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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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berufstätig?«
    »Sie besitzt einen Teeladen. Wein, Tee, Geschenke. Leben könne sie davon kaum, meinte sie. Ohne die Zuwendungen ihres Mannes …« Söhnle fuhr sich müde über die Stirn. »Tut mir Leid. Wir müssen sein Konto überprüfen. Einzahlungen, ihre Herkunft und Größenordnung. Ich denke, Hofmann sollte sich um die richterliche Erlaubnis bemühen.«
    Braig nickte, verstand, worauf der Kriminalmeister hinauswollte. »Du denkst an Erpressung, ja?«
    »Was hält Hofmann von der Sache?«
    »Wir haben ein Gespräch mit dem Minister vereinbart. Sobald wie möglich.«
    »Na also. Dann geht es doch vorwärts.«
    »Du kümmerst dich um Breidles Konto?«
    Bernhard Söhnle nickte. »Sofort. Ich will vorher nur noch etwas essen. Du hast schon?«
    »In der Kantine. Lasagne.« Braig schaute auf die Uhr, sah, dass es kurz vor Drei war. »Aber dazu ist es jetzt zu spät. Wo willst du hin?« Er betrachtete die bleiche Haut des Kollegen, machte sich Sorgen um dessen angeschlagene Gesundheit. »Du solltest dir Zeit nehmen …«
    »Jaja« Söhnle winkte ab, lief vor sich hin grummelnd aus dem Zimmer, »Zeit nehmen, du bist gut.«
    Der Mann war krank, es war nicht zu übersehen: Eingefallene Augen, bleiche, faltige Haut, ungewohnt fahrige, unsichere Bewegungen. Braig wusste nicht, ob er einfach weiter darüber hinwegsehen oder Söhnle schon wieder mahnen sollte. Er wollte den Kollegen nicht noch zusätzlich belasten, ihm aber auch nicht das Gefühl geben, er schätze ihn lediglich als fleißigen Mitarbeiter, lasse dessen Sorgen und Probleme jedoch außer Acht.
    Er lief zur Kaffeemaschine, schenkte noch eine Tasse voll, gab Milch dazu.
    Die undurchsichtige Herkunft von Breidles Geld beschäftigte ihn: Sollten sich Söhnles Erkenntnisse bestätigen, war Jack Cool alias Hans Breidle entgegen dem bisherigen Anschein wohl ein zwielichtigerer Mensch, als sie sich das bisher vorgestellt hatten. Wie war er zu seinem Geld gekommen? Womit hatte er seinen aufwendigen Lebensstil finanziert? Steckten tatsächlich kriminelle Quellen dahinter? Machenschaften, die ihm bisher Geld ohne Arbeit, jetzt aber den Tod gebracht hatten?
    Braig dachte an die Sammlung des den Minister belastenden Materials. War hier die Erklärung für Breidles hohe Einkünfte zu finden? Erpressung eines weit nach oben gelangten Politikers, der sich auf diese Weise das Schweigen eines hartnäckigen Kritikers erkaufte?
    Ein hoher Preis, überlegte er, Monat für Monat seine Karriere zu sichern und dennoch niemals völlig darauf vertrauen zu können, dass der Mann mit dem gefährlichen Material auch wirklich still hielt.
    Was hatte dann – vorausgesetzt, diese Spekulation entsprach der Wahrheit – Breidles Tod verursacht? Noch höhere Forderungen? Der plötzliche Unwille des Politikers, weiter Geld an eine Person zu zahlen, die ihm nur Übles wollte oder das Auftauchen eines weiteren Kriminellen, der dem Minister noch gefährlicher zu werden drohte?
    Nuhr, überlegte Braig, was hatte der mit Breidle zu tun?
     
    Er rührte versunken seinen Kaffee um, als das Telefon läutete. Braig griff zum Hörer, hatte Becks Stimme am Ohr.
    »Ich bin noch in Tübingen«, erklärte der Kollege, »es ist tatsächlich wieder eine Journalistin.«
    Am späten Vormittag hatten die Tübinger Kollegen sie über den Mord an einer im Medienbereich tätigen Frau informiert. Beck war sofort in die Universitätsstadt gefahren.
    Braig kannte die näheren Einzelheiten bereits, ihn interessierte nur: »Was ist mit der Täterin? Hat sie gestanden?«
    Becks sarkastisches Lachen drang durchs Telefon. »Mal langsam, junger Freund. Die König ist flüchtig, sie wird überall gesucht. Die Fahndung läuft.« Er machte eine kurze Pause, sprach dann etwas leiser weiter. »Wenigstens in diesem Fall scheint alles klar: Es handelt sich um eine Beziehungstat. Private Auseinandersetzung zwischen den beiden Frauen.«
    »Dann hat es also nichts mit uns zu tun«, stellte Braig fest. Er spürte die Erleichterung, fühlte, wie seine Anspannung nachließ.
    Vorsichtig nippte er an seiner Tasse, trank ein paar Schluck. Die Mischung war ihm sehr gut gelungen. Neunzig Prozent Kaffee, der Rest Milch. Einfach ein wohlschmeckendes Gebräu.
    »… zuerst auch.«
    Braig löste sich von seinem Kaffee, merkte, dass er Becks Worte verbummelt hatte. »Wie bitte?«
    »Ja, ich glaubte es zuerst auch«, wiederholte der Kollege etwas unwillig.
    »Was?«
    »Hältst du gerade deinen Mittagsschlaf?«
    »Ich hätte es nötig, ja. Tut

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