Schwaben-Herbst
doch sofort die Bullen am Hals«, brüllte er mit aller Kraft, die ihm noch geblieben war.
Braig war unwillkürlich einen Schritt zurückgetreten, weil die Reaktion des Mannes nicht einzuschätzen war. »Auf jeden Fall haben Sie Söder die Waffe gegeben.«
Koppers versteinerte Gesichtszüge sprachen Bände. Der Mann sah sich außerstande, Protest einzulegen.
»Dann kommen Sie mit«, erklärte Braig. Er hielt seine Pistole auf sein Gegenüber gerichtet, sah, wie sich Neundorf dem Schwergewicht näherte.
»Strecken Sie die Hände vor«, sagte der Kommissar, »und wehe, Sie machen Zoff. Ich schieße sofort.«
Neundorf zog die Handschellen vor, wand sie um Koppers Gelenke, ließ sie zuschnappen. »So, den Rest klären wir im Amt.«
10.
Kurz nach 14 Uhr hatten sie resigniert die Waffen gestreckt.
So vorbehaltlos Roland Kopper bereit gewesen war, die Vermittlung einer Walther PPK 7.65 an Mark Söder vor vierzehn Tagen zuzugeben, so vehement wehrte er sich dagegen, Söder als Mörder Offenbachs zu akzeptieren.
»Niemals«, hatte er immer wieder erklärt, »Mark wäre nie dazu imstande, einen Menschen zu töten. Dazu ist er viel zu weich.«
»Und wieso wurde Offenbach dann letzte Woche, wenige Tage nach Söders Verschwinden, mit genau der Waffe getötet, die Sie Ihrem Kumpel besorgt haben?«
»Das kann nicht sein«, hatte der Mann beharrt, »das ist unmöglich. Sie wissen doch selbst, wie verbreitet diese Waffe ist. Sind wir doch ehrlich, die gibt es wie Sand am Meer. Und dass Offenbach ausgerechnet mit Söders Waffe getötet worden sein soll, können Sie nicht beweisen, das vermuten Sie nur. Nein, Mark wurde bedroht, ernsthaft bedroht, deshalb wollte er unbedingt eine Waffe.«
»Wer soll ihn bedroht haben und warum?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, so gut kenne ich Mark nicht. Aber seit ein paar Wochen war er völlig verändert, ein anderer Kerl. Er hatte irgendetwas in einer Zeitung gelesen, das machte ihn völlig verrückt.«
»Was machte ihn verrückt?«
»Ich w e i ß es nicht«, hatte der fettleibige Mann beharrt, »ich würde es Ihnen gerne sagen, damit Sie mir endlich glauben, aber ich weiß es nicht. Leider. Da muss letztes Jahr etwas passiert sein, was ihm große Sorgen machte.«
»Letztes Jahr? Vorhin behaupteten Sie noch, er habe sich erst vor ein paar Wochen so verändert.«
»Ja, verdammte Scheiße, das habe ich so gesagt! Weil er nämlich, so habe ich das jedenfalls verstanden, erst vor ein paar Wochen in einer Zeitung las, dass das, was da letztes Jahr im Herbst passierte, für ihn bedrohlich werden könnte. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
»Letzten Herbst?«, hatte Neundorf überrascht gefragt. »Wieso reden Sie jetzt plötzlich vom letzten Herbst?«
»Weil er das irgendwann einmal erwähnte. Letzten Herbst.« Kopper hatte sie feindselig angestarrt, dann mit seiner Handfläche so kräftig auf seinen fetten Oberschenkel geschlagen, dass es den beiden Kommissaren Minuten danach noch in den Ohren schmerzte. »Jeder baut mal Scheiße, oder? Selbst Bullen. Oder seid ihr Heilige?«
»Was für eine Scheiße soll er da gebaut haben?«
»Ich w e i ß e s n i c h t!« Kopper hatte seine Worte in die Länge gezogen, um seine Aussage zu betonen. »Tut mir leid. So nahe standen wir uns nicht. Aber, dass ihm da was passierte, was er nicht unbedingt wollte, das glaube ich ihm. Das war nämlich in einem besonders schwachen Moment, als er mir das erzählte. Vor drei Wochen vielleicht, da hatte ihn voll die Panik gepackt. Und da erzählte er mir das. Er kotzte sich das von der Seele, wenn ihr das versteht? Daraufhin habe ich ihm die Waffe besorgt. Von Freund zu Freund. Begreift ihr das jetzt endlich?«
»Verdammter Mist, der Kerl ist ein Scheusal und er widert mich an wie eine Horde besoffener Rowdys, aber ich glaube ihm«, hatte Neundorf bekannt, nachdem sie Kopper Kollegen zur Überstellung in die U-Haft überlassen hatten.
»Mir geht es nicht anders«, hatte Braig ihr zugestimmt. »Aber das besagt nichts über die wahren Motive Söders. Der kann diesem Fettsack irgendwelche Märchen von Bedrohung erzählt und in Wirklichkeit die ganzen Morde geplant haben. Aber selbst dann hängt die Sache.«
»Wegen der vierzehn Tage.«
»Genau. Kopper behauptet, die Waffe erst vor vierzehn Tagen weitergegeben zu haben. Andreas Sattler ist aber schon vor drei Wochen ermordet worden.«
»Deshalb lügt Kopper an dieser Stelle. Er weiß aus der Presse, dass alle Morde mit derselben Waffe durchgeführt
Weitere Kostenlose Bücher