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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Schwäbisch Gmünd im Haus von Reinhard Welter, einem mit Bohnwald befreundeten Rechtsanwalt, statt. Heimpold bekam dort das Video zu sehen, das ihn an einer dieser Erzgruben zeigt.«
    »Er ließ Heimpold das Video sehen?«
    »Na ja, eine Kopie. Die Originale waren bei verschiedenen Leuten hinterlegt, um ganz sicherzugehen.«
    »Aber weshalb zeigte er dem Mann die Aufnahme? Heimpold war damit doch geliefert, ohne jede Chance, sobald es zur Veröffentlichung kommt.«
    »Bohnwald wollte Heimpold mit dem Material erpressen. Was heißt erpressen – eigentlich ist es das falsche Wort. Er legte dem Mann eine eidesstattliche Erklärung vor, die Stelle, an der Heimpold auf dem Video zu sehen ist, wegzuschneiden und den Film ohne diese Passage zu veröffentlichen – unter einer einzigen Bedingung.«
    »Unter welcher Bedingung?«
    »Heimpold müsse Beweise vorlegen, dass Meck für die kriminellen Methoden der Firma Verantwortung trägt.«
    »Alle Achtung«, hatte Weiss erklärt, »auf die Idee musst du erst mal kommen. Verdammt clever, der Bursche. Das ist wohl die einzige Chance, Meck wirklich zu packen.«
    »Das war wohl die einzige Chance.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, Heimpold hatte versprochen, sich die Sache zu überlegen, das bestätigten beide, Bohnwald und Welter. Bis heute Mittag zwölf Uhr sollte er seine Entscheidung mitteilen. Er hätte sich für das Angebot des Journalisten entschieden, so tief wie er in der Scheiße steckte. Es gab für ihn gar keinen anderen Weg. Es war seine letzte Chance. Aber dazu kam es nicht mehr. Du weißt ja, was gestern Abend noch geschah.«
    »Oh nein!« Weiss war von seinem Stuhl aufgesprungen, hatte beide Hände über sein Gesicht geschlagen. »Im Anschluss an das Gespräch wurde Heimpold überfahren.«
    »Wer steckt wohl hinter dem Mord? Dreimal darfst du raten.«
    »Meck war über das Treffen in Schwäbisch Gmünd informiert?«
    »Heimpold führte unmittelbar vor seiner Fahrt zu Welter und Bohnwald drei Telefongespräche: Zuerst bestätigte er beiden Männern noch einmal den Ort und die Zeit des Treffens, sprach nach ihrer Aussage auch über die Verantwortung Mecks für das geschäftliche Vorgehen. Unmittelbar im Anschluss daran verzeichnet die Telefongesellschaft ein neunundfünfzig Minuten langes Gespräch Heimpolds mit Mecks Privatanschluss. Anschließend noch einmal einen Anruf in Schwäbisch Gmünd: Er habe sich mit Meck über das Treffen ausgetauscht, erklärte er Bohnwald und Welter, Meck sei darüber informiert.«
    »Damit ist klar, warum Heimpold sterben musste. Aber ich fürchte trotzdem, dass euch der Kerl entwischt. Der hat die besten Rechtsanwälte an der Hand, Verbindungen in die höchsten Etagen der Staatsanwaltschaft und der Justiz.«
    »Und die Sache heute Nacht? Hat er sie persönlich erledigt?«
    »Der macht sich seine Finger nie schmutzig«, sagte Weiss. »Die Drecksarbeit überlässt der immer anderen.«
    Neundorf seufzte laut. »Wie soll ich dann vorgehen? Hast du einen Vorschlag?«
    »Mach dir keine zu große Hoffnung«, antwortete er. »Du weißt doch gut genug, wie problematisch es mit unserer demokratischen Verfassung steht. In Wirklichkeit existiert die Zwei-Klassen-Gesellschaft nach wie vor: Hier unten wir Normalsterblichen, dort oben die Chefetagen der Konzerne und ihre ergebenen Schleimer und Speichellecker in der Politik und den Behörden. Was bleibt Politikern heute anderes übrig als die willfährigen Erfüllungsgehilfen der Wirtschaftselite zu spielen? Dort in die Grauzone zwischen den beiden Bereichen, wo die realen Eminenzen unserer Gesellschaft ihre Strippen ziehen, hast du keinen Zugang. Weder du als Ermittlerin noch ich als Journalist. Dort gelten andere Gesetze. Du weißt doch, wie das läuft: Das ist ein einziger Sumpf.«
    Neundorf schüttelte verbittert den Kopf, ballte vor ohnmächtiger Wut die Fäuste. »Nein«, sagte sie, »nein.«
    Und wusste doch nur zu gut, wie recht er hatte.

24. Kapitel
    In solch einer Verfassung hatte ich Isioma seit Jahren nicht mehr erlebt. Sie saß in der Küche, die Ellbogen auf dem Tisch, den Kopf in den Händen, und weinte. Ihr ganzer Körper zitterte, alle paar Sekunden unterbrach ihr herzzerreißendes Schluchzen die Stille.
    Ich eilte zu ihr, schlang die Arme um sie, versuchte, sie zu beruhigen. Minutenlang hingen wir so ineinander verschlungen. »Was ist passiert?« Meine Frage blieb lange unbeantwortet. Irgendwann deutete sie auf die Zeitung. Ich zog sie her, sah die Überschrift des Artikels,

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