Schutzwall
Dill lächelte, doch es war ein kaltes und sogar herzloses Lächeln, ganz wie er beabsichtigt hatte. »Das ist das eine«, sagte er, »zum zweiten, ich muß herausfinden, wer Ihnen das alles gesteckt hat.«
»Ist ja nicht zu fassen«, sagte der Alte.
»Und drittens, falls Sie es mir nicht sagen wollen, werden Sie sich schon sehr bald wünschen, daß Sie es getan hätten.«
Der alte Mann schnaubte. »Was glauben Sie denn, was Sie mir groß anhaben können, Dill? Verdammt, ich bin dreiundsiebzig Jahre alt. Ich hab das alles schon mitgemacht. Sie wollen die Scheiße aus mir rausprügeln? – Ein Schlag, und ich bin tot. Und wollen Sie wissen, was meine letzten Worte wären? Besten Dank auch, das war’s! Veranlassen, daß man mich rausschmeißt? Ich würde nach Florida gehen und mich in der Sonne braten lassen, wie ich’s schon vor fünf Jahren hätte tun sollen. Ich soll mir wünschen, daß ich irgendwas getan hätte? Daß ich nicht lache!«
Dill setzte wieder sein böses Lächeln auf. »Meine Schwester hatte eine Lebensversicherung, Chuckles. Ich bin der einzige Nutznießer. Die Summe, die sie mir hinterläßt, beläuft sich auf eine viertel Million Dollar. Sind Sie mittellos?«
Laffters verwaschene blaue Augen wurden mißtrauisch. »Was meinen Sie mit ›mittellos‹?«
»Haben Sie keine Rücklagen? Sind Sie pleite, abgebrannt, blank? Pfeifen Sie aus dem letzten Loch?«
Der Alte zuckte die Achseln. »Ich hab ein paar Dollar.«
»Sehr gut, dann können Sie sich ja auch einen Rechtsanwalt leisten.«
»Wozu das denn?«
»Sie werden ihn brauchen, wenn ich Sie wegen Verleumdung verklage. Nein, nicht die Tribune, nur Sie allein. Ich weiß, Chuckles, daß meine Schwester sich nicht auf Bestechung eingelassen hat, aber Ihre Geschichte besagt genau das Gegenteil. Ich glaube, es wird nicht allzu schwierig sein, Ihnen Böswilligkeit nachzuweisen – Miss Singe, was meinen Sie?«
»Ich glaube, Ihr Fall ist wasserdicht«, sagte Anna Maude.
»Und was läßt sich so mit zweihundertfünfzigtausend Dollar an Rechtsmitteln kaufen«, fragte Dill sie.
Anna Maude lächelte. »Das reicht jahrelang, viele, viele Jahre.«
»Wenn ich Sie also jetzt verklage, Chuckles, was glauben Sie: Wird die Tribune wohl Ihre gesamten Kosten für den Rechtsstreit übernehmen?«
»Sie haben ja gar keinen Fall«, sagte der alte Mann und schnaubte verächtlich. »Sie verstehen nicht die Bohne von Verleumdung. Alle beide nicht. Von Verleumdung verstehe ich mehr, als Sie beide sich auch nur vorstellen können! Vor Gericht wird man Sie auslachen.«
»Gut, dann werden wir also klagen«, sagte Anna Maude Singe mit einem kühlen Lächeln.
»Klagen kostet Geld«, sagte Dill, »ich kann immerhin zweihundertfünfzigtausend dafür springen lassen, Chuckles. Wieviel haben Sie?«
»Einen Scheiß haben Sie«, sagte der alte Mann gerade, als Harry der Kellner auftauchte und einen Cognacschwenker vor ihn hinstellte.
»Wer hat Scheiße«, sagte Harry der Kellner.
»Dieser Wichser hier sagt, daß er mich wegen Verleumdung verklagen will.«
Harry der Kellner grinste Dill selig zu. »Brauchen Sie einen Zeugen? Sie brauchen doch bestimmt jemanden, der mit Ihnen vor Gericht geht und aussagt, was für ein gemeiner alter Knilch der hier ist. Los, machen Sie nur! Ich bin Ihr Mann.«
»Hau ab«, sagte Laffter.
Harry der Kellner zog grinsend ab. Laffter sah ihm nach. Dann erinnerte er sich an seinen Cognac, hob sein Glas und trank. Nachdem er es abgesetzt hatte, schmatzte er laut und zündete sich eine seiner Pall Malls an.
»Da ist nichts Verleumderisches an dieser Geschichte«, klärte er Dill auf. »Sie glauben wohl, ich wüßte nicht, wann ich den Bogen überspannt habe?«
Dill zuckte die Achseln und sah zu Anna Maude hinüber.
»Verleumdungsprozesse können sich lange hinziehen, nicht wahr?«
»Sie können endlos lange dauern«, sagte sie.
Dill wandte sich wieder Laffter zu. »Wissen Sie, was der alte Hartshorne machen wird, wenn ich Sie verklage? Er läßt Sie am ausgestreckten Arm verhungern, Chuckles, besonders dann, wenn die Tribune nicht mit angeklagt ist. Er wird sich nicht mal an Ihren Namen erinnern können. Vielleicht feuert er Sie sogar, aber das hält die Klage auch nicht auf. Ich habe zweierlei: das Geld und die Zeit.
Ich glaube nicht, daß Sie von beidem genug haben.«
Laffter stützte seinen Cognac mit einem Riesenschluck hinunter. »Erpressung«, sagte er.
»Gerechtigkeit«, sagte Dill.
»Ich hab nicht gesagt, daß sie bestechlich
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