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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Werkstoffe. Nur mithilfe von Aluminium, Kunststoffen und speziellem Stahl schaffen es die Konstrukteure, den großen Karossen so wenig Gewicht zu verleihen, dass deren Energieverbrauch nicht noch weiter ausufert. Um die Legierungen für diesen speziellen Stahl herzustellen, bedarf es seltener Edelmetalle, die nur an wenigen Stellen unseres Globus, vor allem im Kongo, zu finden sind. Normalerweise wären diese Edelmetalle schon aufgrund ihres seltenen Vorkommens vom Preis her fast unerschwinglich, gibt es doch nur wenige alternative Fundorte. Handelte es sich beim Kongo um einen normal funktionierenden, gut durchorganisierten Staat, herrschten dort also Zustände, wie sie für ein friedliches Zusammenleben der Menschen notwendig sind, könnte die einheimische Bevölkerung von den hohen Erträgen dieser Bodenschätze in großem Ausmaß profitieren.
    Zum großen Glück und mit eifriger Unterstützung unserer Konzerne aber sind weite Teile des Landes in den Händen von separatistischen, terroristischen oder schlicht kriminellen Banden, die ein einziges Interesse eint: Möglichst schnell Geld für neue Waffen zu erhalten, um sich die Konkurrenz und die Zentralregierung vom Leib zu halten und neue Rohstoff-Reservoire zu erschließen. Die einheimische Bevölkerung interessiert dabei nur insoweit, als sie als Arbeits- oder Lustsklaven Verwendung finden kann, abgespeist mit minimalen Beträgen, mal von der einen, dann wieder von einer anderen Clique. Solange dieser bürgerkriegsähnliche Zustand weite Teile des Landes beherrscht, kommen unsere Konzerne extrem preiswert an wertvolle Rohstoffe. Zugleich sorgen sie mit dem Geld, das sie an die kriminellen Banden zahlen, dafür, dass diese genügend Waffen erhalten, um sich gegen die Zentralregierung wehren und somit die Einführung ordentlicher staatlicher Strukturen verhindern zu können.«
    »Ein Teufelskreis«, kommentierte Neundorf, »der der Bevölkerung das Leben auf Dauer zur Hölle macht.«
    Bohnwald nickte. »Damit unsere Konzerne aber nicht unmittelbar mit diesen wenig schönen Vorgängen in Verbindung gebracht werden können, wurden von ihren Handlangern Firmen gegründet, die die Drecksarbeit verrichten.«
    »Afrimport.«
    »Ein besonders erfolgreiches Beispiel, ja. Offiziell damit beschäftigt, Waren allgemeiner Art aus allen Ländern Afrikas zu importieren, ist der Laden auf die besonders preisgünstige Beschaffung von Edelmetallen konzentriert. Heute. Vor einigen Jahren noch ging es um Erdöl, ich habe es Ihnen erzählt. Der Name änderte sich, die Methode blieb sich gleich.«
    »Aber Robert Heimpold war damals noch nicht dabei.«
    »Nein.«
    »Dann sollte ich mich vielleicht eher danach erkundigen, wem die Firma gehört?«
    Bohnwald trommelte mit den Fingern seiner linken Hand auf den Tisch. »Das ist der springende Punkt.«
    »Und?«, fragte sie. »Ich denke, Sie haben es überprüft?«
    Statt zu antworten, beschäftigte er sich mit seinem Laptop, ließ ein auf den ersten Blick unüberschaubares Wirrwarr von Tabellen, Texten und lang gezogenen Verbindungslinien aufleuchten.
    »Mein Gott, was ist das?« Neundorf hatte Schwierigkeiten, die Grafik zu interpretieren.
    »Die Firma hat ihren Hauptsitz auf den Antillen«, erklärte der Journalist. »Kleine Inseln in der Karibik. Ich war zweimal dort, um Licht in die Sache zu bringen. Mein erster Besuch war ein totaler Fehlschlag. Ich suchte zwei Wochen lang Tag für Tag nach der angeblichen Zentrale. Vergeblich. Eine Afrimport existierte nicht. Nirgends. Die Adresse war aus der Luft gegriffen.«
    »Und bei Ihrer zweiten Visite?«
    »Das war jetzt, vor zehn Tagen. Dienstag vor einer Woche kam ich zurück.«
    »Dienstag vor einer Woche erst?« Samstagnacht war Jessica Heimpold getötet worden, jetzt, am Mittwochabend ihr Vater. Wenige Tage vorher war Martin Bohnwald hier aufgetaucht. Hatten die Ereignisse miteinander zu tun? Lag hier der Schlüssel zum Tod der beiden Ermordeten?
    Der Journalist nickte. »Es war Zufall. Ein britischer Kollege war ebenfalls dort unterwegs. Er kannte einen geschäftstüchtigen Typen, der – wie viele andere clevere Leute dort – als angeblicher Agent amerikanischer und europäischer Firmen residiert und den fiktiven Boss markiert. Mit vielen Dollars und fast genau so viel Promille führte er uns auf die Spur der Afrimport. Hier sehen Sie die realen Besitzer der Firma.« Bohnwald deutete auf mehrere Namen, die in der Form eines Spinnennetzes um das zentrale Logo der Firma gruppiert waren.

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