Harry den Kellner, ob er uns einen Tisch direkt neben ihm geben kann.«
    Während er über Dills Bitte nachdachte, fuhr Levides gedankenvoll mit einem Fingerknöchel über seinen Schnauzbart. »Ach zum Teufel, warum eigentlich nicht«, sagte er schließlich und machte sich auf die Suche nach Harry dem Kellner.
    Anna Maude Singe brauchte nur eine halbe Minute, um die Geschichte zu Ende zu lesen. Sie legte die Zeitung zurück auf den Tresen und sagte zu Dill: »Es steht nichts Neues drin; nichts, was auch nur schwach nach Verleumdung riecht. Das Wort ›angeblich‹ findet sich insgesamt fünfmal. Alles, außer ihrem Tod, ist ›angeblich‹.
    Sie räumen allerdings ohne Umschweife ein, daß sie tot ist.«
    »Hab ich bemerkt«, sagte Dill und trank einen Schluck von seinem Scotch. »Ich werd sehr unangenehm zu dem alten Knaben sein müssen.«
    »Laffter?«
    Er nickte.
    »Noch

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