Schutzwall
war.«
»Aber Sie haben es durchblicken lassen. Dann haben Sie mir auch erzählt, daß Sie schon früher mal eine andere Geschichte über sie geschrieben haben, ein Feature, aber daß es nicht gedruckt worden ist. Es wäre schon interessant, herauszufinden, warum nicht.«
»Sie haben sie sterben lassen, das ist alles.«
»Aber warum?« fragte Anna Maude Singe. »Haben Sie sie denn etwa sterben lassen – falls es so gewesen ist –, weil sie schlampig, bösartig, ungerecht – verleumderisch gewesen ist? Oder wie?«
»Es war ein lausiges Feature, Lady, das war’s. Es war allenfalls nett und brav. Sie können mich nicht dafür verklagen, daß es lieb und nett war.«
»Die Story in der heutigen Ausgabe war nicht nett, Chuckles«, sagte Dill.
Der alte Mann starrte Dill lange an. Bis er schließlich seufzend sagte: »Das würden Sie tatsächlich tun, wie?«
Dill wußte jetzt, daß er gewonnen hatte, und er wünschte fast, es wäre nicht so.
»Sie können sich drauf verlassen.«
»Vor fünf Jahren hätte ich Ihnen gesagt: ›Hau ab und fick dich selber.‹«
»Vor fünf Jahren waren Sie auch erst achtundsechzig Jahre alt.«
»Also, was wollen Sie denn nun von mir?«
»Wer hat all das Zeug über die Finanzen meiner Schwester durchsickern lassen?«
»Durchsickern?« sagte Laffter. »Woher wollen Sie denn wissen, daß es eine undichte Stelle gab? Ich hab da überall meine Drähte, die ich spielen lassen kann. Wissen Sie, wie lange ich schon mit der Polizei zu tun habe? – Fünfzig Jahre, so lange schon! Stellen Sie sich das mal vor! Fünfzig Jahre – außer während des Krieges. Ich hab sie als blutige Anfänger kennengelernt, mit angesehen, wie sie alt wurden und in Pension gingen. Gott, ich habe sogar Leute als Anfänger gekannt, die jetzt selber Kinder haben, die kurz vor der Pensionierung stehen. Ich bin hier so was wie eine Institution, Dill. Undichte Stellen!« Das letzte Wort spuckte er fast heraus.
»Also, woher haben Sie es, Chuckles?« sagte Dill.
Der Alte seufzte wieder, setzte das leere Glas an den Mund und flößte sich die letzten Tropfen ein. »Vom Chief«, sagte er in resigniertem Tonfall.
»Sie meinen den Polizeichef – Rinkler?«
»Vom Chef der Kriminalabteilung, Sie Arschloch. Strucker.«
»Warum?«
»Warum?« sagte der alte Mann mit ungläubigem Staunen. »Haben Sie schon jemals irgend jemanden gefragt, warum er Ihnen etwas erzählt hat? Haben Sie das damals während Ihrer Zeit bei UP etwa auch so gemacht, Dill? Irgend jemand von der Regierung läßt eine Bemerkung fallen, und dann sagen sie vielleicht: ›Du meine Güte, warum erzählt er mir das eigentlich alles?‹ Wollen sie mir etwa weismachen, Sie hätten’s so und nicht anders gemacht, Kollege?«
»Nein.«
»Also, dann fragen Sie mich auch nicht, warum! «
»Was hat er Ihnen denn gesagt?«
»Strucker? Er sagte: ›Hier, da ist vielleicht was Interessantes für Sie.‹ Er hat dann das Ganze ausgespuckt, und ich hab’s aufgeschrieben. Und bin drauf sitzengeblieben – bis heute, als dann schließlich grünes Licht kam, und sie sagten: ›Los, ab geht’s, bringen wir das Zeug, das du über Felicity Dill hast!‹ Es war einfach eine Story – mit echtem Nachrichtenwert –, und ich hab sie kurz und knapp runtergeschrieben, wie das nun mal meine Art ist.
Und es war keine einzige verleumderische Behauptung dabei. Das wissen Sie genau, und ich weiß es auch.«
»Wer hat denn nun eigentlich das Startzeichen gegeben – der alte Hartshorne?« fragte Dill.
»Ich weiß nicht«, sagte Laffter, »entweder er oder sein Junior. Verdammt, welchen Unterschied macht das auch schon?« Er stockte und sagte dann: »Das wäre alles. Mehr ist nicht.« Er schob den Tisch beiseite und stand auf. »Wenn Sie jetzt immer noch klagen wollen, Dill, na, dann machen Sie zu, und klagen Sie schon, verdammt noch mal.«
Laffter schob sich am Tisch vorbei, doch er blieb plötzlich stehen. Seine blaßblauen Augen traten hervor, sein Gesicht verfärbte sich dunkelrot und verzerrte sich in wildem Schmerz. Die rechte Hand fuhr zu seiner Brust hoch, und er kippte vornüber. Er begann wegzusacken und versuchte, sich mit der linken Hand und dem Arm am Tisch abzustützen, doch sie verweigerten ihm den Dienst. Er krümmte sich zusammen und wäre hingestürzt, hätte Harry der Kellner ihn nicht gepackt und sanft auf dem Boden abgesetzt.
Harry blickte zu Dill hoch. »Sagen Sie dem Griechen, er möchte für den alten Kauz hier den Notarzt rufen.«
»Das mach
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