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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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bedankte sich. Er hatte gerade aufgelegt, als das Telefon läutete.
    »Du hast es dir anders überlegt?«, fragte er in der Hoffnung, der Kollege habe doch noch Zeit gefunden.
    »Tut mir Leid, wenn ich dazwischen funke«, erklärte Jürgen Hofmann, »ich will auch nicht lange stören.«
    Braig entschuldigte sich, nutzte die Gelegenheit, dem Oberstaatsanwalt von der neuen Spur zu berichten, die aus dem Fingerabdruck resultierte.
    »Albaner?« Hofmanns schrille Stimme brachte seinen Schock deutlich zum Ausdruck.
    »Ich kann noch nicht viel sagen, versuche gerade, mir genauere Informationen zu verschaffen. Aber der Fingerabdruck im Tatfahrzeug von Winnenden ist eindeutig gesichert. Der Mann wird seit zwei Jahren gesucht. Wir haben die Fahndung neu ausgeschrieben.«
    »Dann können wir nur hoffen, dass wir Erfolg haben. Obwohl ich nicht daran glaube.«
    Braig ahnte, wie realistisch die Befürchtung des anderen war.
    »Wir haben einen Termin beim Minister«, fuhr Hofmann fort. »Seine Sekretärin hat mich gerade informiert. Morgen Abend um 18 Uhr im Ministerium. Passt Ihnen die Zeit?«
    Braig notierte sich den Termin, sagte zu. »Wollen wir uns dort treffen?«
    Der Oberstaatsanwalt zögerte mit seiner Antwort. »Könnten wir uns vorher noch kurz absprechen, wie wir vorgehen?«
    »Ich rufe Sie morgen früh an. Einverstanden?«
    Hofmann verabschiedete sich, bat zuvor Braig darum, ihn dann auch über den neuesten Stand der Ermittlungen bezüglich des Albaners zu informieren.
    Braig lief zum Wasserhahn, ließ ein Glas voll laufen, trank es bis auf den Grund leer. Er spürte seine anschwellenden Kopfschmerzen und die zunehmende Müdigkeit. Dann fiel ihm ein, dass er seit heute Mittag in der Kantine nichts mehr gegessen hatte, nicht einmal eine Kleinigkeit zwischendurch.
    Er beschloss, auf den Anruf Reinhardts zu warten, dann nach Hause zu gehen und die Ermittlungen zu vergessen. Abschalten und wieder Mensch werden, dachte er, einfach den ganzen Kram zurücklassen. Wenn das nur so einfach wäre …
    Zehn Minuten später läutete das Telefon. Braig sah auf die Uhr. Zwanzig nach Sieben. Er nahm ab, nannte seinen Namen.
    Karl Heinz Reinhardt entschuldigte sich für die Verspätung. »Wir haben gerade eine wichtige Besprechung. Das geht wohl bis in die Nacht. Du musst entschuldigen, ich bin nur auf einen Sprung raus.«
    »Dann verschieben wir es auf morgen. Wir haben die Abdrücke eines Albaners. Ich dachte, du bist der beste Mann auf dem Gebiet.«
    »In einem Mordfall?«
    »Die Sache mit den Journalisten.«
    Reinhardt zeigte sich informiert. »Ich habe davon gehört. Der Albaner ist identifiziert?«
    Braig schaute auf das Papier, las den Namen vor. »Hasim Foca. Er soll in Italien vor zwei Jahren ein Ehepaar ermordet haben, konnte dann aber entkommen. Und jetzt fand Rössle seine Abdrücke in dem Mordauto in Winnenden.«
    »Er ist also von den Italienern zur Fahndung ausgeschrieben?«
    »Leider erfolglos, ja. Was mich interessiert …«
    »Du willst wissen, ob der Kerl einer Bande zuzuordnen ist?«
    »Genau. Ich fürchte, die Journalisten kamen einer Waffenschieber- oder Drogenbande auf die Schliche und wollten sie hochgehen lassen. Um das zu vermeiden …«
    »Damit musst du rechnen. Die lassen sich prinzipiell nicht in ihre Geschäfte pfuschen. Von niemandem.«
    Braig hörte, wie aus dem Hintergrund jemand auf Reinhardt einredete, bot seinem Gesprächspartner an, ihn morgen nochmals anzurufen.
    »Nein, so viel Zeit muss sein«, wehrte der Kollege ab, »wenn ihr wirklich die Abdrücke eines Albaners habt, müssen wir alles tun, um den Kerl zu kriegen. Wenn es so weiter geht, spielen die mit uns Katz und Maus. Die albanischen Banden haben bald halb Europa im Griff.«
    »Ihre Aktivitäten reichen in unseren Raum?«
    »Stuttgart entwickelt sich zu einem ihrer wichtigsten Zentren. Es wird immer schlimmer. Was wir noch vor ein paar Jahren aus Süditalien oder Russland zu uns kommen sahen, haben wir im Griff. Dafür aus Albanien und dem Kosovo …«
    »Drogen?«
    Karl Heinz Reinhardt lachte bitter. »Drogen, vor allem Heroin, sind nur ein Teil des Geschäfts dieser mafiosen Banden. Waffenschmuggel, Geldwäsche, Menschenhandel gehören genauso dazu. Wir können inzwischen die Wege vieler dieser Waren genau nachvollziehen: Von Afghanistan über den Kosovo bis Stuttgart, gesteuert von Netzwerken mit Führungspersönlichkeiten der albanischen organisierten Kriminalität. Die Drahtzieher sitzen im Kosovo. Von der NATO befreit und von

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