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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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nichts von dem Einbruch erzählt?«
    »Vielleicht hat sie es im Schock über den Tod ihres Mannes schlicht und einfach vergessen? Wenn sie es denn wusste!«
    Söhnle gab keine Antwort. Braig sah zu seinem Kollegen hinüber, bemerkte, wie der Kriminalmeister fasziniert auf den Inhalt einer Schublade starrte.
    »Ich werde wahnsinnig«, stammelte Söhnle, »weißt du, was ich gefunden habe?«
    Braig blickte neugierig auf die Blätter in den Händen des Kollegen. »Um was geht es?«
    »Vielleicht haben die beiden Verbrechen doch einen gemeinsamen Hintergrund.« Söhnle legte die Papiere nebeneinander auf den Schreibtisch. »Die Morde an Breidle und an Nuhr, dem anderen Journalisten.«
    Braig wartete immer noch auf eine Erklärung.
    »Was Breidle hier gesammelt hat, sind alles Artikel über eine einzige Person. Vorwürfe, Anklagen, Beschuldigungen. Rate mal, um wen es geht.«
    »Du willst doch nicht sagen …«
    »Doch. Der Minister.«
    Braig brauchte nicht nachzudenken, um zu verstehen, was die Entdeckung des Kollegen bedeutete. Zwei Menschen wurden ermordet, Journalisten, die – jedenfalls soweit sie es bisher feststellen konnten – nur eine einzige Gemeinsamkeit aufwiesen: In ihrem Besitz befanden sich belastende Materialien über den Minister der Landesregierung hier in Stuttgart. Sie durften diese Tatsache nicht länger beiseite schieben, den Mann außen vor lassen, nur weil er eine solche exponierte Stellung innehatte. Langsam wurde die Sache brisant. »Jetzt müssen wir die Papiere genau durchsehen«, stöhnte er, »und dann sofort Hofmann verständigen. Belastende Materialien bei zwei Mordopfern. Das kann doch kein Zufall mehr sein.«

15. Kapitel
    Am Kupferbau ließ sie das Taxi anhalten, schaute sich sorgsam nach allen Seiten um. Autos, Menschen, Häuser. Sie konnten ihr nicht gefolgt sein, so schnell, wie sie den Bahnhof verlassen hatte, unmöglich.
    »Suchen Sie jemanden?«, fragte der Fahrer.
    Michaela König schrak zusammen, schaute den Mann überrascht an. »So ähnlich, ja«, murmelte sie.
    Er warf ihr einen prüfenden Blick zu, zuckte mit der Schulter. »Wenn ich helfen kann …«
    Sie schüttelte den Kopf, zahlte den Fahrpreis, stieg aus. Niemand konnte ihr helfen, überhaupt niemand. Sie hatte Angst vor der Mörderbande, die ihrer Freundin zum Verhängnis geworden war und jetzt sogar den Bahnhof überwachte, um sie nicht aus der Stadt zu lassen.
    Das Taxi wendete, fuhr davon. Sie stand auf dem Gehweg, wusste nicht, was tun. Eine ältere Frau schob ihr Fahrrad mit einem übervoll beladenen Korb auf dem Gepäckträger an ihr vorbei, streifte ihre Hand. Erschrocken sprang sie zur Seite, überquerte die Gmelinstraße.
    Zur Polizei gehen, das Verbrechen endlich melden.
    Sie dachte an die Szene heute nacht auf dem Revier, erinnerte sich an die seltsame Warnung Litsches. Mein Projekt läuft den Interessen großer Konzerne zuwider, weiß ich, auf welcher Seite die Polizei steht?
    Ein kleiner struppiger Hund stand breitbeinig vor ihr, bellte sie drohend an. Sie griff sich an ihr Herz, spürte, wie es heftig schlug.Das Tier bellte weiter, fletschte die Zähne. Zwei ältere Männer blieben stehen, verfolgten die Szene. Studentinnen und Studenten liefen vorbei, ein Radfahrer klingelte sich den Weg frei. Der Hund tobte immer noch, weitere Passanten wurden aufmerksam.
    Es half alles nichts, sie konnte sich nicht länger davor drücken. Sie musste zur Polizei gehen und den Mord an Verena Litsche und dem Taxifahrer endlich melden. Zudem die Zerstörung ihrer Wohnung und die Bedrohung durch die unbekannten Männer. Es war viel zu gefährlich, auf eigene Faust vor den Mördern davonzulaufen, nur weil sie der Polizei nicht vertraute.
    Unfähig noch irgendwie logisch zu denken, lief sie einfach weiter, achtete nicht länger auf den kläffenden Köter. Plötzlich sah sie sich selbst in die Augen.
    Sie blieb stehen, blickte ungläubig auf ihr Konterfei, das mitten auf der Glaswand der Bushaltestelle angebracht war. Das Plakat zeigte ihr Gesicht, begleitet von einem kurzen Text, der sie des Mordes an Verena Litsche bezichtigte und sie zur Fahndung ausschrieb.
    Sie wollte es nicht glauben, schaute sich erschrocken um, überlegte, ob sie träume. Menschen hasteten an ihr vorbei, ein Mann studierte den Bus-Fahrplan. Sie wurde gesucht, weil sie Verena Litsche ermordet haben sollte. Sie!
    Michaela König schüttelte den Kopf, starrte auf das Fahndungsplakat. Kein Irrtum. Ob man sie bereits erkannt hatte? Sie schaute sich

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