Schwaben-Messe
Herrn Jahn?«
»Ich soll ihn fertig machen, damit er Heinel endlich seinen Laden verkauft.«
Neundorf und Rettenmaier standen regungslos da: »Was sagen Sie da: Sie sollten ihn …« Neundorf schüttelte den Kopf, benötigte einige Sekunden, um alles zu begreifen. Der Mann war nicht nur grobschlächtig und ungehobelt in seinem Auftreten, er war bodenlos dumm und naiv.
Neundorf hatte Schwierigkeiten, Gerlachers Aussage in vollem Umfang zu verdauen. »Wieviel hat Herr Heinel Ihnen dafür bezahlt?« Sie musste ihm soviel als möglich entlocken, solange er aussagebereit war.
»Den Wagen«, gestand er kleinlaut, »und bei Erfolg zehn große Eier.«
»Zehntausend?« Neundorf pfiff durch die Zähne. »Nicht schlecht.«
Sie betrachtete ihn kopfschüttelnd; er hatte alle Selbstsicherheit verloren. »Und dafür haben Sie Herrn Jahn dann auch gleich zur Seite geschafft.«
»Was?«
»Wo waren Sie gestern Abend?«
»Wieso? Was hat das mit meiner Erpressung zu tun?«
»Gut, dass Sie es selbst schon gestehen. Gestern Abend. Heute Nacht. Herr Jahn wurde zwischen 20 und 24 Uhr ermordet. Wo waren Sie da?«
»Was?« Gerlachers Miene hatte sich in eine von Angst und Entsetzen gezeichnete, verzerrte Fratze verwandelt. Er sprang von seinem Stuhl auf, rannte wie ein tapsiger Bär auf Neundorf zu. Sie streckte ihm ihre rechte Hand entgegen, um ihn von sich abzuhalten.
»Jahn ist …« Gerlacher verschluckte sich mitten im Satz, hustete und spuckte, sein ganzer Körper bebte. Der Mann mochte einiges auf dem Kerbholz haben, fühlte Neundorf, Jahn und seine Sekretärin über Wochen hinweg bedroht, erpresst und schikaniert haben, der Mord an dem Autohausbesitzer jedoch gehörte in eine andere Kategorie. Nein, er war nicht der gefährliche Killer, hinter dem sie her war, so sehr sie es sich für ihre Ermittlungstätigkeit auch gewünscht hätte. »Also, Ihre Anwesenheit gestern Abend. Zeugen?«
Er hustete sich den Rest seines Lungengewebes aus dem Leib, den Kopf weit nach vorne gebeugt, kam nur langsam zur Ruhe. »Ich doch nicht«, keuchte er, »wieso denn, wozu?«
»Wo waren Sie?« Sie hatte ihre Stimme erhoben, ihm mit aller Kraft ins Ohr gebrüllt.
Gerlacher zog sich einen Meter zurück. »Skat«, kreischte er mühsam, »Skat. Jeden Sonntag, bis Mitternacht.«
»Zeugen?«
Er spuckte die Namen so schnell hervor, dass sie kaum mitschreiben konnte. Sie notierte Adressen, Telefonnummern, den Namen der Wirtschaft in Kirchheim, überzeugte sich durch einen Anruf bei einem der Männer über die Korrektheit seiner Angaben. Natürlich mussten sie es noch genauer überprüfen, schließlich konnte das Alibi in weiser Voraussicht einer etwaigen Kontrolle abgesprochen sein, doch das hatte Zeit, musste nicht auf der Stelle erfolgen. Neundorf informierte per Handy die Kollegen von der Esslinger Kripo. »Ich warte solange, bis ihr den Mann abholt.«
Keine zehn Minuten später befand sich Gerlacher in festen Händen. Die Gegenüberstellung mit Bernd Heinel, seinem angeblichen Auftraggeber, blieb dem Esslinger Team überlassen. Neundorf verabschiedete sich von Frau Rettenmaier und den Kollegen, beeilte sich, ins Landeskriminalamt zu kommen.
25.
Braig hätte platzen können vor Wut. Er war aufgelaufen wie ein dummer Junge, hatte sich blamiert bis auf die Knochen. Güblers verbohrter Hass auf Gabriele Krauter, sein kriecherischer Gehorsam vor den Bonzen des Ministeriums, die die Frau offensichtlich mit allen Methoden psychologischer Kriegführung fertig zu machen suchten, weil sie ihren orgiastischen Betonplänen im Wege stand, waren in all ihrer scheinheiligen Niederträchtigkeit entlarvt und endgültig ad absurdum geführt worden.
»Ich war die ganze Nacht mit ihr im Bett«, hatte Fritz Weiß hämisch erklärt, als Braig seinem qualmenden Traktor hinterher gerannt war, bis vor Frau Krauters Haus.
»Freitagnacht, Gabi kam total erregt von der Diskussion in Stuttgart zurück, wo Grandel, dieses verlogene Schwein, wieder seine Flughafen-Lügen hatte steigen lassen. Da tröstete ich sie, so wie das uns beiden gut tut, direkt nach ihrer Rückkehr, eine Weile vor Mitternacht. Sie blieb bei mir bis zum frühen Morgen, ja, ich bin bereit, darauf einen Eid zu schwören, auch vor Gericht. Gabi und ich waren die ganze Nacht zusammen. Und wissen Sie, wann sie die Leiche entdeckte? Als sie von mir frühmorgens zurückkam hierher, auf ihren Hof. Da lag der Kerl am Ackerrand und tat keinen Mucks mehr. So war es, ich schwöre, und jetzt hauen Sie endlich
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