Schwaben-Hass
hellen Fliesen ausgelegten Korridor, fanden den Eingang zu Breidles Büro auf den ersten Blick. Der in fetten Großbuchstaben ausgeführte Name des Journalisten neben einer breiten, hellgrün lackierten Etagen-Tür war nicht zu übersehen.
Söhnle bemerkte den Riss neben dem Schloss zuerst. Ein fingerbreiter Spalt im Holz. Er zog eine schmale Taschenlampe aus seiner Hose, beleuchtete die Tür. Die Herkunft der Beschädigung schien eindeutig.
»Da hat sich jemand zu schaffen gemacht«, erklärte er, »sieht relativ frisch aus.«
Braig untersuchte die Stelle, stimmte Söhnle zu. »Fragt sich nur, wer. Breidle selbst, weil er seine Schlüssel vergessen hatte, oder Einbrecher. Wir sollten bei den Kollegen nachfragen, ob eine Anzeige vorliegt.«
Sie öffneten vorsichtig die Tür, standen in einem riesigen, etwa acht auf zehn Meter großen Raum, der mit seinen fast bis auf den Boden reichenden Fenstern einen prächtigen Ausblick über unzählige Dächer hinweg auf den Stuttgarter Talkessel bot. Braig erkannte den Turm der Stiftskirche, sah die großzügige Anlage des Neuen Schlosses, dann, weiter rechts, das weitläufige Areal des Hauptbahnhofes, das in wenigen Jahren zugunsten einer kleinen unterirdischen Station verschwinden sollte.
Das Zimmer war mit teurem Mobiliar ausgestattet. Ein breiter, auf zwei kräftigen Metallsockeln postierter, stabiler Schreibtisch mit einer schmalen Schubladenbox, drei dunkelbraune Ledersessel mit einem kleinen runden Tisch an der Wand, dazu ein schmaler, gut drei Meter breiter Schrank auf der gegenüberliegenden Seite – die Einrichtung betonte geschickt die großzügige Weite des Raumes. Neben dem Schreibtisch der obligatorische Computer samt Bildschirm, sowie eine Ansammlung in durchsichtigen Kladden gesammelter Papiere.
Ein Telefon war nirgends zu finden, auch nicht in der kleinen Küche, die durch eine schmale Tür neben dem Schrank erreicht wurde.
»Der hat wohl nur mit seinem Handy gearbeitet«, brummte Braig.
Sein Kollege reagierte nicht.
Sie inspizierten die Räume, warfen auch einen Blick in die Dusche, das dahinter folgende WC, sowie eine kleine Küche. Spuren von Verwüstung durch Einbrecher waren nicht zu entdecken.
Söhnle studierte die Papiere auf dem Schreibtisch, sah den Inhalt der Schubladen durch, Braig machte sich mit dem Schlüsselbund am Schrank zu schaffen. Die Tür quietschte, als er sie öffnete. Schubladen und Regale wurden sichtbar, die meisten mit Papierstapeln gefüllt, dazu eine ganze Reihe Aktenordner, Bücher, Couverts. So vielfältig der Inhalt des Schrankes ausfiel, eine ordnende Hand war nicht zu übersehen.
»Wenn die Beschädigung von einem Einbruch stammt«, überlegte Söhnle, »muss die Sache schon länger gelaufen sein. Sieht alles jedenfalls ziemlich okay aus.«
Braig zog sein Handy vor, wählte die Nummer des städtischen Einbruchsdezernats, gab Breidles Namen und die Adresse seines Büros durch. »Vielleicht hat er es nicht einmal gemeldet. Was kann ein Einbrecher hier schon stehlen?« Er verstummte, weil ihm der Beamte ins Wort fiel.
»Breidle, Hans. Anzeige eines Einbruchs ins Büro in der Olgastraße.«
»Wann war das?«, fragte Braig überrascht.
»Erster März.«
»In welchem Jahr?«
»Jetzt. Letzte Woche.«
»Letzte Woche?«, Braig wiederholte die Worte, damit Söhnle das Ergebnis seiner Recherchen mitbekäme. »Hat er angegeben, ob etwas gestohlen wurde?«
»Einbruch und Verwüstung, mehr ist nicht verzeichnet.«
»Irgendein Hinweis auf den oder die Täter?«
»Tut mir Leid, nein.«
»Keine Zeugen oder sonstige Hinweise?«
»Nichts.«
»Fingerabdrücke?«
»Tut mir Leid.«
Braig bedankte sich bei dem Kollegen, begann mit der Durchsicht der Papierstapel, die er dem Schrank entnommen hatte. Es handelte sich um Zeitungsartikel verschiedener Blätter aus den vergangenen Jahren, von verschiedenen Journalisten, nur in wenigen Fällen von Breidle selber verfasst. »Von was lebte der Typ eigentlich? Womit bezahlte er dieses teure Büro? Ich finde kaum Artikel mit seinem Namen.«
Söhnle sah ratlos zu seinem Kollegen. »Keine Ahnung. Die Schubladen geben auch nichts her.« Er wandte sich ebenfalls dem Schrank zu, durchsuchte den Inhalt. »Was ich mich frage: Letzte Woche der Einbruch hier und acht Tage später wird er ermordet. Sollte das ein Zufall sein?«
Braig blickte von den Papieren auf. »Er hat es jedenfalls nicht auf die leichte Schulter genommen, sonst hätte er es nicht angezeigt.«
»Warum hat uns seine Frau
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