Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)
Neundorf hatte darauf bestanden. »Ich glaube dem Mann. Ich fürchte, die Familie ist wirklich in Gefahr.«
»Und diese Journalistin? Was ist mit der? Hat sie ihre Hände im Spiel?«
Neundorf war sich nicht sicher. »Ihr Auftauchen bei diesem aalglatten Anwalt hat mich irritiert, zugegeben. Ich will mir erst die DVD ansehen, die sie mir mitgegeben hat, bevor ich ein Urteil fälle.«
Braig saß keine zehn Minuten vor dem Monitor, als er auf die Verbindung stieß. Er hatte das Stichwort
Fracking
eingegeben, mehrere Seiten dazu aufgeschlagen und kurz überflogen, sah plötzlich mehrere Gesichter vor sich. »Ich werde verrückt!«, rief er, die Fotos samt dem dazugehörenden Text betrachtend.
Fracking – verantwortungsvoll betrieben ist es die einzige Garantie für preiswerte Energie. Ohne diese Methode droht unsere Wirtschaft ihre energetische Basis zu verlieren
, war die Seite überschrieben. Darunter mehrere einflussreiche Persönlichkeiten, die sich für diese Art der Rohstoffversorgung engagierten.
Braig lief aus seinem Büro, rief nach seiner Kollegin. »Katrin, kommst du mal, bitte. Ich glaube, ich habe den Zusammenhang entdeckt, nach dem wir suchen.« Er sah, dass ihre Bürotür offen stand, wartete auf eine Antwort. »Katrin, kommst du mal?«, wiederholte er.
Die Stimme aus ihrem Büro schien ihm unbekannt. Ein seltsames heiseres Krächzen, wie von einem von einer Erkältung stark in Mitleidenschaft gezogenen Menschen. Braig stutzte, lief über den Gang zu ihrem Büro. »Katrin?«, rief er. »Ich habe die Verbindung gefunden, nach der wir suchen. Rielke ist einer der führenden Vertreter der Fracking-Lobby. Komm her, schau es dir…« Er verstummte, starrte überrascht in ihr Büro.
Neundorf hing mit dem gesamten Oberkörper über ihrem Schreibtisch, den Kopf bis fast unmittelbar vor den Monitor eines kleinen TV-Bildschirms gereckt. Sie verfolgte das Geschehen, das dort ablief.
Ein in Arbeitskleidung gehüllter Mann, mit einer kleinen, elektrischen Stichsäge unter ein Auto kriechend, dessen Unterboden von einer Lampe bis ins letzte Detail hell ausgeleuchtet war. Der Mann tastete das Areal um die hinteren Reifen ab, machte sich ein Stück davon entfernt mit der Säge ans Werk.
»Hast du ihn?«, war eine weibliche Stimme flüsternd aus dem Hintergrund zu vernehmen.
»In Großaufnahme«, gab eine andere Frau in direkter Nähe zum Mikrofon der Kamera zur Antwort.
Braig glaubte, die flüsternde Stimme zu kennen, trat näher. »Was schaust du dir an?«, fragte er.
Neundorf schrak zusammen, wich ein kleines Stück vom Bildschirm zurück. »Der absolute Wahnsinn!«, krächzte sie.
»Was ist das?«, wiederholte er.
Sie gab keine Antwort, zeigte nur auf den Monitor. Der Mann unter dem Auto setzte die Säge ein zweites Mal an, konzentrierte sich auf einen anderen Punkt am Boden des Fahrzeugs. Dann zog er das Werkzeug zurück, vergewisserte sich des erfolgreichen Verlaufs seiner Arbeit, kroch schließlich unter dem Auto hervor. Langsam richtete er sich auf. Vor dem weißen BMW stehend, streifte er sich die Arbeitsmontur vom Leib, knüllte sie zusammen und steckte sie samt der Säge in einen tiefblauen Plastiksack. Er zog seine Kleidung zurecht, sah sich kurz um, schaute für einen Moment in die Richtung der Kamera. Für den Bruchteil einer Sekunde war er groß auf dem Monitor zu sehen.
Neundorf schnellte nach vorn, drückte auf einen Knopf, hielt den Film an. Der Mann hatte sich wieder zur Seite gedreht, machte sich an dem Plastiksack zu schaffen.
Die Kommissarin spulte kurz zurück, ließ den Film wieder laufen. Genau im richtigen Moment fixierte sie dann das Standbild. Rielkes Gesicht fast lebensgroß auf dem Bildschirm.
»Die DVD von Frau Steib«, vergewisserte sich Braig.
Neundorf nickte. »Reicht das?« Ihre Stimme fand nur schwer zu ihrem gewohnten Tonfall zurück.
»Rielke sabotiert die Bremsen des weißen BMW, mit dem Rassauer in den Tod fährt«, sagte Braig. »Wo hat die Frau das her?«
»Aufgenommen. Ich nehme an, von ihrer Kamerafrau«, sagte Neundorf. »Sie ist Fernsehjournalistin, hat ein eigenes Team. Du hast ihre Stimme im Hintergrund gehört.«
»Das müsste als Beweismittel reichen. Damit haben wir den Kerl. Er agiert als Vertreter der Fracking-Lobby.«
»Er arbeitet als Lobbyist für die Firmen, die Fracking anwenden wollen?«
»Er ist einer ihrer führenden Vertreter. Ich habe ihn im Internet entdeckt.«
»Die agieren im Moment nicht besonders erfolgreich, wenn ich richtig
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