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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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willkommen, wie ihm sein ehemaliger Chef versichert hatte. Er musste eine Entscheidung treffen – möglichst bald.
    Jetzt aber war es an der Zeit, sich wieder auf die derzeitigen Ermittlungen zu besinnen. Er musste sich voll und ganz auf das Verhör von diesem Ziegenfuß konzentrieren, die Überlegungen, die sein privates Leben betrafen, zurückstellen.
    Die ganze Zeit hatte er sich bemüht, die Wahrheit aus dem Mann herauszuholen, und doch nichts erreicht. Verdammter Mist, mit Neundorf wäre das nicht passiert. Sie hätte garantiert irgendeinen Trick aus dem Ärmel gezaubert und den Mann weich gekocht. Vielleicht nicht ganz auf legalem Weg, sondern mehr nach eigener Intuition. Aber ihr wäre es gelungen, davon war Braig überzeugt. Dass sie ausgerechnet heute so früh hatte gehen müssen!

38. Kapitel
    Sie sprang trotzdem. Unten im Vorgarten hatte sie größere Chancen, Hilfe zu finden. Die Tür hielt ohnehin nicht mehr lange durch, rund um das Schloss knackte und ächzte das Holz bereits in seinen letzten Zügen.
    Neundorf stieß sich von der Kante ab und sprang direkt auf den Mann zu. Er starrte mit aggressiver Miene hoch, geduckt wie ein Boxer. Mitten im Sprung begann er zu schreien.
    »Das ist eine Frau! Breuninger, du Arschloch, was soll ...«
    Sie erwischte ihn mit dem linken Fuß. Ihre kräftige Ferse traf ihn mit voller Wucht an der Schläfe. Er verstummte, ging benebelt zu Boden. Neundorf kam direkt neben ihm auf. Das Gras federte wie eine Matte beim Judo, milderte den Aufprall leicht ab. Sie rollte sich zur Seite, von dem Mann weg, rutschte in die Büsche. Als sie wieder auf den Füßen war, schnellte der Kerl hoch, keuchend, wild schnaufend.
    »Du verdammte Dreck...«, kreischte er.
    Mehr konnte sie vor Panik nicht verstehen. Er hatte ihr den Weg zur Straße abgeschnitten. Wohin jetzt? Sie musste sich in Bruchteilen von Sekunden entscheiden.
    Rein ins Haus, es gab keine Alternative.
    Neundorf spurtete zur Tür, verfolgt von der laut fluchenden Gestalt, riss das schwere Portal hinter sich zu. Der Schlag hallte laut durchs Haus. Draußen bestialisches Kreischen. Die Finger des Mannes in der Tür.
    Wohin jetzt?
    Sie starrte zur Treppe, wusste nicht, ob der andere Typ noch oben in der Diele war. Ob die Tür schon nachgegeben hatte? Hoffentlich. Vielleicht sprang er sogar aus dem Fenster.
    Neundorf blieb im Erdgeschoss, spurtete in den großen Raum. Gedämpft vernahm sie die beiden Stimmen.
    »Nicht so laut, du Idiot«, kam es von oben, »willst du uns die Polizei auf den Hals hetzen?«
    »Sie ist im Haus. Das ist ein Weib. Die Drecksau hat mich angegriffen.«
    »Im Haus?«
    Telefon. Sollte sie den Notruf wählen? Ach was, bis die so weit waren ...
    »Verdammt! Wo?«
    Sie saß in der Falle. Der wutentbrannte junge Büffel draußen, der andere Typ, wahrscheinlich Breuninger, oben. Ob sie den Besitz einer Schusswaffe vortäuschen sollte, um die beiden einzuschüchtern?
    Wie nur, wie?
    Sie musste das Zimmer verbarrikadieren. Womit? Der wuchtige Wandschrank war zwar ideal, aber viel zu schwer. Der marmorierte Tisch? Sie packte das Ungetüm, riss es zur Seite. Das Monstrum kippte, knallte auf den Boden. Es ließ sich nur mit äußerster Anstrengung durchs Zimmer zerren. Neundorf drückte die Tischplatte vor die Tür, atmete tief durch.
    Was jetzt?
    Draußen war alles dunkel, nichts zu erkennen. Sie musste den Kerl in die falsche Richtung locken und dann durch das andere Fenster abhauen. Vorausgesetzt, es ließ sich öffnen ...
    Sie schlich sich zum Fenster gleich neben der Tür, griff sich einen Blumenstock. Es war verdammt riskant, den Raum zu verlassen. Draußen war sie dem bärenstarken Kerl ausgeliefert. Wenn der sie erwischte, dann gute Nacht. Sie musste mit dem Schlimmsten rechnen.
    Der Fensterflügel schwang zur Seite, die Pflanze flog durch die Luft. Als sie auf dem Boden aufschlug, sah sie seinen Schatten. Es schien, als würde er auf ihr Täuschungsmanöver hereinfallen.
    Neundorf rannte quer durch den Raum, riss das Fenster auf der anderen Seite auf, starrte nach unten. Nichts zu sehen. Dann hoch auf das Sims und in den Garten.
    Der Mann war mindestens zehn Meter entfernt. Bis er das Knacken der Zweige bemerkte, hatte sie die Büsche schon durchbrochen. Neundorf schwang sich über den Zaun und spurtete auf den Gehweg.
    Die Straße war einsam und bis auf einige wenige Autos, die links und rechts geparkt waren, völlig leer. Etwa alle dreißig Meter eine Laterne, deren Licht nur den Umkreis erhellte.

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