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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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musste. »Ich bin’s, die Kommissarin.«
    »Die Kommissarin? Das kann jeder behaupten.«
    »Sie wissen, was Claudia mir zu verdanken hat.«
    Sie hatten sich zu Beginn von Neundorfs Polizeikarriere kennengelernt, die eine als junge Kommissars-Anwärterin, die andere eine auf der Straße aufgegriffene, mit Rauschgift für mehrere Tage frisch versorgte Drogenkonsumentin. Neundorf hatte über den in ihrem Besitz befindlichen Stoff hinweggesehen, Steidle in Entzug gebracht, ihr dann einen Ausbildungsplatz bei einem Fotografen verschafft.
    »Sie?«
    »Haben Sie jetzt endlich begriffen?«
    »Warum sagen Sie das nicht gleich?«
    »Wo ist Claudia? Ich muss sie sofort, innerhalb der nächsten halben Stunde sprechen.«
    »So schnell?«
    Die Frau hatte Neundorf von Steidles Aufenthalt irgendwo in Spanien erzählt, ihr die Nummer gegeben. Fünf Minuten später war die Kommissarin mit Claudia Steidle verbunden. Das Gespräch hatte fast eine Stunde gedauert, schließlich damit geendet, dass die Fotografin ihre Aussagen fernmündlich beeidete, außerdem sofort den Nachtzug zu besteigen versprach, um nach Deutschland zu kommen.
    Neundorf hatte sie am Morgen im Stuttgarter Hauptbahnhof abgeholt.
    »Cheb«, sagte die Kommissarin, nachdem sie sich herzlich begrüßt, kurz umarmt und dann ins Café in der Markthalle des Bahnhofs begeben hatten, »vor fünf Monaten etwa.«
    »Genau«, erklärte Claudia Steidle, eine warme Weste um die Schulter, die kleine Reisetasche unter dem Tisch zwischen den Beinen. »Ich hatte das kleine Haus für ein halbes Jahr gemietet, merkte aber nach kurzer Zeit, dass ich es nicht so lange aushalten würde. Dieses ekelhafte Geschacher Tag für Tag macht dich kaputt. Kinderfleisch gegen Geld?« Sie schüttelte den Kopf. »Dann kam mir der Kerl vor die Linse.«
    »Völlinger.«
    Claudia Steidle nickte. »Ich kannte ihn. Aus dem Fernsehen, den Zeitungen, Illustrierten.«
    »Logisch. Der Bonze persönlich.«
    Einer der führenden Industriekapitäne des Landes. In unzähligen Verbänden, Organisationen, Lobbygruppen aktiv. Die Macht in Person, wusste Neundorf.
    »Mir war klar, dass ich mir die widerlichen Szenen weiter ersparen konnte.«
    »Und?«
    »Ich fuhr zurück, gab die Bilder Speller. Der zahlt am besten, schon immer.«
    Katrin Neundorf trank von ihrem Kaffee, legte ein Couvert auf den kleinen runden Tisch. »Die hier.«
    Claudia Steidle betrachtete die Fotos, schüttelte entsetzt den Kopf. »Die Drecksau, diese elende Drecksau.«
    »Sie haben sie also gefälscht.«
    »Allerdings. Es war Völlinger, nicht dieser Mann.«
    »Aber es sind deine Bilder.«
    »Ja natürlich. Hundertprozent. Nur das Gesicht wurde vertauscht.«
    »Ehrlich, du hast nichts damit zu tun.?!« Neundorf sagte die Worte im feststellenden, nicht im fragenden Ton.
    Steidle war dennoch ungehalten. »Glaubst du mir etwa nicht?«
    Die Kommissarin betrachtete ihre Gesprächspartnerin, legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »Gibt es einen Grund, misstrauisch zu sein?«
    »Nein.«
    »Zweihunderttausend also. Eine ganze Stange Geld.« Sie hatte es ihr gestern schon, am Telefon erzählt.
    Steidle nickte. »Und die Bedingung, mich mindestens sechs Monate nicht in Deutschland blicken zu lassen. Hätte ich das Angebot etwa ausschlagen sollen?«
    »Nein.«
    »Also.« Steidle lehnte sich zurück, betrachtete die Umgebung. »Ich konnte nicht ahnen, dass sie die Bilder fälschen würden.«
    »Speller ist spurlos verschwunden«, sagte Neundorf. »Ich habe gestern Abend, nachdem du mir den Namen genannt hast, noch alles versucht, ihn aufzutreiben, vergeblich. Wahrscheinlich hat er genauso viel kassiert und sich ebenfalls davon gemacht. Wir haben nichts über ihn im Computer, er scheint ansonsten sauber.«
    »Und Völlinger kam völlig ungeschoren davon. Diese elende Drecksau.«
    »Nicht mehr lange. Ich brauche Bilder.«
    »Bilder? Es gibt keine mehr, du weißt es. Ich musste alle abliefern, auch die Smart Media Karte, also den Chip. Das war die Bedingung. Ich hatte Angst um das Geld, deswegen gab ich alles aus der Hand.«
    »Völlinger ist heute Morgen in Möhringen. Er wird die Firma gegen 12 Uhr verlassen, hat eine Stunde später eine Konferenz bei der Industrie- und Handelskammer. Sie soll zwei bis drei Stunden dauern, dann fährt er zurück nach Möhringen. Du merkst, ich habe mich genau erkundigt. Ich hoffe, heute Abend habe ich die Bilder. Wo du ihn erwischst, ist mir gleichgültig.«
    Claudia Steidle starrte die Kommissarin mit großen Augen

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