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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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alles da, oder?«, kreischte der andere.
    »Alles? Aber ...«
    Plötzlich herrschte Totenstille. Neundorf hatte das Fenster erreicht, schob den Vorhang zur Seite. Der Stoff blieb hängen, erfasste eine kleine Figur, warf sie zu Boden.
    Der Schlag fuhr ihr durch Mark und Bein. Sie zitterte am ganzen Körper. Jetzt wussten die Männer, wo sie sich aufhielt.
    »Im Schlafzimmer«, brüllte einer.
    Schritte trabten über den Gang. Die Tür gegenüber wurde aufgerissen, knallte laut gegen die Wand. Möbel flogen zur Seite, Stühle knallten auf den Boden.
    Neundorf ergriff die Fensterklinke und versuchte, sie zu öffnen. Das harte Metallstück gab nicht nach. Ungläubig starrte sie das Fenster an, rüttelte an der Klinke.
    Draußen erbitterte Wutschreie. »Drüben in Silvias Zimmer!«
    Einer rannte auf die Diele, warf sich gegen die Tür.
    Neundorf hatte nur eine Chance. Sie musste sie aufhalten, bis das Fenster offen war. Der Tisch. Sie warf sich auf ihn, drückte ihn vor die Tür. Draußen wutentbrannte Schreie.
    »Er ist hier drin. Das Zimmer ist sonst immer offen.«
    Sie rüttelte wieder an der Klinke des Fensters. Es machte einen Höllenlärm, als sie sie aus der Verankerung riss und mit ihr in die Scheibe prallte. Glassplitter schnitten ihr in die Hand.
    »Die Knarre«, brüllte einer der beiden, »wo ist deine Knarre?«
    »Unten im Wagen!«
    Neundorf griff sich einen Blumenstock, donnerte ihn vollends ins Glas. Ein Scherbenregen prasselte in den Vorgarten hinunter.
    »Er will raus. Hol ihn dir. Vorsichtig, vielleicht hat er eine Waffe. Er darf nicht entkommen, er weiß Bescheid!«
    Wütende Tritte prasselten gegen die Tür. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis er sie zertrümmert haben würde.
    Neundorf schwang sich aufs Fenstersims, checkte den Boden mit den Augen ab, versuchte, einen günstigen Landeplatz auszumachen. In diesem Moment hechtete der Mann aus der Eingangstür. Sie sah mit einem Blick, dass er jung, kräftig, athletisch gebaut war. Einer von Breuningers freundlichen Helfern vielleicht, einer der Autoclub-Mitglieder für besondere Fälle. Wenn es mit Lobby-Arbeit nicht ging, dann eben so.
    Der Mann bemerkte sie, stürzte unter das Fenster, ballte die Fäuste. Hinter ihr im Zimmer knallten weiter Tritte gegen die Tür. Plötzlich splitterte das Holz rings um die Tischplatte.
    Sie wusste, sie war gefangen. Es war vorbei.

37. Kapitel
    Herr Ziegenfuß, Ihr Komplize. Nur den Namen, sonst nichts. Spielen Sie nicht den einsamen Helden. Für wen denn? Nennen Sie uns seinen Namen. Dann haben Sie Ihre Ruhe.« Braig wiederholte die Aufforderung nunmehr zum zwanzigsten, vielleicht sogar fünfundzwanzigsten Mal. »Es hat keinen Sinn mehr! Geben Sie endlich auf. Es ist vorbei.«
    Es war nicht vorbei. Ziegenfuß schwieg beharrlich, reagierte kaum noch. Er war offensichtlich müde und hatte das Verhör satt.
    »Verschwenden Sie doch nicht unnötig unsere Kraft. Unsere und Ihre. Schluss jetzt, Herr Ziegenfuß.«
    Keine Reaktion.
    »Es gibt keinen Komplizen«, war sein Standardsatz gewesen, den halben Abend lang, »ich kann keinen Namen nennen.«
    »Sie können es, wollen ihn aber schützen. Wozu? Er lacht sich krumm, während Sie hier schwitzen. Das ist er nicht wert. Packen Sie aus, machen Sie Schluss. Die Sache ist gelaufen.«
    Sie war nicht gelaufen, Braig spürte es immer deutlicher. Das Verhör war mühsam, allein mit Stöhr, der ohnehin nur schweigend dabeisaß und an seinen Fingernägeln kaute, weil sich sein Schokoladenvorrat in nichts aufgelöst hatte. Ziegenfuß schaltete auf stur. Ihm war nicht beizukommen. Nicht heute Abend, nicht in dem müden Zustand, in dem auch Braig sich inzwischen befand. Selbst wenn er jetzt noch auspackte, den Namen seines Kompagnons nannte: Der hatte sich inzwischen garantiert längst verkrümelt, auf und davon gemacht. Bis sie ihn aufspüren konnten, war der längst ausgeflogen.
    Steffen Braig fühlte sich schlapp und verbraucht. Sein Kopf dröhnte und schmerzte. Presslufthämmer schienen wieder einmal am Werk zu sein.
    Am Abend zuvor war es wieder so weit gewesen. Seine Mutter hatte ihm die übliche Szene gemacht. Er hatte angerufen, freundlich und interessiert, aber sie hatte nur ein Thema gehabt: den Geburtstag seiner Schwester. Braig hatte ihn vergessen im Trubel der Ermittlungen.
    »Ich werde dich besuchen, am nächsten Wochenende«, hatte er sie beschwichtigt. »Wir gehen zusammen auf den Friedhof und bringen ihr einen großen Strauß Blumen.«
    »Das macht sie auch

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