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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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fraget Sie mi dann so aus?«
    Er griff in die Tasche, zog seinen Ausweis vor, zeigte ihn ihr. »Braig ist mein Name, ich komme vom Landeskriminalamt.«
    »Ja, du lieber Eugen vo Geislinge, hättet se des net glei sage könne?«
    »Weshalb?«, fragte Braig. »Hätten Sie mir dann andere Antworten gegeben?«
    Sie winkte mit beiden Händen ab, deutete auf ihre Haare. »Hano, jetzt gucket se doch amol, in welchem Aufzug i Ihne gegenüber stand. Net putzt, net pflegt. Ja, glaubet Sie, i hätt mit Ihne gschwätzt, wenn i gwusst hätt, dass Sie a Kriminaler sind?« Sie erhob sich, zupfte ihre Haare zurecht, verschärfte den Ton ihrer Stimme. »Außerdem han i jetzt koi Zeit mehr, noch länger mit Ihne rum zu schäkre. Von allein schafft sich nix.«
    »Aber den Namen von Frau Kindlers Liebhaber wollten Sie mir noch nennen«, versuchte er sie zu bremsen.
    Sie schüttelte energisch ihren Kopf. »Ha, so ein Quatsch. Glaubet Sie etwa, i kenn den persönlich?« Sie wich vom Fenster zurück, verschwand aus dem Zimmer.
    Braig hielt es für unwahrscheinlich, dass sie substantiell mehr wusste als sie ihm erzählt hatte, spähte auf das Schild an der Klingel, notierte sich die Namen, die er dort sah. Jürgen und Frieda Bachmann. Inwieweit er ihrer Behauptung, dass es allgemein bekannt sei, dass Marianne Kindler einen Geliebten habe, vertrauen konnte, wusste er im Moment nicht einzuschätzen. Basierten ihre Aussagen wirklich auf fundiertem Wissen oder hatte er es nur mit Klatsch und Tratsch zu tun? Er musste Hermann Kindler und seine Angestellten fragen, es war nicht zu umgehen.
    Er verließ das Anwesen der Bachmanns, folgte der Tordis-Hoffmann-Straße bis zum Ende, lief nach rechts, erreichte den Klaus-Röder-Weg. Die kleine Fabrik war von Weitem zu sehen, Mariannes Beste in ihren roten Lettern gut zu lesen. Er lief mit großen Schritten darauf zu, betrachtete die gepflegten Gärten der Umgebung, ließ seine Augen über die grünen Höhen des Schwäbischen Waldes schweifen. Schon mehrere Meter vor seinem Ziel hörte er das laute Rattern der Maschinen.
    Er betrat den Hof, lief zur Tür, drückte die Klinke. Die Glocke ließ ein schrilles Läuten hören. Obwohl es nicht einmal neun Uhr war, hatten sie bereits geöffnet. Braig blieb vor der breiten, mit einer ähnlichen Ansammlung von Nudelpackungen wie am Vortag beladenen Theke stehen, wartete auf das Erscheinen des Hausherrn. Er betrachtete die vielfarbigen Sterne in einem der durchsichtigen Pakete, hörte, wie das Geräusch aus dem Fabrikationsraum plötzlich verstummte. Zwei männliche Stimmen, die er von seinem Besuch am Vortag kannte, diskutierten lautstark über die Wiederinbetriebnahme der Maschine. Braig begriff, dass es keinen Sinn hatte, länger zu warten, lief zur Tür, öffnete sie. Herbert Luithardt stand vornübergebeugt vor ihm, in einer Werkzeugkiste kramend.
    »So goht des net weiter, Chef«, schimpfte er.
    Braig grüßte laut, sah, wie der Mann zusammenzuckte.
    »Hent Sie mich jetzt aber erschreckt!« Luithardt erhob sich, starrte den Besucher überrascht an.
    »Sie sind schon wieder am Arbeiten«, stellte Braig fest.
    »Von selbscht kommt nix«, erklärte Hermann Kindler, »und von der Luft allein könnet mir au net lebe.«
    Braig gab beiden Männern die Hand, roch den würzigen Duft frischer Kräuter. Überall um ihn herum lagen Werkzeuge auf dem Boden. »Die Maschine macht nicht mehr mit?«
    »Des geht schon wieder«, antwortete der Firmenchef, »des sind halt Abnutzungserscheinunge.«
    Braig sah, wie Luithardt die Augen verdrehte und leise vor sich hin bruddelte, deutete auf die Werkzeugkiste. »Kommen Sie allein zurecht? Ich würde mich gerne kurz mit Ihrem Chef unterhalten.«
    Der Arbeiter winkte heftig ab, wies zur Tür. »Ganget se no. Des dauert sowieso a Weile, bis die wieder lauft.«
    Der Kommissar wartete, bis Kindler reagierte, folgte ihm dann in den Verkaufsraum. Er hätte sich lieber das Büro oder ein anderes Zimmer als Umfeld für ein Gespräch ausgesucht, weil er eine gemütlichere Atmosphäre als bessere Ausgangsbasis für ein offenes Gespräch einschätzte, überließ die Entscheidung aber dem Hausherrn, weil er ihn nicht noch mehr aus seiner geschäftigen Routine reißen wollte. Er folgte Kindler bis zur Theke, blieb stehen, beobachtete den Mann, wie er seinen gewohnten Platz einnahm.
    »Sie sind alle schon wieder fleißig«, sagte er, »Frau Heller verkauft, Sie und Herr Luithardt arbeiten hier.«
    »S’ Lebe goht weiter«, antwortete Kindler

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