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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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dann so aus.« Er betätigte die Tastatur, ließ ein neues Foto aufleuchten.
    Der Gegensatz konnte nicht krasser sein. Neundorf dachte unwillkürlich an Hollywood. Die Inszenierung eines Horrorfilms, der das Ende der menschlichen Zivilisation in Szene setzte. Verpestete, verbrannte Erde, mit Schlick, verrosteten Röhren, Abfallbergen übersät. Dazwischen große und kleine Gasfackeln, Myriaden von Rußpartikeln in die Höhe wirbelnd, dicke Schwaden von Rauch überall in der Luft. Das gesamte Bild von einem Grauschleier überzogen.
    Bohnwald gab weitere Fotos zur Ansicht frei, die alle aus demselben Film zu stammen schienen. Überall zerstörte Landschaften, von Schlamm und Morast überzogene Böden, brackige Rüssigkeiten, brennende Fackeln, verrostete Rohre. »Dieselbe Gegend«, erklärte der Journalist, »ein paar Jahre später. Wohin ich auch kam, überall das gleiche Bild. Ich sagte es schon, ein Gebiet etwas größer als unser Bundesland.«
    »Was war die Ursache?«, fragte sie.
    »Ol«, sagte er kurz, »sie fanden Ol. Und Amerika und wir benötigen das Zeug. So einfach ist das.« Er beschäftigte sich wieder mit dem Laptop, erklärte ihr eine Karte, die einen Teil Nigerias zeigte. »Hier sehen Sie die Erdölfunde und hier den Verlauf der Pipelines. Die gesamte Region sah innerhalb weniger Jahre so aus, wie Sie es eben gesehen haben.«
    »Was ist mit der Bevölkerung?«, fragte Neundorf. »Ist die Gegend nicht bewohnt?«
    »Darum geht es«, antwortete Bohnwald, »jetzt kommen Heimpold und Co ins Spiel.« Er gab eine andere Karte ein, erklärte seiner Besucherin die Bevölkerungsdichte der Region. »Es handelt sich fast ausnahmslos um sehr fruchtbares Land. Der Niger fließt dort seit Jahrtausenden in unzähligen Windungen und Verästelungen durch die Landschaft, lagert ständig feinstes Material ab. Bessere Böden gibt es kaum. Kein Wunder, dass dort so viele Menschen leben.«
    Neundorf ahnte, worauf sein Bericht abzielte. »Aber die Menschen stehen einer schnellen Erdölgewinnung störend im Weg.«
    »So lässt sich das ausdrücken«, bestätigte er, »Dörfer, Gärten und Felder eignen sich schlecht als Gelände für weiträumige Bohrungen, zudem lassen sie sich nur bedingt als Schmutzflächen nutzen, in die das unsachgemäß angezapfte Öl abfließt. Will man aber möglichst schnell und preiswert an das schwarze Gold gelangen, kann man auf solche Nebensächlichkeiten keine Rücksicht nehmen. Weder auf Verluste an fruchtbarem Land noch auf Verluste von Menschen. Aber wie für meisten anderen Probleme gibt es auch hierfür Lösungen. Entweder Öl oder Menschen, so einfach ist das.«
    »Und es steht außer Frage, wer in solchen Fällen Vorrang genießt.«
    Bohnwald nickte. »Amerika und wir brauchen das Öl und die nigerianische Oberschicht Geld. Somit ist die Frage des Vorrangs tatsächlich geklärt.«
    »Heimpolds Firma hat mit diesen Vorgängen zu tun?«
    »Es war fast unmöglich, Ermittlungen durchzuführen. Allein schon in das Gebiet vorzudringen, war lebensgefährlich. Die Fotos stammen von einem Vorstoß, den ich damals mit zwei amerikanischen Kollegen wagte. Wir benötigten Monate, bis wir die Taktik der an der Ölgewinnung beteiligten Firmen durchschauten.«
    Neundorf wartete schweigend auf die Erklärung.
    »Sie bezahlten Killerbanden, die die Leute vertrieben«, sagte er. »Zigtausende wurden aus ihren Dörfern verjagt, vergewaltigt, ermordet. Die Hütten und Häuser in Brand gesteckt, das ohnehin bescheidene Hab und Gut der Menschen geraubt oder zerstört. Wer nur ein Wort dagegen sagte, war kurz darauf tot. Alle Maßnahmen im Einvernehmen mit der jeweiligen nigerianischen Regierung. Regierung, was heißt Regierung? Ein Schreckensregime löste das andere ab. Am schlimmsten war die Clique um den Diktator Abacha. Jede dieser Banden bediente sich der immer gleichen Methoden, um ihre Herrschaft zu stabilisieren. Leben zählt nicht viel in diesen Regionen. Als Preis für ihr Stillhalten beim Abschlachten der eigenen Bevölkerung ließen sie sich von den beteiligten Firmen Millionen in die Taschen stecken. Der Name Ken Saro Wiwa ist Ihnen ein Begriff?«
    Neundorf erinnerte sich daran, von den Vorgängen um den Mann gelesen zu haben.
    »Ein nigerianischer Schriftsteller, der die ständigen Menschenrechtsverletzungen der Konzerne und des Diktators anprangerte. Am 10. November 1995 wurde er ermordet.«
    Bohnwald zündete sich eine neue Zigarette an, inhalierte den Rauch. »Damals stieß ich zum ersten Mal auf

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