Schwaben-Messe
ab und lassen uns in Ruhe.«
Die ganze Fahrt zurück ins Amt hatte er sich geschworen, Gübler die Meinung zu sagen, ihm deutlich zu machen, in welcher Sackgasse sie sich auf sein Betreiben hin wieder verrannt hatten, aber jetzt, zurückgekehrt ins Büro, war der hohe Herr nicht mehr im Haus. Wie auch, zu so später Stunde, immerhin kurz vor siebzehn Uhr?
Braig setzte sich an seinen Schreibtisch, sprach alles, was er im Lauf des Nachmittags ermittelt hatte, auf Band, brachte es ins Schreibbüro. Als er zurückkam, stand sein Kollege Erwin Beck vor seiner Tür. Der Kriminalkommissar war Ende dreißig, schlank, hatte blonde Haare, blaue Augen, ein schmales Gesicht, das in einem dünnen Spitzbart auslief.
»Du hast etwas für mich?«, fragte Braig.
Beck nickte. »Gübler hat mich euren Ermittlungen zugeordnet. Scheinen ja irgendwie miteinander zu tun zu haben, wenn ich das richtig verstehe. Auf jeden Fall: Ich habe gerade etwas Interessantes entdeckt.« Er wies auf einen kleinen Papierstapel, den er in Händen hielt. »Die Telefongespräche Wolfgang Jahns der letzten Monate.«
Beck begleitete Braig bis zu dessen Schreibtisch, breitete die Blätter darauf aus. »Du verstehst, Jahn, der gestern Abend in Esslingen ermordet und entmannt wurde. Dasselbe Ende wie dieser Grandel vorgestern.«
Braig nickte, überflog die Papiere.
»Katrin forderte die Telefonauszüge an. Ich habe sie vorhin sorgsam überprüft, sprach dann mit einer Frau Rettenmaier, Jahns Sekretärin. Die gewählten Nummern seines Geschäftsanschlusses sind bis auf zwei alle geklärt. Kunden, Geschäftspartner, seine Mutter. Zwei Gespräche konnte Frau Rettenmaier allerdings nicht verifizieren, beide mit derselben Person beziehungsweise demselben Anschluss geführt. Ich habe sie inzwischen überprüft. Sie gingen nach Winnenden, besser gesagt, in einen Vorort der Stadt.« Beck machte eine kurze Pause, zeigte auf die jeweiligen Telefonnummern auf den Blättern. »Genau denselben Anschluss wählte Jahn auch von seinem Privattelefon aus an, insgesamt sechs Mal. Alle acht Gespräche in den letzten drei Wochen. Dreimal darfst du raten, wem er gehört.« Er schaute Braig so erwartungsfreudig an, dass dem plötzlich dämmerte, worauf der Kollege hinauswollte.
»Du willst doch nicht etwa sagen … Winnenden-Bürg?«
»Doch. Grandel. Achtmal in den letzten zwanzig Tagen. Dazu drei Gespräche mit Grandels Geschäftsanschluss auf dem Flughafen.«
»Dann haben wir tatsächlich den Zusammenhang.«
»Genau. Die Männer kannten sich, standen miteinander in Verbindung. Wie auch immer.«
Braig klopfte dem Kollegen fest auf den Rücken. »Herzlichen Glückwunsch, das bringt uns weiter. Wir müssen sofort Frau Grandel anrufen und sie noch mal darauf ansprechen, welcher Art der Kontakt mit Jahn war …«
»Ist schon erledigt. Vor zehn Minuten. Die Frau behauptet, noch nie etwas von einem Wolfgang Jahn gehört zu haben. Sie stritt ab, je mit dem Mann gesprochen zu haben. Wenn Telefonate geführt wurden, wovon sie nichts wisse, könnten die nur zwischen ihrem ermordeten Mann und Wolfgang Jahn stattgefunden haben. Gut, dafür spricht, dass Jahn auch Grandels Geschäftsnummer anwählte, wie gesagt, sogar mehrfach. Leider ist die Sache aber dennoch nicht so einfach.«
»Wieso?«
»Wie ich inzwischen entdeckt habe, wurden zwei Telefonate Jahns mit Bürg am achten August geführt. Eines morgens gegen neun, das andere kurz vor zwölf. Sagt dir das Datum etwas?«
Braig überlegte. »Achter Achter? Heute ist Montag, der Neunte. Also gestern.«
»Genau.«
Braig starrte Beck mit großen Augen an. »Das bedeutet?«
»Du weißt, wann Grandel ermordet wurde?«
»In der Nacht von Freitag auf Samstag«, sagte Braig.
»Also.«
Braig fiel es wie Schuppen von den Augen.
»Das heißt, als Jahn am Sonntag anläutete, lebte der Hausherr bereits nicht mehr. Wer also führte die beiden Gespräche mit ihm?«
»Exakt. Ich habe Frau Grandel danach befragt. Sie wohne allein in dem Haus, erklärte sie, außer ihr war auch niemand da. Dennoch stritt sie ab, mit Jahn gesprochen zu haben.«
»Die Frau lügt schon wieder. Wie am Samstag. Wir müssen sie uns vorknöpfen. Es ist wichtig zu erfahren, welche Verbindungen zwischen Grandel und Jahn existierten, was die miteinander zu tun hatten. Wenn wir das feststellen, sind wir der Lösung vielleicht ziemlich nahe.«
»Ich habe mir die Frau am Telefon noch mal zur Brust genommen. Sie sage leider nicht die Wahrheit, erklärte ich ihr, wies
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