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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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bewahren, löste sich aus seiner unbequemen Haltung. »Wissen Sie Genaueres über den Mann?«
    Felsentretter nickte mit dem Kopf. »Er war Mitglied der Redaktion einer großen Tageszeitung in Mailand, wie Fabrici erklärte. Den Titel des Blattes habe ich vergessen, aber der Kollege faxt uns morgen früh die ganze Akte zu. Ja, ein Journalist.«
    Braig trank das Glas zur Hälfte leer, schüttete den Rest des Wassers weg. Mussten sie nach Zusammenhängen mit dem Mord in Italien suchen? »Der Albaner ist in allen vier Fällen als Täter identifiziert?«
    »Ohne jeden Zweifel.« Felsentretter nickte. »Fabrici legte Wert darauf, dass der Kerl eindeutig als Mörder überführt wurde. Er selbst hatte ihn aufgespürt und verhaftet. Durch einen Zufall allerdings, wie er sagte. Wie es dem Killer gelang, sich zu befreien, ist auch klar. Er schoss sich seinen Weg aus dem Gefängnis buchstäblich frei, tötete einen der Wärter, verletzte einen anderen schwer. Woher er die Waffe hatte, weiß allerdings niemand. Fabrici war sehr vorsichtig in der Wahl seiner Worte. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hängt das Entkommen des Verbrechers wohl mit der Person zusammen, die als Auftraggeber der Morde angeklagt wurde. Jedenfalls wird das vermutet. Bewiesen konnte es bis heute noch nicht werden, obwohl die Sachlage eigentlich vollkommen klar ist.«
    »Und wer war der Auftraggeber der Morde? Eine albanische Drogenbande?« Braig lief zu seinem Schreibtisch, lehnte sich an seinen Stuhl.
    »Albanische Bande?« Felsentretter lachte laut. »Sie brauchen ihre Phantasie nicht zu bemühen, Kollege. Mir kommt alles bekannt vor. Sehr bekannt. Der Auftraggeber, so erklärte Fabrici, sei ein Politiker. Um es genauer zu formulieren, ein Minister.«
    »Minister?«, rief Braig. Er ließ sich auf den Stuhl fallen, sah zu dem anderen hoch.
    Felsentretter wiederholte seine Aussage. »Ein Minister der Regionalregierung, beinahe hätte ich gesagt, der Landesregierung, ja.« Er klopfte mit seiner Faust an die Tür, schob seinen Kaugummi im Mund hin und her. »Ein ehemaliges Mitglied der Democratia Cristiana. Diese Partei wurde inzwischen aufgelöst, wie Sie vielleicht wissen.«
    »Sie haben ihn überführt?«
    »Wenn ich Fabrici richtig verstanden habe, saß der Kerl zwei Jahre in Untersuchungshaft.«
    »Und jetzt?«
    »Ich glaube, der kam wieder frei. Weil Beweismittel verschwanden. Und der, der die Aufträge hätte bestätigen können …«

19. Kapitel
    Harry Nuhrs Telefon in der Redaktion der Berliner tageszeitung läutete fünf Mal. Entnervt griff Bettina Markey nach dem Apparat, zog ihn zu sich her, nahm ab.
    »tageszeitung, Markey. Was kann ich für Sie tun?« Sie schaute auf die Uhr, sah, dass es zwei Minuten nach Acht war. Höchste Zeit, endlich zu einem Ende zu kommen. Sie spürte ihren müden Kopf, schob den Stapel Akten, den sie für eine neue Reportage aufarbeitete, zur Seite, wartete auf eine Antwort.
    Die Anruferin ließ sich Zeit. »Haben Sie Interesse am Mordfall Verena Litsche?«
    Markey, eine hochaufgeschossene Mittvierzigerin in schwarzem Hosenanzug, benötigte einige Sekunden um zu begreifen. »Mordfall? Wer sind Sie?«, fragte sie. Sie starrte auf den Strauß dunkelroter Rosen, der mitten auf Nuhrs Schreibtisch stand.
    »Das tut nichts zur Sache.«
    Es handelte sich um eine Frau, so viel war ihr klar. Die Stimme klang tief, sehr tief sogar, aber sie gehörte einem weiblichen Wesen, ohne Zweifel.
    »Bearbeiten Sie den Fall?«
    »Warum?«
    »Weil ich Ihnen vielleicht helfen könnte. Ich verfüge über einiges an Material.«
    Bettina Markey war elektrisiert. Nervös schwang sie sich auf dem Drehstuhl hin und her. »Was für Material?«
    Die Frau schwieg einen Moment. Im Hintergrund schienen Autos vorbeizufahren.
    »Bearbeiten Sie den Fall?«
    Dämliche Frage. Wer bei der tageszeitung war nicht mit dem »Fall« Harry Nuhr/Verena Litsche beschäftigt? Seit die Polizei gegen Mittag den Namen der Frau und ihren Tod bekanntgegeben hatte, gab es im ganzen Haus nur noch das eine Ziel: Litsches Untersuchungen ausfindig zu machen, um so auf die Hintermänner des gewaltsamen Todes von ihr und Harry Nuhr zu stoßen. Klaus Weidmann, der Süddeutschland-Korrespondent, hielt sich seit einigen Stunden in Tübingen auf, um die Aktivitäten der Polizei vor Ort zu verfolgen und selbständig weiter zu recherchieren.
    »Natürlich bearbeite ich den Fall«, erklärte Markey mit fester Stimme.
    Autos fuhren vorbei, Motoren dröhnten. Dann kam wieder die

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