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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Hofmann gewesen, hatte ihm das umfangreiche Material vorgelegt und ein gemeinsames Gespräch mit dem Minister vereinbart. Angesichts der neuen Funde, so die Meinung des Oberstaatsanwaltes nach einer ersten Überprüfung der Papiere, war dieses Treffen nicht länger zu vermeiden, auch wenn sie immer noch keinen Beweis hatten, dass die Fotos mit dem Politiker und den Kindern wirklich echt waren. Zwei ermordete Journalisten innerhalb eines Tages, die einzig und allein die Tatsache zu verbinden schien, dass beide den Minister belastende Materialien in ihrem Besitz hatten, waren Anlass genug, auch ein Mitglied der Landesregierung genauer unter die Lupe zu nehmen – und sei es offiziell nur zu einem informellen Gedankenaustausch.
    Die Sekretärin des Politikers hatte sich Braigs vorsichtig verklausulierte Worte am Telefon geduldig angehört, ihn dann – wie erwartet – mit der angeblichen beruflichen Überlastung ihres Vorgesetzten auf einen Termin in einer der nächsten Wochen vertrösten wollen. Erst als er seinen Tonfall geändert und hartnäckig auf die Federführung Hofmanns verwiesen hatte, war die Frau zugänglicher geworden. Die Tatsache, dass der Oberstaatsanwalt persönlich in die Untersuchung involviert war, hatte ihr wohl signalisiert, dass die gewohnte Verzögerungs- und Vertuschungstaktik in diesem Fall nur eingeschränkte Erfolgsaussichten versprach. Sie hatte Braig nach langem Hin und Her schließlich zugesagt, im Verlauf der nächsten vierundzwanzig Stunden zurückzurufen, um einen baldigen Gesprächstermin mit dem Minister zu vereinbaren.
    Ohne die Beteiligung Hofmanns, dessen war sich der Kommissar vollkommen sicher, hätte er wohl kaum die Chance gehabt, so bald an den Politiker heranzukommen. Ein kleiner Kriminalbeamter und sei er auch vom LKA, war im Schwäbischen kein Hindernis, nicht einmal ein Stolperstein auf dem Weg eines Ehrgeizlings nach oben. Was in den nächsten Stunden seitens des Ministers hinter den Kulissen inszeniert wurde, um Braig dennoch auszubremsen, vermochte niemand abzuschätzen. Er hoffte, mit dem Beistand des Staatsanwalts auf jeden Fall einiges unternehmen zu können, was zur Aufklärung der geschehenen Verbrechen notwendig war.
    Braig lief zur Kaffeemaschine, der Duft des aromatischen Getränks lag verlockend in der Luft. Er nippte an seiner Tasse, als Söhnle ins Zimmer trat.
    »Ich weiß immer noch nicht, wie Breidle zu seinem Geld kam«, erklärte der Kollege, »ich habe alles getan, es herauszufinden,nichts! Der Mann verfügte nach meiner bisherigen Erkenntnis über kein festes Einkommen, hatte aber hohe Ausgaben. Dreitausendfünfhundert Mark benötigte er jeden Monat allein für das Büro. Er hat es seit fast vier Jahren gemietet, zahlte pünktlich per Dauerauftrag. Keinerlei Beschwerden. Das Auto erwarb er vor zwei Jahren, Achzigtausend auf einen Schlag. Dabei konnte ich auf seiner Festplatte, den Disketten und in all den Papieren in seinem Büro kaum einen Artikel finden, den er wirklich selbst geschrieben hat. Gerade mal zwanzig Texte in den letzten vier Jahren. PRINZ und Lift, dazu vier Beiträge in den Stuttgarter Nachrichten, einen in der Sonntag aktuell. Sonst nichts. Der Job beim Radio brachte erst seit drei Monaten wirklich Geld. Vorher war es ein kleines Zubrot, gerade mal fünfhundert Mark im Monat.«
    »Vielleicht haben wir nicht alle Artikel gefunden. Wir sollten seine Frau anrufen …«
    »Habe ich getan. Nichts. Beruf und Privatleben waren bei ihm streng getrennt. Seine Artikel verwahrte er im Büro auf, meinte sie. Wir sollten genauer nachsehen, vielleicht hätten wir einige Disketten übersehen.«
    »Und?«, fragte Braig. »Hast du es überprüft?«
    Bernhard Söhnle schüttelte den Kopf. Sein Gesichtsausdruck wirkte angespannt, die Wangenknochen ragten spitz aus der Haut. »Es gibt keine weiteren Disketten in seinem Büro. Nirgends. Außerdem habe ich mit sämtlichen Zeitungen und Magazinen hier in unserem Raum telefoniert. Breidle war kein fleißiger Schreiber, im Gegenteil. Ab und an ein Artikel, genau in der Größenordnung, wie ich sie auf seiner Festplatte und in den Papierstapeln identifizierte. Außerdem kein besonderes Talent, wie ich immer wieder zu hören bekam. Mit Schreiben käme der niemals auf einen grünen Zweig, im Radio, ja, da sei er vielleicht besser aufgehoben. Aber auch nur für ein bestimmtes Programm und einen speziellen Adressatenkreis. Das Geld muss aus anderen Quellen stammen.«
    »Seine Frau«, warf Braig ein, »ist sie

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