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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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machte einen großen Schritt zurück. »Um Gottes willen, ich lasse mich auf der Stelle neu taufen. Gabi findet den Namen sowieso unmöglich, um nicht zu sagen: beschissen.« Er lachte, verzog sein Gesicht zu einer breiten Grimasse.
    Braig wusste jetzt, an wen ihn der Mann erinnerte: An den jungen Cohn-Bendit, den deutsch-französischen Grünen-Politiker, dessen rote Mähne aus Jugendtagen oft in den Nachrichten zu sehen gewesen war und hier scheinbar ihr Ebenbild fand.
    »Sie kennen Frau Krauter?«
    »Bin ich damit in die Liste der Verdächtigen aufgenommen?« Fritz Weiß lachte. Der Schalk sprach ihm aus allen Poren. »Ihr kleiner Kollege ist wirklich drollig. Der glaubt tatsächlich, Gabi habe letzte Woche den Kerl ermordet und dann hier vor ihrer Haustür abgelegt. Weil ihr kein besseres Versteck einfiel. Habt Ihr für den Kurzen nicht einen Hausmeisterjob in Eurem Amt übrig?«
    Braig versuchte, sein Grinsen nicht allzu deutlich werden zu lassen. »Die Person, von der Sie vermutlich sprechen, ist mein Chef.«
    »Mein Beileid«, äußerte Weiß mit verschmitztem Grinsen, »dann will ich über meinen Beruf als Landwirt auf den Fildern, wo uns der Teufel persönlich unser Land enteignen will, nicht länger jammern. Ich glaube, das Schicksal hat es gut mit mir gemeint, jedenfalls im Vergleich zu Ihnen.«
    Braig lachte, klopfte Weiß auf dessen kräftigen Arm, mit dem er sich an seinem Traktor abstützte. »Warten Sie ab, wenn man Ihnen Ihr Land weggenommen hat, werden Sie anders urteilen.«
    Weiß verzog sein Gesicht. »Das ist wahr. Kein Thema zum Lachen. Die Regierung enteignet ihre Bauern. Bisher nur in kommunistischen Diktaturen üblich. Aber jetzt auch bei uns im Ländle. Mit Stalins Methoden zur Schwaben-Messe. Das wird dann als Fortschritt verkauft.«
    »Sie leben schon lange hier?«
    Weiß blickte nach oben, verfolgte ein Flugzeug, das sich mit lautem Tosen in die Höhe schwang. Er wartete, bis der Lärm langsam verebbte, wandte sich dann wieder seinem Gesprächspartner zu. »Der Hof geht auf meine Urgroßeltern zurück. Damals lag er noch im Ort, erst unter der Obhut meiner Eltern siedelten wir hierher um aufs flache Feld.«
    »Sie kennen Frau Krauter näher?«
    Fritz Weiß lachte. »Gute Frage. Ich denke, das ist unter Nachbarn so üblich.« Er klopfte auf das Blech seines Hängers, fuhr sich durch seine rote Mähne. »Gabis Mann und ich waren Freunde. Gute Freunde. Jochen und ich gingen in dieselbe Klasse, studierten gemeinsam in Hohenheim. Ein unzertrennliches Paar, behaupteten die Leute.«
    Braig zeigte sich überrascht. »Aber Sie sind noch mit Frau Krauter in Kontakt?«
    Weiß zog seine Stirn in Falten, starrte den Kommissar fragend an. »Wieso? Ich verstehe Sie nicht.«
    »Na ja«, Braig zögerte, »ich meine, was über den Tod von Herrn Krauter so gemunkelt wird …« Er wollte hören, was der Nachbar zu diesem Thema äußerte, wollte wissen, ob er dem, was er eben gerade von Frau Beranek gehört hatte, wirklich Glauben schenken konnte.
    Fritz Weiß veränderte sich binnen Sekunden. Seine Haut wurde noch bleicher, lief fast papieren-durchsichtig an, die Augen flackerten. Er streckte beide Arme vor, ballte die Hände zu Fäusten. »Wenn ich die verdammte Sau erwische, die dieses Gerücht in die Welt setzte, bringe ich sie eigenhändig um.« Er atmete heftig, wölbte seine Lippen nach außen. »Wissen Sie, was Sie da behaupten? Das ist Verleumdung übelster Art. Soll ich Ihnen erzählen, was wirklich war?« Weiß schüttelte den Kopf, spuckte vor Wut auf den Boden. »Nein, ich muss mich zurückhalten, aber diese Lüge ist so durchtrieben, dass sie nicht einmal ein einziges Wort wert ist. Ich habe sie nicht gehört, verstehen Sie?«
    Braig trat einen Schritt zurück, entschuldigte sich. »Ich wollte Sie nicht kränken …«
    »Fehlt nur noch der Schwachsinn von Teufelsbeschwörungen und satanischen Messen, mit denen diese Schweine vom Flughafen seit Jahren hausieren gehen«, unterbrach Weiß seine Worte, »und dass Gabi lesbisch sei und hier alle paar Wochen perverse Schwulenfeste abgingen, wie?«
    Braig schwieg, wartete, bis der Landwirt sich beruhigt hatte.
    »So macht man Unschuldige fertig, haben Sie das nicht begriffen? Psychologische Kriegführung, wenn man anders nicht zum Ziel kommt. Ihr kleiner Chef wurde doch garantiert von den hohen Herren aus dem Ministerium aufgehetzt, gegen Gabi loszuziehen, sie als Mörderin zu verdächtigen, gegen diese lesbische Satansbeschwörerin zu ermitteln, wie?

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