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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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ich sagte Ihnen schon …«
    »Keine Ausrede mehr. Ich habe es satt, mich an der Nase herumführen zu lassen. Zwanzig Minuten geht das jetzt wieder. Lügen Sie mich nicht länger an. Schaffen Sie mir Jahn her oder es passiert was!« Er donnerte seine geballte Rechte auf Rettenmaiers Schreibtisch, dass die Blumenvase zur Seite sprang. Die Sekretärin konnte sie gerade noch festhalten.
    »Was passiert denn?«, fragte Neundorf. Sie hatte einen Moment gewartet, hinter dem Mann Position bezogen. Erstaunt drehte er sich um.
    Sein Aussehen war so unbeschreiblich grobschlächtig, dass Neundorf unwillkürlich einen Schritt zurückwich, als sie ihn zum ersten Mal von vorne sah. Das breite, vernarbte, auf der rechten Wange von einer dicken Warze gezeichnete Gesicht mit platter, scheinbar eingedrückter Nase erinnerte an einen Boxer, der seine vielen Kämpfe und Schläge nicht verleugnen konnte. Das Haar war schütter, verdeckte kaum seine rote, schuppige Kopfhaut. Die Ohren standen unvorteilhaft weit von dem breiten Schädel ab. Der Mann war durch sein Aussehen von der Natur weiß Gott benachteiligt, warum versuchte er dieses Manko nicht durch sein Auftreten zu egalisieren? Neundorf verstand, dass Rettenmaier vor dem polternden Kerl Angst hatte.
    Gerlacher überflog die Kommissarin mit einem kritischen prüfenden Blick, wandte sich dann wieder der Sekretärin zu. »Halten Sie sich da raus«, drohte er mit seiner hohen Stimme, »es ist besser für Sie. Ich will mein Geld.«
    Britta Rettenmaier erhob sich vorsichtig von ihrem Stuhl. »Herr Jahn ist …«
    »Wo ist er? Es ist 16 Uhr vorbei, der Termin war ausgemacht. Ich will das Geld!«
    »Ich sagte es Ihnen schon: Herr Jahn ist …«
    »Herrgott noch mal, ich bringe Sie um, wenn Sie mir den Kerl nicht sofort herbeischaffen. Ich habe es satt, mich ständig verarschen zu lassen.« Er streckte seine klobige Pranke vor, schnappte nach ihrer Schulter. Die junge Frau sprang erschrocken zur Seite.
    Neundorf zog ihre Pistole, trat einen halben Meter zurück, um außerhalb der Reichweite seiner Arme zu gelangen, richtete die Waffe auf ihn. »Mein Name ist Neundorf vom Landeskriminalamt«, erklärte sie, »treten Sie zurück und setzen Sie sich auf den Stuhl da.«
    Der Mann starrte sie verwundert an.
    »Wird’s bald!« brüllte sie.
    Brav wie ein folgsamer Hund trat er zurück, ließ sich auf den Stuhl fallen. Das Möbel ächzte unter seiner Last.
    »Sie sind Herr Gerlacher, nicht wahr?«
    Der grobschlächtige Mann nickte, zeigte mit einem dämlichen Grinsen seine Verblüffung.
    »Ihren Ausweis, aber schnell.«
    Er fingerte in seiner Hosentasche, zog ein völlig zerdrücktes Dokument hervor. Sie nahm das Papier entgegen, prüfte es. Der Mann war vierzig Jahre alt, in Stuttgart geboren, lebte in Kirchheim/Teck. Neundorf musterte ihn, bemerkte die Unsicherheit unter ihrem kritischen Blick.
    »Vorbestraft«, knurrte sie, zog ihr Notizbuch hervor, in dem sie sich seine Delikte aufgeschrieben hatte, »ganz schön was auf dem Kerbholz, wie?« Aus seiner Reaktion ging hervor, wie nervös er war.
    »Vorbestraft? Ich, wieso?«
    »Einmal auf Bewährung«, las sie laut vor, »dann zwei Jahre im Bau und anschließend nochmals zweieinhalb Jahre. Interessant, wie?«
    Gerlacher rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
    »Räuberische Erpressung, Banküberfall, nochmal räuberische Erpressung. Der Herr hier ist noch gar nicht lange wieder draußen. Und wie es aussieht, auch nur für kurze Zeit. Räuberische Erpressung, schon wieder, ja?«
    »Nein, es war nicht meine Idee!« brüllte Gerlacher mit schriller Stimme. Er war vom Stuhl aufgesprungen, stolperte auf Neundorf zu, die ihm mit ihrer Pistole cool bedeutete zurückzuweichen. Erst als er sie fast erreicht hatte, begriff er, dass sie es ernst meinte. Nervös und wild mit den Armen durch die Luft rudernd stellte er sich vor den beiden Stühlen auf. »Es war nicht meine Idee«, schrie er, »aber ich brauche Geld, das ist alles.«
    Neundorf signalisierte ihm, endlich Platz zu nehmen, steckte ihr Notizbuch weg. »Wofür benötigen Sie das Geld?«, fragte sie.
    »Wofür?« Seine Stimme drohte sich zu überschlagen. »Wofür wohl? Von Luft und Liebe kann ich nicht leben.« Er hockte sich wieder auf den Stuhl.
    »Haben Sie keinen Beruf?«
    Gerlacher schaute sie mit dämlichem Gesichtsausdruck an, zuckte mit der Schulter.
    »Was ist an dem Auto?«
    »An welchem Auto?« kreischte er.
    Nun starrte ihn Neundorf ziemlich verständnislos an. »Was wollen Sie von

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